[145] Latiner (Lateiner), 1) im weiteren Sinne der Gesammtname für verschiedene Völkerschaften Altitaliens, welche im Unterschied von den Umbrischsabellischen Völkern den zweiten Hauptzweig der Italischen Völker bildeten u. vorzugsweise die westliche Hälfte des mittlern u. südlichen Italien innehatten (s. Italien [Gesch.] I. u. Italische Sprachen). Der Latinische Völkerzweig ist benannt nach den historisch wichtigsten der zu ihm gehörigen Völkerschaften, 2) den Latinern im engeren Sinne od den Bewohnern von Latium (s.d.), welche nach der römischen Sage ihren Namen zu Ehren eines alten Königs Latinus, von welchem Äneas mit seinen Trojanern gastlich aufgenommen wurde, erhalten haben. Die alten L. waren ein ackerbautreibendes Volk, welches in eine Anzahl von Geschlechts- u. Markgenossenschaften (Gaue) zerfiel, welche alle als politische Einheiten zunächst für sich allein standen, sich aber allmälig größerer Sicherheit halber zu Eidgenossenschaften verbündeten. Der wichtigste dieser latinischen Gemeinbünde war der, an dessen Spitze lange Zeit hindurch Albalonga (s.d.) stand. Die Bundesstätte einer zweiten ähnlichen Verbrüderung war der Hain der Diana in Aricia; an der Spitze einer dritten stand vielleicht Gabii. Daß alle diese Eidgenossenschaften, deren Zugehörige sich Alte Lateiner (Prisci Latini) im Gegensatz der später außerhalb Latium angesiedelten latinischen Gemeinden nannten, sich wieder als Stamm- u. Bundesgenossen in der latinischen Conföderation zusammenfanden, ist sehr wahrscheinlich, obgleich sich die Macht u. das Recht der obersten Bundesgemeinde nicht mehr bestimmen läßt. Alba galt stets als Haupt- u. Muttergemeinde, in welchem Sinne dann auch Rom, welches sich außerhalb jener Eidgenossenschaften entwickelte, wohl als eine Albanische Colonie bezeichnet wird. Über die weiteren Schicksale der latinischen Conföderation s. Rom (Gesch.).