Liechtenstein [1]

[363] Liechtenstein, 1) das kleinste souveräne Fürstenthum Deutschlands, mit einem Flächengehalt von 2,90 QM.; grenzt im Norden u. Osten an den tyroler Kreis Vorarlberg, im Süden u. Westen an die Schweizercantone Graubündten u. St. Gallen, wird[363] von zwei Gebirgszügen durchzogen, deren höchste Spitzen das Angsthorn (7900 Fuß) u. die Kimberspitz (7500 Fuß) sind, durch den Rhein von St. Gallen getrennt u. von der Somina durchflossen; bringt Getreide, Flachs, Wein, Obst, hat gute Viehzucht, reichlich Waldungen u. Wild. Die Einw., 7150, sind Katholiken. Der Fürst residirt gewöhnlich in Wien, dort befindet sich auch die fürstliche Hofkanzlei, der ein Vorstand zugeordnet ist; als dritte Instanz ist seit 1816 das Appellations- u. Criminalobergericht in Innsbruck bestimmt. In dem Lande selbst steht an der Spitze der Geschäfte ein Landesverweser, dem ein Rentmeister u. ein Zöllner beigegeben ist; alle hängen von der fürstlichen Hofkanzlei in Wien ab. Für das Land gelten die österreichischen Landesgesetze; auch ist L. im Juni 1852 dem österreichischen Zoll- u. Steuergebiet beigetreten; Münzen, Maße u. Gewichte sind ebenfalls die österreichischen. Die Landstände (seit 1818) bestehen aus der Landmannschaft u. Geistlichkeit; zu jener sind wahlfähig die Unterthanen unbescholtenen Rufs, 30 Jahre alt u. mit Grundbesitz von 2000 Gulden. Der Landtag darf über die Domänen des Fürsten nicht verfügen. Einkünfte: 55,000 Gulden C. M. Das Bundescontingent ist 91 Mann Scharfschützen. Auf dem Bundestage hat es mit Reuß, Lippe, Waldeck u. Hessen-Homburg die sechzehnte Stelle, in Pleno eine Stimme. Wappen: fünffelderig; das erste obere Feld hat einen Adler, das zweite (schwarz) fünf goldene Balken, das erste untere hat zwei weiße u. rothe Felder, das zweite in Gold einen schwarzen Adler; in dem Ausschnitte zwischen beiden ist in blauem Grunde ein goldenes Hifhorn. L. theilt sich in die Herrschaften Vaduz (jetzt Liechtenstein, Hauptort Liechtenstein [sonst Vaduz genannt], Marktflecken mit dem Schloß L.; 700 Ew.) u. Schellenberg (mit dem Schloß gleiches Namens); doch besitzt der Fürst in Österreich-Schlesien, Mähren, der Lausitz, Ungarn u. Steyermark noch große Mediatgüter, zusammen 104 QM., mit 600,000 Ew. u. 1,400,000 Gulden Einkünfte; 2) s. Lichtenstein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 363-364.
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