Lungenseuche

[613] Lungenseuche, eine bösartige ansteckende Krankheit des Rindviehes. Das erste auffallendste Zeichen ist ein rauher u. trockener Husten; dann zeigt sich das Thiermatt u. traurig, hatstruppiges Haar, die Milch verliert sich zum Theil u. der Appetit istgeringer. Zuweilen stellt sich Durchfall ein. Nach u. nachwirdder Husten häufiger, das Athmen ist vermehrt u. angestrengt. Im weiteren Verlauf der Krankheit nehmen alle Zufälle an Heftigkeit zu, das Thier magert immer mehr ab, die Flanken u. die Augen fallen tief ein u. endlich folgt der Tod, oft durch Erstickung. Fast stets findet sich auf den mit den Rippen verwachsenen Lungen eine gelbe Masse. Die Lungen selbst sind sehr groß, schwarzroth, fest u. auf dem Durchschnitt mit gelben Adern durchzogen. Eine dicke, gelbe Haut umkleidet die Lungen. Die Ursachen sind noch nicht sicher ermittelt; in den meisten Fällen entsteht die L. durch Ansteckung mittelst der Luft, u. zwar auf ziemlich weite Entfernung. Die Cur ist immer mißlich u. gelingt nur im ersten Anfang der Krankheit. An den Kranken ist zuerst ein reichlicher Aderlaß zu machen, dann eine Laxanz zu geben u. an beiden Seiten der Brust zwei Eiterbänder einzuziehen. Bei schon weit vorgeschrittener Krankheit reibt man auf beiden Seiten der Brust eine scharfe Salbe ein. Der Kranke muß täglich gebürstet u. frottirt u. mit einer Decke belegt u. es muß das beste u. völlig gesundes Futter, im Sommer Heufutter u. lauwarmes säuerliches Sausen gegeben werden. Das zuverlässigste Schutzmittel ist die Impfung; sie geschieht an den noch gefunden Thieren, sobald die L. ausgebrochen ist, an dem unteren Schwanzende mit der Flüssigkeit der Lunge eines Thieres, welches an der L. gefallen ist. Man macht mit dem Messer 1–2 Einstiche durch die Haut, erweitert die Wunde etwas u. dreht das Messer leicht herum. Die Wirkung der Impfung gibt sich innerhalb 4–40 Tagen durch Empsindlichkeit u. Anschwellung der Impfstelle zu erkennen, hat aberzuweilen tödtlichen Ausgang, indem sich der Brand entwickelt. Vgl. Winiker, Die L., Kiel 1856; Gierer, Die L., München 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 613.
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