Mühlsteine

[512] Mühlsteine, die in den Mahlmühlen nöthigen Steine, zwischen welchen das Getreide gemahlen wird. Sie sind meist von porösem, hartem Sandstein, ausgezeichnet sind die aus dem Niederwallseer u. aus dem Berger Bruche (15 Mln. von Wien an der Donau), unter den sächsischen die von Pirna, Rochlitz, Johnsdorf bei Zittan, Cronwinkel in Koburg-Gotha; die aus der Mühlsteinlava gehauenen aus der Gegend von Trier u. Köln; in Frankreich sind am besten die von La Ferté sous Jouarre (vgl. die Mühlsteinfabrikation in La Ferté sous Jouarre, Dresd. 1851). In Deutschland macht man sie von 3–5 Fuß Durchmesser u. 10–24 Zoll Höhe, in Frankreich 5–7 Fuß Durchmesser u. 18 Zoll Höhe. Größere Steine setzt man oft aus mehren Theilen zusammen, die man durch einen Kitt aus gebranntem Kalk, seinem Quarzsand u. frischer Käsemasse verbindet u. mit eisernen Reisen umschließt. Die höhern Steine werden zu Läufern, die niedern zu Bodensteinen genommen; noch häufiger nimmt man abgenutzte Läufer zu Bodensteinen. Werksteine od. M., welche im Steinbruche dieselbe Lage, wie nachher in der Mühle haben, heißen Banksteine; standen die später in der Mühle horizontal liegenden Flächen im Bruche vertikal, so heißen die M. Quersteine. Um die schädliche Vermischung des Sandes mit dem Mehle zu verhindern, hat man in England statt der M. gußeiserne Scheiben od. Cylinder, auch wohl (nach dem Vorschlage des Grafen de la Tourville) Klötze von hartem Holze mit Eisenblech, wie bei einem Reibeisen durchlocht, beschlagen. Für den Gebrauch werden die M. behauen od. geschärft, indem man ihnen die Hauschläge (vgl. Mühle A) gibt u. in die dazwischen stehen bleibenden Erhöhungen, Rämmel, Querkerben macht. Als Werkzeuge dienen dabei die in eine Spitze auslaufende Spitzhaue, die Picke mit meiselartiger, gerader Arbeitskante u. der Kieshammer (Kraushammer) mit einer feilenartig gefurchten Bahn. Eine Maschine zum Behauen der M. wurde zuerst 1840 u. zuletzt 1850 in Amerika für Nesmith patentirt; in ihr arbeiten besonders geführte u. hammerartig bewegte Meisel gerade od. krumme Furchen in den Stein. Die Franzosen geben dem Läufer eine etwas concave Unterfläche u. dem Bodensteine eine etwas weniger convexe Oberfläche. In England hat man aus einer Mischung von Thon u. Kieselerde mit Kalkerde künstliche M. verfertigt. Verbrechern wurde bei den Syrern, Phönikern, Griechen u. Römern ein M. (Catillus) an den Hals gehängt od. der Kopf durch das Loch gesteckt u. sie dann ersäuft (vgl. Katapontismos).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 512.
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