Macāo

[661] Macāo, 1) Flecken in der portugiesischen Provinz Estremadura, rechts unweit des Tajo; 2250 Ew.; 2) portugiesische Niederlassung auf einer Landzunge im südöstlichen Theile der großen Insel Hiang-schang an der Mündung des Tiger- od. Perlflusses unterhalb Canton im südlichen China, ist nur ein kleines Gebiet von etwa 1/2 QM., das durch eine Mauer von dem chinesischen Gebiete getrennt wird, einer der gesundesten Wohnplätze des östlichen Asiens mit etwa 35,000 Ew., worunter 5000 Portugiesen u. andere Nichtchinesen. Die Europäer leben unter Controle der portugiesischen Behörde, während die Chinesen unter ihrem eigenen Tsu-taug od. Stellvertreter des Districtsvorstandes von Hiang-schang stehen. Jedoch werden die Portugie-sen, welche einen jährlichen Grundzins von 5000 Dollars zahlen, von der chinesischen Behörde überwacht. Früher war M. nebst den Inseln Solor u. Timor im Ostindischen Archipel dem Generalgouvernement zu Goa untergeordnet, seit 1844 aber bildet es ein eigenes Gouvernement. 3) Die Stadt M., außerhalb welcher Europäer keine Wohnhäuser bauen dürfen, zählt 15,000 Ew., hat einen sichern Hafen, 5 christliche Kirchen, mehre Pagoden, wird von drei Forts innerhalb u. einigen anderen außerhalb der Mauern vertheidigt u. gewährt wegen des ansteigenden Terrains u. der meist großen u. geräumigen Gebäude der Europäer vom Meere aus einen stattlichen Anblick. M ist Sitz des portugiefischen Gouverneurs u. eines katholischen Bischofs. Die Niederlassung wurde 1563 angelegt u. war vor dem ersten englisch. chinesischen Kriege von großer commercieller Bedeutung, weil M. den Vermittelungspunkt zwischen dem europäischen Handel mit Canton bildete. Seit dem Frieden vom 26. Aug. 1842, namentlich seit Begründung von Hongkong (s.d.), hat M. viel von seiner früheren Wichtigkeit verloren, wenn auch der Zwischenverkehr, namentlich der Opiumschmuggel, noch immer von Bedeutung ist. Bis dahin besaßen die Engländer in M. eine Factorei; auch war hier der Sitz einer protestantischen Mission für China nebst einer chinefischen Buchdruckerei. Am 28. Febr. 1846 wurde M. von den Portugiesen zum Freihafen erklärt. Im Oct. 1846 sowie 1849 fanden blutige Conflicte zwischen den Chinesen u. Europäern statt. Auf einer Anhöhe bei der Stadt M. zeigt man die Grotte des Camoens, in welcher dieser seine Lusiaden gedichtet haben soll. 4) Nebenfluß des Apure in der Granada-Conföderation (Südamerika).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 661.
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