Meran

[142] Meran, 1) Stadt im Kreise Brixen (Tyrol), am Einfluß der Passer in die Etsch, in reizender Lage; Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, 2 Klöster, Pfarrkirche, Englisches Fräuleinstift, Gymnasium, Knabenseminar, Eisenminen, viel Fremdenverkehr (bes. Brustkranke wegen des milden Klimas, auch Molken- u. Traubencur), Weinbau (Hochhütter), Obstban; die Wassermauer ist ein gegen die Überschwemmungen der Passer angelegter Damm; 2700 Ew.; dabei auf dem Küchelberge das alte Schloß Tyrol. M. entstand im 10. Jahrh. aus den Ruinen der alten römischen Colonie Maia, welche im 8. Jahrh. durch den Einsturz des Naiserberges verschüttet worden war. 2) Ehemaliges Herzogthum, bestehend aus verschiedenen Ländereien an der Etsch u. am Jun in Tyrol, gehörte den Grafen von Andechs unter baierischer Lehnsherrlichkeit. Als aber Kaiser Friedrich l. 1180 den Herzog Heinrich den Löwen in die Acht erklärte, unterwarf er die Grafen von Andechs dem Reiche u. erhob sie zu Herzögen. Der erste Herzog war Berthold I. (III.), welcher 1192 starb; sein Sohn, Berthold II. (IV.), besaß Tyrol, Istrien, Dalmatien, Kroatien, Andechs, Diesen, Wolfrathshausen u. Hohenwart u. regierte bis 1204. Ihm folgte sein Sohn Otto I. (st. 1234) u. Enkel Otto II, mit welchem 1248 das ganze Geschlecht erlosch. Einige Güter desselben erhielten die Burggrafen von Nüruberg u. die Grafen von Orlamünda, welche mit ihm verschwägert waren, andere[142] zogen Venedig, Bamberg u. Würzburg an sich; Tyrol aber fiel an Albert, Grafen von Tyrol u. nahen Anverwandten der Herzöge von M. In neuester Zeit haben die Gemahlin u. der Sohn des Erzherzogs Johann (s.d. 230) von M. den Grafentitel erhalten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 142-143.
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