Narde

[679] Narde, 1) (Nardus, Nardum), die fingerdicken, kurzen, schwarzgrauen Stücken des Wurzelhalses von Nardoffachya od. Valeriana gatamansi mit zahlreichen, röthlichen, seinen, ansrechten, zum Theil das Gewebe der vertrockneten Wurzelblätter erkennen lassenden Fasern am obern Theil, die das Ansehen einer Ähre, von der Dicke u. Länge eines kleinen Fingers haben, stark, angenehm, dauerhaft, der Valeriana celtica ähnlich riechen, bitter u. gewürzhaft schmecken; war im Alterthum ein sehr geschätztes, kostbares Aroma u. Arzneimittel u. kam durch die Phöniker in den Handel. Die Nardensalbe (Nardīnum) wurde aus einer Mischung von Ölen aus verschiedenen Valerianen bereitet; geschätzt war das Nardum indicum u. N. syriacum (bes. in Tarsus verfertigt u. auch N. assyriacum od. babylonicum genannt), dann auch N. gallicum u. N. cretense; sie wurde in kleinen Alabasterbüchsen versendet u. in Riechfläschchen getragen. Man salbte sich nicht allein damit, sondern würzte damit auch den Wein. Mit solcher Salbe salbte Maria von Bethanien Jesum zum Tode. Die N. war schon zu Dioskorides Zeiten häufig der Verfälschung unterworfen. Auch beiuns wurde ehedem die N. als magenstärkendes, krampflinderndes Mittel angewendet, war ein Bestandtheil des Theriaks u. eines besonderen Liqueurs, diente in Säckchen (Pulvilli odorati) eingenäht als Riechmittel bei hysterischen Anfällen. In Indien wird es noch häufig als Arznei u. auf Java als Gewürz gebraucht. N. grandiflora, De C., in Nepal auf den emodischen Gebirgen heimisch, mit[679] länglicher Wurzel, ovalen od. herzförmigen Stängelblättern, Blüthen in einem gipfelständigen Köpfchen. Von ihr eine Sorte N., die unter der Vorigen vorkommen soll, von Guibourt aber als Nardus radicant de l'Inde, auch falsche indische N. unterschieden wird, angeblich die N. vom Ganges (Nardus Gangites) des Dioskorides ist u. jetzt häufiger im Handel vorkommt. Sie besteht aus einem braunen, harten, holzigen, mit braunen, groben, haarartigen Fasern bedeckten Wurzelkörper von der Dicke einer Schreibfeder, der sich oben in 3–4, 7–8 Zoll lange, ganz mit braunen, aufrecht stehenden Fasern, Überbleibseln der Wurzelblätter, bedeckte Wurzelköpfe od. Stängel theilt, riecht der Vorigen ähnlich, aber schwächer u. angenehm, schmeckt schwach u. erdartig. Eine dritte Sorte, Nard. foliaece de l'Inde nach Guibourt, scheint von derselben Pflanze in jüngerm Zustande gesammelt zu sein, besteht fast ganz aus gelblichen, beblätterten Ähren, die unten in eine kurze, holzige, mit haarigen Fibrillen besetzte Wurzel übergehen, stärker, gewürzhafter u. angenehmer riechen; 2) Celtische N. (Nardenbaldrian), ist Valeriana celtica, vgl. Valeriana tuberosa; 3) Deutsche N., ist Lavandula spica; 4) falsche N. der Dauphinée, Wurzel von Allium victorialis; 5) Indische, s. Nardostachys gatamansi; 6) Schwarze Berg-N., s. Valeriana Hardwickii Wall.; 7) Syrische N., ist Patrinia scabiosaefolia; 8) Wilde N., ist Asarum europaeum; 9) (Nardensame), Zahme N., ist Nigella. sativa.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 679-680.
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