Sententĭa

[852] Sententĭa (lat.), 1) Gedanke, Sinn eines Satzes; 2) Meinung, Ausspruch; so Sententiae in der Theologie des Mittelalters die Aussprüche der Kirchenväter über die dogmatischen u. ethischen Grundlagen des Christenthums; später wurden diese Sentenzen gesammelt zum Zweck der Erkenntniß u. des Unterrichts, so schon von Isidorus von Sevilla. Bei der ferneren speculativ-dialektischen Richtung der Scholastiker trat dazu das räsonirende Verfahren, wodurch der traditionelle Kirchenglaube durch Vernunftgründe erwiesen, Einwendungen dagegen u. scheinbare Widersprüche durch logische Erörterung gelöst u. auch neue Probleme u. Fragen aufgestellt werden sollten. Beide Richtungen suchte Petrus Lombardus zu vermitteln u. wurde deshalb Magister sententiarum u. seine Anhänger unter den Scholastikern seit dem 12. Jahrh. Sententiarier genannt, s. Petrus 7); 3) Rechtsspruch, Urthel; S. absolutorĭa, Entbindungsurtheil; vgl. Absolutorium 1); S. conditionāta, bedingliches Urtheil; S. confirmatorĭa, S. mixta, S. reformatorĭa, s.u. Appellation III. A) a) dd); S. criminalis, s.u. Criminalproceß; S. definitīva s. decisīva, Endurtheil; S. interlocutorīa, s. Beiurthel; S. locationis in concursu, Locationsurtheil, u. S. locatoria, Prioritätsurtheil, s.u. Concurs 1) E); S. paritoria, s.u. Mandatsproceß; S. undae, s.u. Gottesurtheil B).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 852.
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