Kirchenväter

[532] Kirchenväter (Patres ecclesiae), die christlichen Männer, welche durch Lehre, Schrift u. Wandel die Träger des kirchlichen Lebens in der Alten Kirche waren; die protestantische Theologie beschränkt diesen Namen auf die bis zum 7. Jahrh., während die Katholiken sie bis in das 13. Jahrh. fortführen. Ihre Vorgänger waren die Apostolischen Väter (s.d.). Die Katholiken unterscheiden auch zwischen K-n, welche wegen ihrer unzweifelhaften Rechtgläubigkeit in besonderer Achtung in der Kirche standen u. sich durch hervorragende productive Kraft auszeichneten, u. Kirchenschriftstellern (Scriptores ecclesiastici), zu welchen sowohl die kirchlichen Lehrer nach der Zeit der Väter, als auch die mit den K-n gleichzeitigen gehören, welche nicht ganz rechtgläubig im Sinne der Katholischen Kirche waren; Kirchenlehrer (Doctores ecclesiae) heißen auch die späteren Scholastiker Die vorzüglichsten K. der Griechischen Kirche sind Athanasios, Basilios d. G., Gregorios von Nazianz u. Chrysostomos; die der Lateinischen Kirche Gregorius d. G., Augustinus, Ambrosius u. Hieronymus, denen von ihren Kirchen besondere Gedächtnißtage geweiht wurden. Die Wissenschaft, welche sich mit der Darstellung des Lebens, der Lehren u. der Erklärung der K. beschäftigt, heißt Patristik od. Patrologie; man unterscheidet auch beide Bezeichnungen u. versteht dann unter Patrologie die Berücksichtigung der Persönlichkeit u. Schriften der K., also des bio- u. bibliographischen Momentes; unter Patristik aber die Beschäftigung mit der Lehre, also mit dem theologischen Moment. Der Erste, welcher sich mit der Patristik beschäftigte, war Hieronymus in seiner Schrift Scriptores ecclesiastici, dann Gennadms, Isidorus Hispalensis, Ildefonsus u.a., gesammelt von I. A. Fabricius in Bibliotheca ecclesiastica, Hamb. 1718; Bellarmin, De scriptoribus eccl., Rom 1613; Labbe, Dissertatio de scriptt. eccles., Par. 1660, Suppl. dazu von Oudin, ebd. 1686; Dupin, Nouvelle bibliothéque des auteurs ecclés., ebd. 1686–1714; Schönemann, Bibliotheca historico-literaria Patrum latinorum, Lpz. 1792–94; Walch, Bibliotheca patrist., Jena 1770, u. Aufl von Danz, ebd. 1834; Winter, Patrologie, Münch. 1814; Engelhardt, Leitfaden zu Vorlesungen über Patristik, Erl. 1823; Goldwitzer, Bibliographie der K., Landsh. 1828; Danz, Initia doctrinae patrist., Jena 1839; Möhler, Patrologie, Regensb. 1839; Eberl, Leitfaden zum Studium der Patrologie, Augsb. 1854. Das Studium, früher mehr in den Katholischen, seit dem vorigen Jahrh. auch in den Protestantischen Kirchen getrieben, ist bes. für Kirchen- u. Dogmengeschichte. Exegese u. Dogmatik wichtig. Gesammelt sind die K. von de la Bigne, Magna bibliotheca veterum Patrum, Par. 1575 u. 1654, 17 Bde., Fol.; Maxima bibl. vett. Patr., Leyd. 1677, 27 Bde.; Fol. (darin die griechische in lateinischer Übersetzung), dazu Le Nourry, Apparatus ad bibliothecam max. vett. Patr., Par. 1703–25; Andr. Gallandi. Biblioth. vett. Patr., Vened. 1765–81, 14 Bde, Fol.; Migne, Patrologiae cursus completus. Par. 1840 ff.; Bibl. Patr. eccles. latin. selecta, herausgegeben von Gersdorf, I. H. Goldhorn, R. O. Gilbert, E. F. Leopold, O. Fridol. Fritzsche, Lpz. 1838–42, 10 Bde.; Bibliotheca sacra Patrum eccles. graecorum, von K. E. Richter u. R. Klotz, ebd. 1826–34, 4 Bde. (unvollendet); Auszüge u. Christomathien von Rösler, Bibliothek der K., Lpz. 1776–86, 10 Bde.; Grabe, Spicilegium Patrum saec.I.–III., Oxf. 1698; Augusti, Chrestomathia patrist., Lpz. 1812; Royards, Chrestom patr., Utr. 1831; Collectio sel. SS. ecclesiae Patrum, von A. B. Caillau u. N. S. Guillon, Par. 1833–40; Sinter, Patrum graec. saec. IV. delectus, Par. 1842; Thilo, Bibliotheca Patrum graec. dogmatica, Lpz. 1853 f.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 532.
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