Shawl

[935] Shawl (spr. Schahl), 1) große, meist seine bunte Umschlagtücher, welche entweder gleich lang u. breit, od. nur ungefähr halb so breit als lang sind (Longshawls), od. auch doppelt so breit als lang (Doppelshawls). Das vierschäftig geköperte Grundgewebe besteht entweder ganz aus Kammgarn u. zwar bei den feinsten Kaschmir- od. Ternauxshawls nicht aus Schafwolle, sondern aus der Wolle der Kaschmirziege, od. es besteht aus gezwirnter florettseidener, bei geringeren Sorten aus baumwollener Kette u. aus Kammgarneinschlag. Die Bagdadshawls sind geringere türkische S-s aus kaukasischer Schafwolle. Die vielfarbigen Muster werden bei den werthvollsten S-s durch das mühsamere Broschiren (vgl. Musterweberei B), gewöhnlicher aber durch das billigere Lanciren erzeugt; im letzteren Falle hat die Rückseite ein weniger schönes Aussehen, da der hier flott liegende Figurenschuß ausgeschnitten wird. Der Figurenschuß ist bei den feinsten S-s nur aus Kammwolle, bei geringeren theilweise od. ganz aus Streichwolle, oft mit Florettseide od. Baumwolle vermischt, bei den billigsten ganz aus Baumwolle. Damit die Kettenfäden das Muster nicht beeinträchtigen, wird die Kette vor dem Weben chinirt od. bedruckt. S-s, deren Muster so reich ist, daß kein Grund hindurch sichtbar ist, nennt man Tapis. Die Doppelshawls werden auf einem eigenthümlichen Stuhle mit Jacquardmaschine gewebt u. zwar zwei zugleich, so daß sie sich ihre unrechten Seiten zukehren; jeder hat seine eigene Kette u. seinen eigenen Grundschuß, der Figurenschuß dagegen geht wechselsweise aus der einen Kette in die andere über u. erzeugt in jedem der zwei S-s dasselbe Muster, aber in Farbe u. Stellung verschieden; die beiden durch den Figurenschuß durchweg zusammenhängenden S-s werden entweder gleich auf dem Stuhle durch ein Messer, od. auf einer Maschine auseinander geschnitten u. auf der Rückseite auf einer Cylinderschermaschine geschoren. Die S-s werden bei uns von Damen als Umschlagtücher, in der Levante, Persien u. Indien als Gürtel getragen u. um den Kopf gewunden. Früher waren die türkischen S-s die feinsten,[935] sie kamen aus Asien; jetzt werden auch in Deutschland, England u. Frankreich sehr seine S-s gewebt; 2) so v.w. Lory; 3) gewirkte od. gestrickte, meist sehr lange u. schmale, wollene od. baumwollene, auch wohl seidene Tücher, welche man im Winter um Hals u. Brust trägt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 935-936.
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