Vergerio

[465] Vergerio (Vergerius), Pietro Paolo, stammte aus einem edeln Geschlechte der Stadt Capo d'Istria (s. Verger), geb. um 1498, studirte in Padua die Rechtswissenschaften u. Philologie, trat 1530 mit seinem Bruder Aurelio, dem Geheimschreiber des Papstes Clemens VII., zu Rom in den Dienst der Kirche; noch in diesem Jahre ging er mit dem Legaten Campeggi zum Reichstag nach Augsburg, wo er sich die Zufriedenheit des Papstes u. die Zuneigung des Königs Ferdinand erwarb. Unter Papst Paul III. nach Rom gerufen, um über die deutschen Angelegenheiten zu berichten, ging er von da zum zweiten Male nach Deutschland., hielt sich erst am Hoflager des Kaisers auf, bereiste dann die deutschen Fürstenhöfe u. hatte in Wittenberg eine Unterredung mit Luther, welchen er ebenso vergebens zu der Katholischen Lehre zurückzuführen sich bemühte, wie die deutschen Fürsten zur Beschickung eines Concils nach Mantua zu bereden. Er wurde hierauf Titularbischof von Modrusium in Kroatien u. 1536 Bischof zu Capo d'Istria u. nahm an dem Religionsgespräch zu Worms 1540 Theil. Die Bekanntschaft u. der häufige Verkehr mit Protestanten hatten ihn der Protestantischen Lehre befreundet, u. deshalb der Kirche verdächtig geworden, verließ er Capo d'Istria, ging 1546 nach Mantua, dann nach Riva (Reif) bei Trient, nach Venedig u. 1548 nach Padua, wo er am 13. Dec. d. J. förmlich aus der Katholischen Kirche austrat Mit dem Banne belegt, ging er nach Graubündten, predigte im Veltlin, Poschiavo u. Engadin, bes. zu Pontresina, das Evangelium, wurde 1549 Pfarrer zu Vicosoprano im Gotteshausbund u. bereiste von da die westliche Schweiz, um den reformirten Lehrbegriff kennen zu lernen. Da er sich aber mit demselben nicht befreunden konnte, verließ er 1553 Graubündten, folgte einem Rufe des Herzogs Christoph nach Württemberg u. ließ sich zu Tübingen nieder, von wo aus er Missionsreisen in reformatorischem Interesse machte, so 1556 u. 1559 nach Polen, 1558 nach Böhmen, sich an den irenischen Versuchen zwischen Lutheranern u. Reformirten betheiligte u. vieles für die Protestantische Kirche that. Er starb am 4. Oct. 1565 u. schr. mehres. Seine Schriften gegen das Papstthum, Tüb. 1563, 1. Thl.; Lebensbeschreibung von Sixt, Braunschw. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 465.
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