Viterbo

[623] Viterbo, 1) Delegation des Kirchenstaates, zwischen der Comarca di Roma, der Delegation Civita vecchia u. den italienischen Provinzen Grosseto, Siena u. Perugia, 54,51 QM., mit 128,300 Ew.; ist von vulkanischen Gebirgsgruppen erfüllt, von dem See von Bolsena u. den Flüssen Tiber (Grenzfluß gegen Perugia), Marta u. Fiora bewässert u. sehr fruchtbar; 2) Hauptstadt darin, am Fuße des Mt. Cimino, mit einer thurmreichen Mauer umgeben, heißt die Stadt der schönen Brunnen u. schönen Mädchen, ist Sitz der Delegationsbehörden u. des Bischofs, hat Kathedrale S. Lorenzo, auf dem Grund eines Herculestempels, mit den Grabmälern der Päpste Johanns XXI., Alexanders IV. u. Clemens IV., in ihr, vor dem Hochaltäre, ermordete 1270 Guy von Montfort den Prinzen Heinrich von Carnwall; vor ihr nöthigte Papst Hadrian IV. den Kaiser Friedrich Barbarossa, ihm den Steigbügel zu halten. B. hat außerdem noch 16 andere Kirchen, unter ihnen die Franciscanerkirche mit Grabmal des Papstes Hadrian V., Jesuitencollegium, sehr schöne Brunnen, den Palazzo communale mit großen etruskischen Sammlungetruskischer Alterthümer, Palazzo Vescovile, in welchem 1271 Gregor X. u. 1281 Martin IV. gewählt wurden, Palazzo S. Martino (der Familie Doria gehörig), Schwefelbäder; 14,000 Ew. In der Umgegend die Wallfahrtskirche Madonna della Guercia, die herrliche Villa Laute u. die rauchende Schwefelquelle Bulicame. – V. ist in der Zeit der Longobardenherrschaft gegründet, angeblich an der Stelle des etruskischen Fanum Voltumnae, wurde 1194 zur Stadt erhoben u. war Residenz verschiedener Päpste u. Conclaven u. Hauptstadt der Besitzungen der Gräfin Mathilde. 1328 nahm hier Salvestro Gatti, ein ghibellinischer Edelmann, welcher sich der Oberherrschaft von V. bemächtigt hatte, den Kaiser Ludwig auf, von welchem er der Oberherrschaft wieder beraubt wurde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 623.
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