Anbeissen

1. Wer (jung) anbeisst, lässt selten mehr davon. Blum, 116; Siebenkees, 128; Bücking, 350.

Wer nicht vor dem ersten Schritt der Thorheit sich hütet, ist in Gefahr immer tiefer zu sinken; denn man gewöhnt sich nur nach und nach ans Laster.

Lat.: Periculosum est, canem intestina gustasse.

Ung.: Ifjú szokás, öreg gyakorlás.


2. Wer angebissen hat, der thut nimmer gut.

Lat.: Qui semel scurra, nunquam bonus pater familias.


*3. Einen anbeissen lassen.

Einen ins Verderben locken.

Frz.: Faire avaler le goujon à quelqu'un.

Lat.: E nassa escam petere. (Plaut.)


*4. Er hat angebissen.

Lat.: Bolo tactus est. – Hamum voravit.


*5. Er will nicht anbeissen.

Grosse Abneigung gegen den Anfang eines Geschäfts zeigen. Vom Fange der Thiere entlehnt, deren man sich dadurch zu bemächtigen sucht, dass man ihnen eine Lockspeise bietet, die sie aber nicht selten unberührt lassen, wenn sie den Zweck merken.


*6. Man kann jetzt anbeissen. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 1053.

Um zu sagen, dass ein Uebel gehoben sei. Ein Rabbiner war sehr krank, die Gemeinde ordnete einen Fasttag an. Gegen Abend trat Besserung ein; der Gemeindediener ging von Haus zu Haus und that kund: »Der Rewe (Rabbi) hat Erleichterung bekommen, Kahel (die Gemeinde) darf anbeissen (wieder essen).«


[Zusätze und Ergänzungen]

*7. A wil ni rächt âbeissa. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 443.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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