Peter

Peter (s. Petrus).


1. Als S. Peter nur den Herrn Hof erschmeckt (gekostet) vnd sich da wermet, hat er sich alsbald den Hoffsitten bequemt.Lehmann, 77, 30.


2. Der arme Sanct Peter hat viel ungelehrte Leute reich gemacht.Petri, II, 81.

»Pinguis est panis Christi. Christi Brod ist süss und der arme S. Peter hat vil ungelerte leut reich gemacht.« (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIa.)


3. Es gibt viel Peter in der Welt.

Die Russen: Es haben viele Peter geheissen, aber es war nur einer von ihnen Peter der Erste. Peter Perwyj, d.i. Peter der Erste, nennt der Russe seinen grossen Zar. In demselben Sinne sagen die Russen auch: Nicht jeder ist Zar, der im Kreml wohnt. (Vgl. Altmann V, 80.)

Span.: Algo va de Pedro á Pedro. (Bohn I, 196.)


4. Hat Peter einen Schaden am Fuss, Sanct Paul darum nicht hinken muss.Sutor, 1005; Eiselein, 199.


5. Hat Sanct Peter das Wetter, schön, soll man Kohl und Erbsen sä'n. (Brandenburg.) – Boebel, 12.


6. Lass Sanct Peters vnd Rolands Schwert stecken, so bleibst du vngeschlagen.Henisch, 1238, 3; Petri, II, 846.


7. Man muss nicht Sanct Peter's Altar berauben, um Sanct Paul's damit zu bedecken. Dove, 874.

Friedrich der Grosse von Preussen bediente sich dieses Sprichworts öfters in seinen Entscheidungen. Ale das Ministerium dem Könige empfohlen hatte, den Tuchfabrikanten in Riesenburg zur Hebung der Manufactur Tuchlieferungen für die Regimenter zu gewähren, lehnte er das in seinem Bescheide an den Finanzrath Tarrach (Potsdam, 22. März 1780) ab und fügte eigenhändig hinzu: [1215] »Man muss nicht Petrum ausziehen, um Paulum zu bekleiden.« Er hatte nämlich in seiner Entscheidung die Tuchlieferung für Riesenburg abgelehnt, weil dann die Tuchmacher, in deren Händen sie bisher lag, verarmen würden. (Anekdoten und Charakterzüge, Berlin 1788, XV, 110.) Auf eine wiederholte Vorstellung ging seine an den Minister von Görne adressirte Entscheidung, 28. April 1780, dahin: » ... Das muss so bleiben, wie es einmal reguliret worden, sonst wäre das Paulum ausgezogen und Petrum damit gekleidet.«

Frz.: Découvrir Saint-Pierre pour couvrir Saint-Paul. (Leroux, I, 33, Bohn I, 14.)


8. Man soll nicht dem Peter nehmen und dem Paul geben.Simrock, 7742.

It.: Spogliar Pietro per vestir Paolo. (Bohn I, 127.)


9. Man soll Sanct Peter nicht so viel geben, dass für Sanct Paul nichts übrigbleibt.

Frz.: L'on ne doibt tant donner à Saint-Pierre que Saint-Paul demeure derrière. (Leroux, I, 33; Kritzinger, 533b.)


10. Mit Sanct Peter ist gut handeln.Eisenhart, 657; Eiselein, 504; Sailer, 253; Simrock, 7740.

Unter Sanct-Peter ist hier nicht zunächst der Papst, sondern jeder Bischof zu verstehen, weil diese mit ihren Vasallen oder Lehnsleuten weit gelinder umgingen, als die weltlichen Fürsten zu thun pflegten. Da die Bischöfe weniger Kriege führten, als weltliche Fürsten, so brauchten ihre Lehnsleute auch weniger Kriegsdienste zu leisten. Da sie bei der Uebertragung der Lehen alle geforderten Bedingungen gern bewilligten, so ist daraus das vorstehende Sprichwort genügend erklärt.


11. Peter Ketten mütten d' Seis to 'n Weiten wetten. (Seehausen.) – Firmenich, III, 123, 11.

Petri Kettenfeier muss man die Sense zu dem Weizen wetzen.


12. Peter, kneif mich noch einmal, dass es die Mutter sieht, sagte das Mädchen, sie will mir's nicht glauben.

Span.: Pícame Pedro y yo me lo quiero. (Bohn I, 240.)


13. Peter Paul, harke den Kaul (Kohl). (Westf.) – Boebel, 34.


14. Peter Paul reisst dem Korn die Würzlein ab, dann zeitigt es Tag und Nacht.


15. Peter un Paul (29. Juni) laupet de Hase in'n Kaul. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 5.


16. Peter und Paul brechen den Halm ab, nach vierzehn Tagen schneiden wir's ganz ab. Bair. Hauskalender.


17. Peter und Paul scheissen einander aufs Maul. (Ulm.)


18. Peter und Paul wird dem Korn die Wurzel faul.


19. Peter'n hilft Peter suchen, jeder sucht Peter.


20. Peuter un Paul sätten oppen Staul; Peuter leit ein Pümpken gohn; do sag de Paul: dei Staul heddet dohn. (Sauerland.)


21. Piader an Pâi wiar lâng onner Wâi, an Piader wost a Wâi, Pâi skul 't sai, an do kâm's egh iar onn'n Sanct'nisdâi. (Nordfries.) – Johansen, 12; Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 74.

Peter und Pai waren lange unterwegs, Pai sollte es sagen und Peter wusste den Weg und so kamen sie nicht eher, als um Johanni. Dies Sprichwort wird als das Hauptsprichwort aller friesischen bezeichnet. Der Sinn ist: Erst am längsten Tage kommen sie ans Ziel, das ist der Lauf der Welt; denn der's sagen soll, weiss nichts, und der's weiss, darf nichts sagen. Die Wahrheit darf ja nicht gesagt werden.


22. Pierer's Dâi as bal fôrbi, hark 'm, Lidj, an fulg 'm mi, nâptert fu en det bi Dâi, an as't eg Tee, do as't dagh Brâi. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 330.

Petri Tag (22. Febr.) ist bald vorbei, hört, ihr Leute und folgt mir, zu Abend essen und das bei Tage, und ist's nicht Thee, so ist's doch Brei.


23. Pîter un Paul, da störwet den Roggen de Wörtel.Schambach, II, 644.

Um diese Zeit (29. Juni) hört im allgemeinen der Roggen bei uns zu wachsen auf und beginnt zu reifen.


24. Pöder on Paul michd dem Kor de Wôrzel faul. (Trier.) – Laven, 190, 96; Firmenich, III, 547, 54.

Michd faul = macht es reifen.


25. Sanct Peter hat's in Rom am besten.


26. Sanct Peter hebt den Lenz an, der geht aus auf Sanct Urban (25. Mai).Boebel, 12.


[1216] 27. Sanct Peter ist todt, aber noch lebt seinesgleichen. (Holl.)

Nach einer Grabschrift zu Middelburg war Sanct Peter ein holländischer Held. Das Sprichwort will sagen, dass die Tapferkeit mit ihm nicht ausgestorben ist.


28. Sanct Peter masset sich das Regiment der Welt an vnd konnt nicht ein Geiss ein Tag vber regieren.Lehmann, 652, 19.

Bezieht sich auf eine bekannte Legende.

29. Sanct Peter passt nirgend besser als zu Rom.Graf, 536, 16.

Holl.: Sint Pieter past nergens beter dan te Rome. (Harrebomée, II, 228a.)


30. Sanct Peter smitt en hêten Stên in't Water. (Holst.) – Schütze, III, 207.


31. Sanct Peter stösst den Brand in die Erde.

Bezieht sich darauf, dass um Petri Stuhlfeier der Landmann die Feldarbeiten zu beginnen pflegt.


32. Sanct Peter ward kahl davon, da er offt ein Härlein nach dem andern aussrupfft, indem er seine Fisch nicht vmb ein Härlein wolt neher geben.Lehmann, 234, 20.


33. Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, doch sorgt nicht, dass es untergang.Eiselein, 504.


34. Sanct Peter's Schifflein ist im Schwang, ich sorge seinen Untergang.


35. So mänge Tag vor Peter Stuelfyr d' Störche chöme, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab; so mänge Tag derno, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) – Schild, 103, 37.

36. Sünne Peter blaus mittet Höern, de Bourslö giewet us en Köern. (Tecklenburg.) – Boebel, 13.

Sanct-Peter stiess schon ins Horn, uns geben die Bauersleute ein Korn.


37. Sünne Peter fanget die Bourslöe an bî Dage to ieten (essen). (Tecklenburg.) – Boebel, 13.


38. Sünne Peter is Swîne Mêdag1. (Tecklenburg.) – Boebel, 13.

1) Der Schweine Maitag.


39. Sünne Peter purte Baumen, wüst du hewwen vulle Schaunen.Boebel, 34.


40. Sünte Peter sint de Imen un Schoape utefott. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 39.


41. Sünte Peiter fällt de Snei up en heiten Stein. (Büren.) – Firmenich, I, 361, 4; für die Grafschaft Mark: Woeste, 60, 38.


42. Sünte Peiter geut de Winter weiter.Orakel, 315.


43. Sünte Peiter mot (geht) de Winter weiter. (Herford.) – Boebel, 13; Firmenich, I, 267; Simrock, 7745.


44. Wäre St. Peter nicht nach Hof gekommen, so wäre er fromm geblieben.Petri, II, 706.


45. Wem Sanct Peter die Leiter hält, der hat gut steigen.Masson, 156.


46. Wenn Peter Kronstadt verlassen hat, verwandelt er sich in einen Russen.

D.h. in einen Bauern. Dies Sprichwort, welches die Gefahren des Meeres, vor denen der Kaiser wie der Bauer nicht sicher ist, andeutet, stammt aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, als Peter der Grosse die Festung Kronstadt begründet hatte, auf der er oft längere Zeit verweilte, indem er zwischen ihr und Petersburg einen lebhaften Schiffsverkehr unterhielt.


47. Wenn Peter und Paul sich streiten, so geht die Ladung (das Fuhrwerk) pleiten.

Die Russen: Während Peter und Paul sich um den Schlitten streiten, fährt Iwanjuschka (Johann und Hänschen) damit in das Nachbardorf zum Kindtaufschmause. (Altmann VI, 386.)


48. Wenn Peter voll Russ ist, so muss er nicht den Paul ins Bad schicken.Parömiakon, 1320.

Wer Fehler und Gebrechen an sich hat, muss selbst an seiner Besserung arbeiten, bezahlte gute Werke thun's nicht.

49. Wenn St. Peters Schlüssel nicht hat wollen helffen, so haben die Pebste St. Paulus Schwert herfür gesucht.Petri, II, 671.

Dän.: Vil ei St. Peders nøgel, du skal St. Povels sværd. – Vil ikke doctus, saa skal fortis. (Prov. dan., 110.)


50. Wer Sanct Peter lobt, tadelt (schmäht) darum noch Sanct Paul nicht.

Frz.: Qui loue Saint-Pierre, ne blasme Saint-Pol. (Leroux, I, 34.)


[1217] 51. Will Peter nicht, so wird Paul.

Was einer nicht macht, das thut der andere.

Schwed.: Vil icke Peder, så skal Påvel. (Törning, 162.)


*52. Da sitzt St. Peter auf dem Tach und wirft Birnen herab und St. Klaus faul Aepfel wieder hinauf.Schuppius, Spr., I, 531.


*53. Da sitzt St. Peter auff dem Tach vnd wirfft Bîrren herab.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 128.

Um einen glücklichen Zustand zu bezeichnen.


*54. Dem Peter nehmen und dem Paul geben. Eiselein, 504; Braun, I, 3203.

Lat.: Nudato Petro Paulum tegere nefas.


*55. Den Peter bestehlen, um den Paul zu bezahlen.

Engl.: To rob Peter to pay Paul. (Bohn II, 176.)

Frz.: Il oste à S. Pierre pour donner à S. Pol.

It.: Scoprire un altare per coprirne un altro.

Span.: Hazer un hoyo para tapar otro. (Bohn II, 176.)


*56. Der lange Peter.Schütze, III, 206.

Es war dies ein geborener Friese und berüchtigter Seeräuber, der um das Jahr 1517 den Hansestädten Lübeck und Hamburg viel schadete. Er nannte sich einen Stürmer der Dänen, einen Strafer der Bremer, einen Fänger der Hamburger, einen Marterer der Holländer, und trug als Schreckzeichen Galgen und Rad in seine Kleidung gezeichnet.


*57. Die ist beieinander wie Peter und Pauli, Lucas und Blasi. (Rott-Thal.)


*58. Dummer Peter.

Zu den besonders in einzelnen katholischen Gegenden sehr verbreiteten Namen gehört Peter. Wahrscheinlich hat zu dieser Verbreitung die grosse Verehrung beigetragen, welche der Apostel Petrus als das angeblich von Christus aufgestellte Oberhaupt der Kirche geniesst. (Joh. 21, 15 – 18.) Die Bilder des heiligen Petrus gehören zu den ältesten Bildnissen der Kirche; sie gehen herauf bis ins zweite christliche Jahrhundert. Schon der Märtyrer Balsamus wurde in der Taufe Petrus genannt; ein Beweis, dass der Name Petrus schon sehr früh vorkommt. Wegen seiner grossen Verbreitung kommt dieser Name auch als Gattungsname in verschiedenen Sprüchen und Redensarten vor. In der Lahngegend erscheint Peter oft in der Bedeutung von Knecht. Daher singen die Kinder der genannten Gegend: »Peter, wo steht er? Im Stall. Was thut er? Gibt dem Gaul Futter.'« Weil Knecht und ungebildet synonym, ist der Peter oft beschränkt, daher die Redensart: »Du dummer Peter!« – Dudelpeter ist ein Mensch, der alles langsam und zögernd thut. Der Umstandspeter in dem Sinne von Umstandskrämer macht alles gar zu umständlich und kann in seinen Reden und Thun vor lauter unwesentlichen Einzelheiten nie ans Ende kommen. – Das unüberlegte, leichtfertige Wesen, welches Leute der untern Stände, besonders dienende, bei Anknüpfungen von Liebesverhältnissen und Abschliessung von Ehen kundgeben, verspottet folgender Reim: Jungfer Ilse (Elisabeth), niemand will se; da kam der Koch Peter Bloch und nahm sie doch. (Vgl. Nass. Annalen, X, 104.) Peter kommt als sprichwörtlicher Appellativname noch vor, als: Dudelpeter, der alles zögernd langsam macht, Hinkepeter, Sporenpeter (ein querköpfiger, grillenhafter Mensch). Ferner: Peter Bär (in Ostpreussen), Peter Blär (Basel), Peter Möffert (Schlesien). Hollepeter und Petermännchen für Hauskobolde. (Germania, V, 336.)


*59. Einem den Peter auf den Hals jagen.

Jemand mit Furcht und Schrecken erfüllen. Die Redensart entstand nach dem unglücklichen Ausgange der Schlacht bei Pultawa. Seit jener Zeit ist Polen fortwährend mit dem Peter (d.i. Russland) gedroht worden, bis es denselben nicht blos auf dem Halse hat, sondern im Halse desselben steckt. Jetzt droht man andern Völkern mit dem Peter. (Wurzbach I, 90.)

Poln.: Nagnać, napędzić komuś Pietra.


*60. Er denckt (weiss noch), dass Sant Peter ein schüler war.Eyering, II, 225; Körte, 4697a; Braun, I, 3207.


*61. Er nimmt Sanct Peter für Sanct Paul.

Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Leroux, I, 33.)


*62. Es ist ein hölzerner (lauer, ungesalzener) Peter. (S. Klotz 23.) – Eiselein, 504; Braun, I, 3204; Frischbier2, 1650.

Lat.: Plumbeus homo. (Cicero.) (Binder II, 2589; Faselius, 203; Wiegand, 136.) – Salitudo non inest illi. (Eiselein, 504.)


*63. Es ist ein rechter Peter.

Ein langsamer, unbeholfener, einfältiger Mensch. In Schlesien habe ich auch Peter Meerrettich gehört, wol an mären = über die Gebühr langsam ein Geschäft abthun, mit einer Sache zu keinem Ende kommen, anspielend. Ein ganz eigenthümlicher Ausdruck ist Hollepeter. Holle ist entstanden aus Holda. Diese freundliche, milde, gnädige Göttin steht dem Hauswesen vor und verbreitet, auf einem Wagen durch das Land fahrend, [1218] überall Fruchtbarkeit und Segen. (Wolf, Die Götterlehre, S. 35.) Der Ausdruck; mit der Holle fahren, bedeutet sowol aufgeregt träumen als insbesondere nachtwandeln. Ein Hollepeter ist demgemäss ein Mensch, der mit offenen Augen träumt und in seiner Zerstreuung allerlei phantastisches Zeug macht. (Vgl. Nass. Annalen, X, 105.) Die Russen in der untern Klasse haben die Redensart: Ein Peter der Erste sein, wobei sie einen Ausbund von Trunksucht u. dgl., einen recht liederlichen, überhaupt durch irgendeine schlechte Eigenschaft sich ganz besonders hervorthuenden Menschen bezeichnen. Sie wenden die Redensart auch auf Sachen, z.B. auf schlechten Branntwein, schlechten Taback u.s.w. an.


*64. Es ist Meister Peter.

Name des Scharfrichters. (Germania, V, 336.)


*65. Et is mit em Peter uppen Dake.Eichwald, 283.


*66. Geh, schwarzer Peter!

Unter den berüchtigten Banditen, welche seit Ausbruch der französischen Revolution bis nach Beendigung des deutschen Befreiungskriegs eine Rolle spielten, steht Peter Nikoll, genannt der »schwarze Peter,« obenan. Er ward 1771 im Mecklenburgischen geboren und am 13. Juni 1817 zu Glückstadt mit sechs seiner Genossen enthauptet. Sein gefürchteter Name ist noch jetzt in Norddeutschland im frischen Andenken, seine Thaten leben im Volksmunde fort; und man hat sogar ein Gesellschaftsspiel nach ihm benannt, das während der langen Winterabende zur Unterhaltung dient. Wer »schwarzer Peter« wird, erhält einen Kohlenstrich ins Gesicht und muss ein Pfand geben. Ob in Deutschland eine Lebensbeschreibung Peter Nikoll's vorhanden ist, weiss ich nicht. Nur wenige Mitglieder der Bande überlebten ihren Hauptmann, und diese wenigen starben im Gefängniss mit Ausnahme eines einzigen, dem der König von Dänemark nach fünfunddreissigjähriger Haft 1852 unter der Bedingung, dass er auswandere, die Freiheit schenkte. Im August des genannten Jahres kam er in Neuyork an. Die Neuyorker Tribunalzeitung vom 1. Oct. fg. 1852 enthält nun das Leben des »schwarzen Peter« nach der Erzählung dieses Begnadigten.


*67. He wânt achter Sanct Peter.Schütze, III, 205.

Wird in Hamburg von einem gesagt, der sehr entlegen wohnt, weil sich um die Sanct-Petrikirche eine abgelegene Gasse zieht.


*68. Höher, Peter, liegt er net, so steht er.

In Niederösterreich von Personen, die sehr hochmüthig und prahlerisch, und mehr aus sich machen als sie sind.


*69. Ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.

Prof. Baumgarten (Programm, 28) theilt folgende Sage mit: »Zwei Männer aus Gosau wurden vor einigen hundert Jahren in dem gosauer Spitzengebirge von einem heftigen Gewitter überfallen. Da verlor der eine den Muth und sprach: ›Mir ist angst und bang; ich fürchte, wir werden vom Blitz erschlagen.‹ Der andere sagte: ›Sei doch nicht so zaghaft, ich heisse Peter und schmeiss aufs Wetter.‹ Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, traf ihn ein Blitzstrahl, und er war auf der Stelle todt. Seitdem heisst der Kogl, über dem der Blitzstrahl berabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem die Männer zugingen, Peterskogl.«


*70. Peter, friss, 's sind Linsen. (Niederlausitz.)

Enthält die Aufforderung, in Unangenehmes einzuwilligen: Thu' es nur, es wird in seinen Folgen so schlimm nicht ausfallen. Willige nur ein, du kannst nicht anders, nur hin, heisse das Unangenehme gut. Auch blos: Peter, friss Linsen. In Pommern: Frett (stich) Peter, 't sünd Lünsen. Das stecke ein, es ist auf dich gemünzt.


*71. Peter Schît.Dähnert, 348a.

Ein gemeines Scheltwort.


*72. Peter, wehr di!

So heisst in Mecklenburg ein Rock aus grobem Tuch.


*73. Sanct Peter entblössen und Sanct Paul damit zudecken.


*74. Sanct Peter für Sanct Paul nehmen.

Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul. (Kritzinger, 533b.)


[Zusätze und Ergänzungen]

75. Ein Sanct Peter ist in Roma, einen Thurm besitzt Cremona1, einen Hafen hat Ancona2.

1) Den Glockenthurm il torazzo.

2) Dar berühmteste Hafen des Adriatischen Meeres.

Lat.: Unus Petrus est in Roma, una turris in Cremona, unus portus in Ancona. (Giani, 1671.)


*76. He wett noch, ass Sankt Peter 'n Schuoljong wêr.Schlingmann, 1125.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1650.
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