Dreikönigstag

Nach Dreikönigstag wächst der Tag je um einen Hahnenschritt.Eiselein, 272 u, 671; Wurzbach II, 160.

Nicht, wie es zuweilen heisst, um einen Hahnenschrei. Von der langsamen, fast unmerklich zunehmenden Länge des Tags. Wahrscheinlich, wie Eiselein meint, dadurch veranlasst, dass der Hahn im gewöhnlichen Schreiten den Fuss nicht rasch vorwärts setzt, gleichsam taktmässig, und eben darum zu seinem Schritt eine grössere Zeit verwendet, die man denn zur Bezeichnung der wieder merklich wachsenden Tage als einem bildlichen Massstabe in unserer Sprache zu wählen beliebt hat. In Krakau hat man eine ähnliche Redensart, man sagt: Der Tag wächst zum Hahnenfuss (Przybylo dnia na kurza stope). Man bedient sich ihrer aber, wenn man sagen will, dass der längste Tag eintritt. Auf der Morgenseite des krakauer Königsschlosses [694] befindet sich nämlich ein Mauervorsprung, der den Namen Hahnenfuss führt. Am Morgen nach dem Eintritt der Sommersonnenwende fällt der erste Strahl der Sonne in das Zimmer dieses Vorsprungs, das die Sage als Lieblingsgemach Sigismund's I. bezeichnet. – Ueber den Dreikönigstag in Bezug auf Volksglauben vgl. Gartenlaube, Leipzig 1863, Nr. 19.

Frz.: A l'an neuf les jours croissent le repas d'un boeuf. (Leroux, I, 76.)


[Zusätze und Ergänzungen]

2. Am Dreikönigstag sind die Feste vorbei, Mariä Verkündigung bringt neue herbei.

Mit dem Dreikönigstage schliessen die Festtage des weihnachtlichen Festkreises und die des Osterfestkreises beginnen mit Mariä Verkündigung.

It.: Befania (Epiphania) tutte a feste manda via, e Santa Maria tutte le ravvia. (Giani, 205.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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