1. Die deutsche Sprache heisst terribilis (furchtmachend), die französische suavis (zierlich), die griechische compendiosa (zusammengefasst), die italienische corrupta (verderbt), die polnische blanda (schmeichlerisch), die spanische majestatica (majestätisch, königlich). – Deutsche Romanzeitung, III, 39, 235; Hesekiel, 1.
2. Die Spanische sprach ist die lieblichste; da der Teuffel Evam betriegen wollen, hat er Spanisch geredt. – Lehmann, 334, 40.
Dies Wort soll ein Spanier zu Karl V. gesagt haben.
3. Die Sprach' steht mir nicht an, die nicht jeder verstehen kann.
Holl.: Het is geene goede spraak, die ieder niet verstaat. (Harrebomée, II, 292b.)
4. Die Sprache der Sandberger kennt den Namen Granit nicht. – Altmann V.
5. Die Sprache lässt sich nicht meistern.
Es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass eher die stärksten Triebe der Natur als die Sprachgesetze sich den Befehlen einer Regierung unterwerfen. Viele Römer tödteten sich selbst, weil Tiberius und Caligula es haben wollten. Aber obgleich Tiberius die Grammatiker, denen seine Sprachverbesserungen nicht gefielen, ins Gefängniss werfen liess, so konnte er doch eben diese Verbesserungen so wenig als seine Reden und Gedichte, die ihm viel Schweiss kosteten, vor dem Untergange bewahren. Die neu erfundenen Buchstaben des Kaisers Claudius starben mit ihm; und als Sigismund seinen Sprachfehler Schismae statt schismatis durch ein Reichsgesetz sanctioniren wollte, wurde er einfach ausgelacht.
6. Die Sprachen sind die Scheiden, darin das Messer des Geistes steckt. – Luther, 93.
Engl.: Speech is the picture of the mind. (Bohn II, 19.)
7. Eine fremde Sprache lernt sich besser in der Küche als auf der Schulbank. – Gutzkow, Hohenschwangau, I, 109.
8. Einen, der viel Sprachen kann, liebt und lobet jedermann. – Lehmann, II, 274, 22.
Es wird dabei vorausgesetzt, dass er, was besonders die Czechen betonen, seiner Muttersprache mächtig ist.
Böhm.: Čitat' dávné jazyky a cizím rozumĕt', dobře jest, než mateřský třeba napřed umĕt'. (Čelakovsky, 227.)
9. Es ist eine schlechte Sprache, die niemand (die nicht jeder) versteht.
Engl.: That's not good language that all understand not. (Bohn II, 21.)
10. Freie Sprache, freie Antwort. – Graf, 432, 250.
Kläger und Vertheidiger sollen vor Gericht in ihren Auslassungen (sachlich) nicht beschränkt werden.
Altfries.: Fria sprecka and fria ondworda. (Wiarda, 15.)
11. Fremde Sprachen, fremde Sitten. – Simrock, 2684.
12. Gleiche sprach macht gleichheit der gemüter. – Lehmann, 649, 99.
13. Ich rede alle Sprachen, nur nicht spanisch. – Frischbier2, 3544.
Um die Bemerkung einzuleiten: Von der Sache verstehe ich nichts, sie kommt mir spanisch vor.
[735] 14. Kecke Sprach' bringt Ungemach.
Frz.: Male langue en enfer mène. (Cahier, 928.)
15. Man lernt ehe eine sprach in der Küchen als in der Schul. – Lehmann, 459, 67; Simrock, 6344.
16. Sprachen sind Seelen. – Körte2, 7099.
Lat.: Quot linguas cales, tot homines vales.
17. Vier sprachen sind breuchig in der Welt: Lügen, schweren, viel verheissen, wenig halten vnd hinderreden. – Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 87.
18. Wer nicht die drei Sprachen kann: gau, stau und bleibe lau, soll nicht ins Schwabenland gau. – Eiselein, 560.
19. Wer zwei Sprachen redet, ist ein doppelter Mensch.
Frz.: Autant de langues que l'homme sait parler, autant de fois est-il homme. (Leroux, II, 98.)
*20. Die Sprachen sind hier verwirrt.
Holl.: De spraken zijn verward. – Het is een Babel van verwarring. (Harrebomée, II, 292b.)
*21. Einem in seiner eigenen Sprache antworten.
Engl.: To answer on in his own language. (Bohn I, 148.)
*22. Er ist in Sprachen bewandert (oder: er spricht vier Sprachen:) Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch und Berlinisch. (Stettin.)
*23. Er kann sechs Sprachen, und die siebente heisst: lügen. – Fischart, Gesch.
*24. Er versteht die Sprach wie eine Meerkatz das Spanische. – Schuppius, Tract.
*25. Er will mit der Sprache nicht heraus. – Mayer, II, 180; Braun, I, 4429; Lohrengel, II, 384.
In Pommern: He will nig mit de Sprake herut. (Dähnert, 453b.) Er will die Wahrheit nicht sagen.
*26. Es ist eine Sprache, man könnte Hunden und Katzen damit vergeben.
*27. Es muss zur Sprache kommen.
Ernstlich besprochen werden. In Pommern: Dat môt nog tor Sprake kommen. (Dähnert, 453b.) Die Sache muss noch untersucht werden.
*28. Zweierlei Sprache sprechen.
Nicht bei einerlei Aussage bleiben.
29. Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.
Man hat dies Wort lange und ziemlich allgemein von Talleyrand hergeleitet: La parole a été donnée à l'homme pour déguiser sa pensée. Es ist ferner Goldsmith und Voltaire zugeschrieben; wie aber Büchmann (10. Aufl., S. 284 fg.) nachweist, ist der Gedanke schon von Plutarch ausgesprochen worden.
*30. Die Sprache von Siena im Munde von Pistoja.
Um eine schön klingende Sprache zu bezeichnen.
It.: Lingua Senese in bocca Pistoiese. (Giani, 915.)
*31. Wer kann alle Sprachen reden? – Bertram, 74.
Wer jedermann nach seinen Wünschen handeln?
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