Genuss

[1555] 1. Der eine hat den Genuss, der andere den Verdruss.Gaal, 240; Eiselein, 226; Simrock, 3399.


2. Der Genuss tödtet die Liebe.


3. Des einen Genuss ist des andern Verdruss.


4. Ein seltener Genuss erhöht das Vergnügen.

Aber was ist Genuss und höchster Genuss? Jeder Mensch hat etwas, das er für den höchsten Genuss hält. Ein Feldmesser antwortete auf die Frage, welches der grösste Genuss sei: »Seine Stiefeln ausziehen und das Wasser ausgiessen, wenn man aus dem Sumpfe kommt.« Ein gelehrter und geistreicher Mann kannte keinen höhern, als bei Posaunen- und Trompetenklang Gänseleberpasteten zu essen.

Lat.: Voluptates commendat rarior usus. (Juvenal.) (Binder I, 1870; II, 3595.)


5. Jeder Genuss hat seinen Stachel.


6. Kein Genuss ohne Verdruss.

Frz.: Il faut prendre les bénéfices avec ses charges. (Kritzinger, 66b.)


7. Wer den Genuss hat, muss auch die Last tragen.Kirchhofer, 181.


8. Wer will haben den Genuss, der muss auch haben den Verdruss.Kirchhofer, 181; Braun, I, 727; Simrock, 3400; Körte, 2020.

Engl.: He that hath some land must have some labour. – No sweet without some sweat; without pains, no gains. (Bohn II, 109.)

Frz.: Nul plaisir sans déboire.

Lat.: Qui fugit molam, fugit farinam. (Apostol., XV; Binder II, 2774.)


[Zusätze und Ergänzungen]

9. Zu viel Genuss bringt Ueberdruss.

It.: Il troppo gusto fa disgusto. (Giani, 826.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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