1. Ade, Lieb', ich kann nicht weine, verlier' ich dich, ich weiss noch eine.
Auch in der Form: Adieu Lieb, ich kan nit weinen, wilt du nit, ich weiss schon einen. (Chaos, 60.) »Wenn dir dein Liebchen untreu war, musst du dich nur nicht gleich ermorden; vielleicht nach einem halben Jahr, wärst gern du selbst sie los geworden.« (Schücking, Welt und Zeit, 487.)
Böhm.: Stará láska nehasne (nzarzaví.) (Čelakovský, 241.)
2. Ahl Lev en ross1 nit un wann se sibbe Jor em Mespohl2 lit. (Köln.) – Weyden, II, 6.
1) Rostet.
2) Mistpfuhl.
3. Alle Lieb dolosiret.
Lat.: Omnis amans amens. (Chaos, 62.)
4. Alles aus Liebe, aber nichts umsonst.
Motto eines Ladentisches im Bazar des berliner Frauenvereins. (Vossische Zeitung vom 30. Jan. 1868, 2. Beil.)
5. Alles in Liebe und Freundschaft, sagte der Bauer, als er seine Kühe in Nachbars Klee trieb.
Holl.: Alle ding met vriendschap, zei Govert, en hij nam de eijeren uit zijns buurmans hoendernest. (Harrebomée, I, 134.)
6. Alles mit Liebe und nichts mit Gewalt.
Engl.: All by love and nothing by force.
Frz.: Tout par amour, rien par force. (Kritzinger, 26a.)
It.: Si pigliano le mosche col miele e non coll' aceto.
Schwed.: Allt med godt, intet med wåld. (Marin, 5.)
[128] 7. Allzu heisse Liebe erkaltet bald.
Engl.: Hot love is soon cold. (Bohn II, 41.)
8. Alt Lieb bleibt, wenn s' schon neun Jahr auf 'n Zaunstecken g'hängt ist. (Rott-Thal.)
Die Russen: Liebe kann wol alt werden, aber sie bleicht nicht (Altmann VI, 452.)
9. Alte lieb ist bald auss, wenn newe kommt in das Hauss. – Gruter, III, 5; Lehmann, II, 34, 34; Petri, II, 122; Mathesy, 357a.
Mhd.: Swem alte liebe wonet bî, daz der belîbe des niuwen frî, daz waere ein wunneclichez dînc. (Troj. Krieg.) (Zingerle, 93.)
10. Alte Lieb nöt rost, brinnt's nöt, so glots. (Rott-Thal.)
11. Alte lieb rost nit. – Franck, II, 82b; Egenolff, 341b; Eyering, I, 58; Gruter, I, 4; Petri, II, 11; Rabener, Satiren, IV, 4; Gaal, 1098; Simrock, 80; Körte, 3889; Sackmann, 34; Braun, I, 2317; Reinsberg II, 26.
In Mecklenburg: Olle Lêwe rustet nig. (Dähnert, 271b.) Die alte Liebe muss sich aber doch unter Umständen sehr wesentlich von der jungen unterscheiden, denn ein hebräisches Sprichwort sagt: All die Liebe noch jung (stark) war, konnten wir auf der Breite eines Schwertes sitzen, jetzt haben wir nicht mehr auf einem sechzig Ellen breiten Diwan Platz.
Engl.: Sound love is not soon forgotten. (Gaal, 1089; Körte, 3889.)
Frz.: Les vieilles amours ne s'éteigent point. (Starschedel, 425; Gaal, 417.) – On en revient toujours à ses premières amours. – Qui bien aime tard oublie. (Masson, 230.) – Vieilles amours et vieux tisons s'allument en toutes saisons. (Bohn II, 63.)
Holl.: Oude liefde roest niet. (Harrebomée, II, 28.)
It.: Amor vero non diventa mai canuto. (Bohn II, 71.) – Il primo amore non si scorda mai.
Lat.: Diffile est longum subito deponere amorem. (Gaal, 1098.) – Vetus amor non sentit rubiginem. (Eiselein, 424; Masson, 230.)
Schwed.: Gammal kärlek rostar icke. (Marin, 13; Rhodin, 53; Grubb, 240.)
Span.: Quien bien ata, bien desata. (Bohn II, 546.)
12. Alte lieb rostet nicht; alter Neyd vergehet nicht. – Lehmann, 464, 37; Steiger, 273; Mayer, II, 33; Eiselein, 424; Simrock, 6474; Lohrengel, I, 36.
Auf der Insel Sylt sagt man: Hat früst leghst üp ual Hial = alter Neid vergeht nicht. »Was die erste Liebe genannt wird, lebt fort in der zweiten, in jeder folgenden, wird in jeder spätern neu geboren; denn die Liebe ist ewig und eins, sie zählt die Wonnen nicht nach armseligen Zahlen und rechnet nicht die Pulsschläge des Herzens nach dem Einmaleins vor.« (Jahn, Volksthum, S. 420.) »Es lieben sich ewig, die sich auch nur eine Stunde geliebt.« (L. Börne, Ges. Schriften, III, 165.) »Sehen sich nicht wieder, die sich lieben, meinen sie, dass sie jung geblieben. Sehen sie sich wieder nach langen Jahren, lieben sie sich trotz grauen Haaren; denn ungelebt sind ihnen die Stunden, wo sie sich nicht gesehen, entschwunden.« (Schücking, Welt und Zeit, 237.) Vgl. über dies Sprichwort Abendzeitung, 1830, Nr. 163; ferner Jahn, Volksthum, S. 419. Humoristisch widerlegt ist das Sprichwort in Oettinger's Schwarzes Gespenst, 1831, Abth. 2, S. 137.
13. Alte Liebe rostet nicht, neue holt der Teufel nicht. (Köthen.)
14. Alte Liebe rostet nicht und frisches Brot, das schimmelt nicht.
15. Alte Liebe rostet nicht und wenn sie zehn Jahr im Schornstein hinge (oder: im Rinnstein liegt). – Simrock, 6475; Reinsberg I, 66; Frischbier2, 2417.
In Venetien: Neue Liebe kommt und geht, alte Liebe fortbesteht.
Lat.: Cynthia prima fuit, Cynthia finis erit.
16. Alte Liebe verliert die Wurzel nicht. (Wend. Lausitz.)
17. Alti Liebi rostet nid, seit de Dilihänsel, wo-n er sis verpfändet Züg wider g'stole het. – Sutermeister, 35.
18. Auch wenn Liebe in Kummer schwimmt, trinkt sie den Wein der Lust.
19. Auf Lieb' und Gewinn steht der Welt Sinn. – Simrock, 6465; Körte, 3907; Braun, I, 2332.
Mhd.: Uf minne und uf gewinne stânt âl der werlde sinne. (Freidank.) (Zingerle, 172.)
20. Auf Liebe folgt Leid.
Mhd.: Von grôzer lieb kumt grôzez leit. (Welscher Gast.)
Holl.: Van liefde komt groot lijden, en onderwijl verdriet. (Harrebomée, II, 28.)
[129] 21. Auf Liebe und Wetter ist kein Verlass.
Die Russen: Die Liebe ist ein so trügliches Ding wie das Wetter. (Altmann VI, 457.)
22. Aus Liebe frisst der Wolf das Schaf. – Bücking, 164 u. 351; Blum, 354; Steiger, 16; Eiselein, 647; Simrock, 6458; Körte, 3897.
Aus Liebe nämlich zu sich selbst und aus Appetit zu Schöpsenfleisch. In Aegypten hat man, um die Heuchelei der Tyrannen an bezeichnen, das Sprichwort: Als man den Wolf fragte, warum er immer den armen Schafen nachgehe, antwortete er: Der Staub, dem sie erregen, ist gut für meine Augen. (Burckhardt, 520.)
It.: Il corvo piange la pecora, e poi la mangia. (Gaal, 1101.)
Lat.: Ut lupus ovem (amat). (Eiselein, 647.)
Ung.: Ugy szerêti farkas a bárányt, hogy szereletből meg eszi. (Gaal, 1101.)
23. Aus Liebe schlägt sich der eine, um Narben und blaue Male der andere.
Holl.: De een doet het uit liefde, de ander om eere, de derde om geld. (Bohn II, 304.)
Schwed.: För kärlek bryter mången ett been. (Grubb, 237.)
24. Aus Liebe zum Ritter küsst die Frau den Knappen.
Dass jede Liebe Selbstliebe sei, hat im Alterthum schon Plato durch eine Fabel, die er dem Aristophanes in den Mund legt, zu zeigen versucht. Der menschliche Körper war ehemals doppelt in allen seinen Theilen; er hatte vier Arme, vier Beine und zwei Köpfe, vereinigte beide Geschlechter und konnte sich selbst hervorbringen. In diesem Zustande war der Mensch aber zu stark, zu mächtig und zu stolz, sodass die Götter selbst ihn fürchteten, daher Jupiter für rathsam fand, um ihn zu schwächen, den Körper in zwei Theile zu theilen, männlich und weiblich. Apollo übernahm es, diese halben Körper so zu formen, dass sie in ihrer Art vollkommen wären. Nach dieser Umformung wurden sie in die Welt zerstreut; es war den gesonderten Theilen unmöglich, einander zu erkennen, sie mussten blos einer Art Instinct folgen, der sie geneigt macht, sich einander zu nähern und zu vereinigen. Diese Neigung nun nennt man Liebe. Allein man betrügt 'sich sehr oft, da man nur selten seine wahre Hälfte findet. Wenn es aber geschieht, so ist es eine Liebe, die nur mit dem Leben aufhört. (Bresl. Erzähler, 1806, S. 334.)
Holl.: Uit liefde voor den ridder kust de vrouw den schildknaap. (Harrebomée, II, 28.)
Frz.: Pour l'amour du chevalier baise la dame l'écuyer. (Bohn II, 46.)
25. Aus Liebe zum Talg beleckt die Katze den Leuchter, sagte der Pater, und küsste die Köchin. – Klosterspiegel, 11, 9.
Lat.: Pinguia amore leves labunt candelabra feles. (Gaal, 1101.)
26. Auss lieb gegen den Unschlit (Talg) leckt die Katze den Leuchter. – Petri, II, 29; Sutor, 8; Eiselein, 425; Simrock, 6459; Körte, 3894; Braun, I, 2328.
Die Russen: Aus Liebe zur Sache leckt die Katze den Topf. – Aus Liebe zu des Herrn Meth küsst der Diener die Flasche. – Aus Liebe zu den Forellen küsst des Fischers Sohn das Gras, welches am Ufer wächst. – Die Liebe des Wolfs zum Schaf ist so gross, dass er es frisst. (Altmann VI, 392, 409, 419 u. 451.) Die Letten: Aus Liebe zu den Fischen grüsst der Biber den Teich. (Reinsberg IV, 9.)
Holl.: Om die minne van den smeer lect die cat den candeleer.
Lat.: Pinguis amore lucri lambunt candelabra cati. (Fallersleben, 560; Sutor, 8.)
27. Bald felt de Lîf up en Rosenblad, bald up'n Köklâk. (Lüneburg.) – Schambach, II, 61.
Die Liebe wählt ebenso gut als schlecht, bald den Würdigsten, bald den Unwürdigsten. (8. Herz 67.)
28. Bei Lieb' und Pferdekauf hört Treu und Freundschaft auf.
29. Bei Liebe fühlt man keinen Schmerz.
30. Besser wenig mit Liebe als viel mit Fäusten. – Eiselein, 423; Simrock, 6432; Braun, I, 2303.
31. Bey der Lieb ist man nit recht bey Sinnen. – Sutor, 4.
Lat.: Amare et sapere non conceditur. (Sutor, 4.)
32. Bey grosser Lieb ist grosse anfechtung. – Gruter, III, 8; Lehmann, II, 49. 15.
33. Blinde lieb für schön erkennt, was auch hesslich vnd geschendt.
»Der blinden Liebe verzeiht man die Verblendung, aber der sehenden nicht.« (L. Börne, Ges. Schriften, I, 77.)
Lat.: Urit amor caecus, non est amor arbiter aequus; nam deforme pecus indicat esse decus. (Loci comm., 10.)
34. Böss Lieb fleugt vnd bestehet nicht lang. – Petri, II, 51.
[130] 35. D' Liebe mues zangget ha. (Bern.) – Zyro, 13.
36. D' Liebi dringt dur d' Händsche dure. – Sutermeister, 111.
Holl.: De liefde klapt uit hare oogen, en dringt door den handschoen heen. (Harrebomée, II, 67.)
37. D' Liebi ist blind; es küsst e Mueter ihres rotzig Kind. – Sutermeister, 34.
38. D' Liebi ist blind, fallt ebe so liecht uf e Küedr as uf e liebs Kind. – Sutermeister, 34.
39. D' Liebi muess zangget ha, und wan si enangere mit Schitere würf. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 120, 27; Sutermeister, 111.
40. Das ist der Liebe Losungswort: weder nie noch immerfort. – Simrock, 6466; Eiselein, 425.
41. Das ist der waren Liebe recht, wenn man nicht arme Freund verschmecht. – Petri, II, 65.
42. Dat Böske Lewe öss dem Arme sin Brade. (S. ⇒ Ficken.) (Ostpreuss.)
43. De Leöv nährt bi ênem, bi 'n andre tehrt se. (Königsberg.)
44. De Lêvde fallt so licht up'n Kohdreck as up'n Rosenblatt. – Eichwald, 1077.
45. De Lêvde hebb'n will, mutt Lêvde fahr'n lat'n. – Eichwald, 1164.
46. De Lêw fällt so gaud up'n Kôschîtfladen1 as up'n Rosenblatt. (Mecklenburg.) – Günther, III; für Bremen: Köster, 252.
1) In Göttingen: Kuhscheissklex.
47. De Liewe fällt s' gaut upp'n Kauklack asse upp'n Rosenblad. (Eimbeck.) – Firmenich, III, 142, 3.
Die Liebe fällt so gut auf einen Kuhfladen als auf ein Rosenblatt. (Schleswig-holst. Jahrb., IV, 120.) »Die Liebe fällt halt nicht jedesmal auf ein Rosenblatt, sie bleibt auch mitunter auf einem Kuhfladen.« (Holtei, Eselsfresser, I, 162; Frischbier2, 2419.)
Dän.: Kierlighed er som koeskarn, falder saa snart paa et nelle blad, som paa et rosen blad. (Prov. dan., 387.)
Lat.: Ambiguum faciunt amor hic, amor ille duellum. (Chaos, 62.)
Schwed.: Kärleken faller så snart på koträcken som på lilieblad. (Grubb, 435.)
48. Deam einen fällt de Leiwe up den Butterweck, deam annern up den Koudreck. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 16.
49. Der Lieb end ist leidt. – Lehmann, 465, 48.
50. Der lieb frewde weret so lang als ein leffel von Brod. – Lehmann, 465, 47; Simrock, 6402; Eiselein, 425; Braun, I, 2333; Reinsberg I, 67.
51. Der lieb wunden kann alleyn heylen, ders macht. – Franck, I, 65a; Simrock, 6487; Körte, 3888; Venedey, 90; Reinsberg I, 66.
Lat.: Amoris vulnus idem qui facit sanat. (Franck, I, 65a.)
52. Der Liebe ist kein Ding unmöglich.
Mhd.: Der minne ist niht unmügelîch. (Heinzelin.) (Zingerle, 92.)
Frz.: Amour ne craint ni péril ni mort.
It.: Amore vince ogni cosa.
Lat.: Nihil difficile amanti. (Masson, 232.)
53. Der Liebe ist kein Wind zu kalt. – Parömiakon, 2321.
54. Der liebe mass ist, dass sie sein ohn alle mass. – Petri, II, 99.
55. Der Liebe Mund küsst auch den Hund. – Eiselein, 426; Simrock, 6455.
56. Der Liebe Nacht ist Mittag. – Eiselein, 424.
57. Der Liebe Pfeile treffen schnell.
»Der minnen vier is sneller vele dan enich ghescot.« (Gloriant, 450.)
58. Der Liebe Spiel bedarff gar viel. – Petri, II, 833.
59. Der Liebe und dem Feuer muss man bei zeiten wehren. – Eiselein, 424; Simrock, 6490; Reinsberg I, 64; Braun, I, 2313.
Frz.: Il ne faut pas jouer avec le feu ni avec l'amour. (Masson, 231.)
Lat.: Flamma recens parva sparsa resedit aqua. (Ovid.) (Philippi, I, 128; Eiselein, 224.)
60. Der Liebe und dem Tode kann niemand entgehen.
Dän.: Kierlighed og døden kand ingen undgaae. (Prov. dan., 337.)
[131] 61. Der Liebe Worte sind nicht allweg süss.
Holl.: De liefde heeft niet altijd aangename zaken te zeggen; zij is onafscheidelijk van de waarheid. (Harrebomée, II, 27.)
62. Des ênen Lêfde fällt up'n Rosenblatt, des annern sine up'n Kohflatt. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 162, 5; Lyra, 58.
63. Die erste Liebe die beste. – Petri, II, 126; Herberger, I, 130.
In Toscana: Der ersten Liebe vergisst man nimmer. Die Portugiesen: Von Brotsuppe und Liebe ist das Erste das Beste. Und die Perser: Das Verlangen nach dem Garten verlässt nie das Herz der Nachtigall. In Mailand: Wer das erste mal recht liebt, liebt nicht das zweite mal. (Reinsberg II, 26.) Die Russen dagegen: Die letzte Liebe ist die wahre. (Altmann VI, 421.) »Die erste Liebe gleicht mit ihrer Glut und ihren Thränen dem jungen Holze, das, wenn es an einem Ende brennt, am andern Wasser gibt.« (Menzel, Streckverse, 220.)
Frz.: Il n'est que les premiers amours. (Leroux, II, 237.) – On revient toujours à ses premières amours. (Bohn II, 43.)
Holl.: De eerste liefde gaat voor boven al. – De eerste liefde is de beste. (Harrebomée, II, 27.)
64. Die in der Liebe ertrunken sind, die sind mit offenen Augen blind. – Gaal, 1095.
65. Die lieb bestehet selten lang. – Henisch, 334. 6; Petri, II, 136.
66. Die Lieb bringt heimlich wehe. – Petri, II, 136.
67. Die Lieb entwechst aus den Augen. – Petri, II, 136.
Die Türken: Die Liebe entsteht aus dem Anblick. (Reinsberg I, 61.)
68. Die Lieb fängt von sich selbst an, vnnd so noch etwas vbrig, läst sie es andere auch geniessen. – Lehmann, 911, 51.
69. Die Lieb felt sobald auff ein Dreck als auff ein Rosenblat. – Lehmann, II, 71, 42.
»Und fellt die lieb sobald in kat, als auffen rotes Rosenblat.« (Waldis, I, 81.)
Span.: Quien feo ama, hermoso le parese. (Bohn I, 49.)
70. Die Lieb' findt sich em Bettstruh. (Henneberg.)
So sagen die Aeltern oder Verwandten eines Paares, welche sich materieller Interessen willen, ohne Herzensneigung heirathen sollen.
71. Die lieb füllet die Welt vnnd mehrt den Himmel. – Lehmann, 463, 16; Eiselein, 424; Simrock, 6482; Braun, I, 2323; Reinsberg I, 65.
72. Die lieb fürkompt das betlen. – Gruter, I, 20.
73. Die Lieb gehet vber alle ding; das leugst du, sprach der Pfenning; denn wo ich Pfenning nicht bin, da kompstu Lieb selten hin. – Petri, II, 136.
Es mag hier eins unserer ältesten apologischen Sprichwörter, das erst einging, als der Artikel »Amor« bereits gedruckt war, eine Stelle finden: Amor vincit omnia. »Du lieght, zeide pecunia, wannt daer ick pecunia niet en bin, Amor raackt daer zelde in.« (W. Wolf's Wodana, II, 206.)
74. Die lieb gehet vnter sich, nicht vber sich; sie steigt ab, nicht vf. – Agricola I, 334; Gruter, I, 20; Egenolff, 182a; Petri, II, 136; Lehmann, 466, 94; Sailer, 47; Schottel, 1135b; Sutor, 889; Eiselein, 425; Simrock, 6802; Körte, 3879; Braun, I, 2320.
Die Aeltern haben die Kinder lieber, als die Kinder die Aeltern. »Auch die Liebe steht im Menschen niemals stille; sie wächst immer, entweder auf- oder abwärts.« (Schücking, Welt und Zeit, V, 226, 195.)
Frz.: L'amour des parents descend et ne remonte pas. – L'amour descend et ne monte pas.
Holl.: De liefde gaat onder zich, niet boven zich. (Harrebomée, II, 27.)
Lat.: Amor descendit, non ascendit. (Fischer, 13, 62; Seybold, 25.)
Schwed.: Kärleken gär utföre. (Grubb, 435; Wensell, 47.)
75. Die lieb hat der Sonne art; sie felt sobald auff ein Kühdreck als auff ein Rosenblat. – Lehmann, 465, 55; Körte, 3001; Eiselein, 426; Reinsberg I, 60.
Schwed.: Kärleken är som daggen, den faller så lätt på brännässlan som på liljeblad. (Wensell, 47.)
76. Die Lieb hat immer ein heimlich leiden. – Petri, II, 136.
77. Die Lieb' im Haus und der Wein im Kopf lassen sich nit vertuschen. (Steiermark.)
78. Die Lieb is a Fieber, wer's hot, der hot's. (Schles.)
79. Die Lieb ist allenthalben daheimb.
Lat.: Caecat amor mentes, ac non raro sapientes. (Chaos, 59.)
[132] 80. Die Lieb ist angst vnd sorgen voll. – Petri, II, 136.
81. Die Lieb ist aussländisch, geht von eim zu dem andern.
Lat.: Amor fugax. (Chaos, 59.)
Schwed.: Kärleken är landsflychtig. (Grubb, 439.)
82. Die Lieb ist blind. – Henisch, 175, 50; Lehmann, 465, 50; Chaos, 501.
»Die Liebe, sagt man, wäre blind; ich will den Satz nicht ganz bestreiten; doch wo die meisten Thaler sind, sah sie recht gut zu allen Zeiten.« (Schücking, Welt und Zeit, 482.)
Engl.: Love is blind. (Bohn II, 41.)
Frz.: Amour aveugle raison. (Venedey, 86.) – L'amour a un bandeau sur les yeux.
It.: Amor è cieco, ma vede da lontano. (Bohn II, 71.) – L'amor è cieco e pazzo. ( Pazzaglia, 14.)
Lat.: Amor coecus. – Credula res amor est. (Ovid.) (Binder I, 247; II, 606; Philippi, I, 97.) – Omnis amans caecus, non est amor arbiter aequus.
Schwed.: Kärleken är blind. (Grubb, 434; Wensell, 47; Marin, 19; Rhodin, 86.)
83. Die Lieb ist blind, fallt so leicht auf Koth als auf ein liebes Kind. – Chaos, 63.
84. Die Lieb ist blind, sie felt so bald auff Kuhmist, als auffn Rosenblat, so bald auff Vngestalt als auff Wolgestalt. – Petri, II, 136; Henisch, 150, 50.
85. Die Lieb ist blind, sie gehet, da man sie nicht send. – Petri, II, 136; Henisch, 420, 13; Eiselein, 423.
Lat.: Quis enim modus adsit armanti, mopsonisa datur, quid non speremus amantes. (Henisch, 420, 15.)
86. Die lieb ist blind vnd toll. – Henisch, 420, 8.
87. Die Lieb ist blind, wers nit glaubt, sieht nicht.
»Die Blinde sieht ihren Geliebten mit dem Herzen, da sie mit den Augen ihn nicht sehen kann.« (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 54.)
Lat.: Quid deceat, non videt omnis amans. (Chaos, 59.)
88. Die Lieb ist das einzige Wahrzeichen rechter Christen. – Opel, 395.
89. Die Lieb ist des Gesetzes Kern. – Waldis, I, 7.
90. Die Lieb' ist des Glaubens Thür, Riegel und Zier. – Harms, 90.
91. Die Lieb ist ein bitter Kraut. – Petri, II, 137; Henisch, 402, 30.
»Die Liebe ist in Frankreich ein Scherz, in England ein Zweifel, in Italien eine alles verzehrende Flamme, in Deutschland eine Blüte aus Elysium, die nur langsam, aber um so sicherer zur seelenerquickenden Frucht heranreift.« (H. Rau, Die Pietisten, I, 108.)
92. Die Lieb ist ein gross Hertzenwehe mit kleinen Frewden. – Petri, II, 137.
Nach den verschiedenen Auffassungspunkten ist die Liebe auch verschieden erklärt worden. Denjenigen, die noch aber ihr Wesen in Zweifel sein sollten, enthüllt sie ein hegelscher Philosoph als »die Idealität der Realität eines Theils der Totalität des unendlichen Seins, verbunden mit der Cupidität zwischen Ich und Du; denn Ich und Du ist Er«. H. Heine (Reisebilder, III, 287) sagt: »Was Prügel sind, das weiss man schon, was aber Liebe ist, das hat noch keiner herausgebracht.«
93. Die Lieb ist ein süsse Bitterkeit. – Petri, II, 137.
Mhd.: Ich weiz wol, ez ist ein altez maere, daz ein armez minnerlîn ist reht ein marteraere. (Zingerle, 103.)
94. Die Lieb' ist ein Waar', die kommt unter Purpur und Talar.
Böhm.: Láska slepá zbĕduje i popa. (Čelakovský, 240.)
95. Die Lieb' ist eine kleine Freud', und was sie bringt, ist Scham und Leid.
Lat.: Nil amor est aliud, credas, quam parva voluptas, cum semel expleta est, inficit ota rubor. (Chaos, 495.)
96. Die Lieb' ist frei von Eitelkeit, sie wohnt unter dem Kittel wie unter Seidenkleid.
Frz.: Aussi bien sont amourettes sous bureau que sous brunettes. (Kritzinger, 97.)
97. Die Lieb ist gemein, der Glaub ist klein. – Henisch, 1633, 45.
98. Die Lieb ist Meister. – Petri, II, 137.
Die Russen: Die Liebe ist Zarin im Reiche der Phantasie und die Hoffnung ist ihre erste Kammerzofe. (Altmann VI, 504.)
99. Die Lieb ist nichts den bitter leiden, vermischt mit kleinen Freuden. – Petri, II, 137.
100. Die Lieb ist vbel angelegt, die keine Lieb herwider tregt. – Petri, II, 137; Gruter, III, 21; Lehmann, II, 85, 163; Simrock, 6407.
[133] Mhd.: Lieb hâu âne trôst ist mînes herzen rôst. (Liedersaal.) (Zingerle, 93.)
Lat.: Est amor ingratus, cum non sit amator amatus. (Loci comm., 9.)
101. Die Lieb ist voll hitz. – Petri, II, 137.
102. Die Lieb' ist wie der Schwalbenkoth, verblendet, wen sie troffen hot.
103. Die lieb jhr viel betriegen kan vnd blendet manchen weisen man.
Lat.: Caecat amor mentes, ac interdum sapientes. (Loci comm., 8.)
104. Die lieb kan auch ein todte Kol auffblasen vnnd glühend machen. – Lehmann, 464, 40.
105. Die Lieb kan nicht zu berge fliessen. – Petri, II, 137; Henisch, 289, 34.
106. Die Lieb kan nichts verschweigen.
Lat.: Amor secreta prodit. (Chaos, 62.)
107. Die Lieb kombt der Noth vor. – Sutor, 75.
108. Die lieb kompt vom sehen. (S. ⇒ Auge 86.) – Franck, II, 128a; Gruter, I, 21; Eyering, I, 707; Petri, II, 157.
Böhm.: Láska jako slzo rodí se v očích a padá k srdci. (Čelakovský, 237.)
Holl.: De min komt door de oogen in. (Harrebomée, II, 87b.)
Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Faselius, 78; Sutor, 12; Seybold, 160.)
109. Die lieb lest sich mit eim schlechten faden fangen, aber nicht mit Prügeln vertreiben. – Lehmann, 467, 101; Sailer, 272.
110. Die lieb lest sich nit verbergen. – Petri, II, 137; Henisch, 290, 66; Mayer, II, 33.
Schwed.: Kärleken kan icke dölja sig. (Grubb, 437; Wensell, 437.)
111. Die Lieb macht alle Bürde ring. – Sutor, 5.
Lat.: Amor difficultatem nescit, onus sine onere portat. (Sutor, 5.)
112. Die lieb muss schleg vnd zanckt haben. – Franck, II, 144b; Lehmann, II, 71, 43.
113. Die lieb muss zanckt haben. – Franck, I, 67b; Petri, II, 137; Steiger, 205.
Lat.: Amantium irae amoris reintegratio est. (Franck, I, 67b.) – In amore non vivitur absque dolore. (Chaos, 59.)
114. Die Lieb sitzt in den Augen. – Sutor, 12.
Holl.: Het oog is leidsman van de min, en brengt voor eerst de lusten in. (Harrebomée, II, 87b.)
115. Die Lieb, so dass bandt der Ehe ist, lest sich nicht erzwingen. – Lehmann, 150, 149.
116. Die Lieb thut jederman guts. – Petri, II, 137.
117. Die lieb treibt die forcht auss. – 1 Joh. 4, 15; Franck, I, 51b; Lehmann, II, 71, 44; Simrock, 6432; Schulze, 294.
»Wenn jeder vor Mars zittert, der kleine Amor fürchtet sich nicht, und thut, was er will.« (Börne, Ges. Schriften, II, 15.)
Böhm.: Láska s straochem neostojí; nemiluje, kdo se bojí. (Čelakovský, 239.)
Lat.: Amor misceri cum timore non potest. (Publ. Syr.) – Caritas foras mittit limorem. (Schulze, 294.)
Poln.: Miłość s bojaź nią niestoji; niemiłuje, kto się boji. (Čelakovský, 239.)
118. Die Lieb trinckt nicht Nothwein. – Lehmann, II, 71, 45; Simrock, 6435.
119. Die Lieb vberwind manch freundlich Kind. – Petri, II, 137.
Mhd.: Umbe die minne ist iz abir sô getân: dâ nemac niht lebendes vor bestân. (Kaiserchronik.)
Lat.: Omnia vincit amor. (Egeria, 206.)
120. Die lieb verblendet auch der weisen hertz. – Henisch, 415, 35.
121. Die lieb vnd ehe ist voll honig vnd wehe. – Henisch, 801, 62; Petri, II, 137.
Lat.: Non bene conveniunt nec in una sede morantur majestat et amor. – Non bene cum sociis regna venusque manent. (Ovid.) (Philippi, II, 32; Seybold, 363.)
122. Die lieb vnd ehr lest vns an nichts gedencken. – Henisch, 814, 50.
123. Die lieb will gezenck haben. – Tappius, 110b; Eyering, I, 56 u. 707.
Frz.: Les amants qui se disputent, s'adorent. – Petites querelles et noisettes sont aiguillons d'amourettes. – Querelles d'amants, renouvellement d'amour. (Masson, 233.)
Lat.: Amor fit ira jucundior. (Faselius, 15.)
[134] 124. Die Liebe aus der Ferne bleibt am längsten warm.
»Die Liebe, so am heissesten ist, wenn ihr Gegenstand uns fern, kühlt sich auch am ehesten in seiner Nähe ab, gleich der Erde in der Sonnenferne und Sonnennähe.« (Menzel, Streckverse, 143.)
Böhm.: Radĕji se z daleka milovati, nežli z blízka nenávidĕti. (Čelakovský, 244.)
125. Die Liebe blendet und bezaubert.
126. Die Liebe decket Fehler und Gebrechen.
Böhm.: Kdo koho miluje, vad jeho nepozoruje. (Čelakovský, 241.)
It.: Ogni disuguaglianza amore agguaglia. (Bohn II, 116.)
Poln.: Kto kogo miłuje, wad jego nieczuje. (Čelakovský, 241.)
127. Die Liebe der Kinder ist Wasser in einem Korbe.
Frz.: Amour de petit enfant c'est eau en un petit panier. (Kritzinger, 26b.)
128. Die Liebe der Unterthanen ist der Obrigkeit beste Hut.
129. Die Liebe des Eifersüchtigen ist das Leben eines Kranken.
130. Die Liebe einer wiederverheiratheten Witwe ist ein Glas, das den ersten Mann als Riesen, den zweiten als Zwerg darstellt. – Einfälle, 471.
131. Die Liebe ergibt sich keinem Diebe.
132. Die Liebe fällt nich immer uf a Rosenblâdb, se fällt ôch amôl uf an Kuhkât. (Obernigk.) – Weinhold, 53.
1) In andern Gegenden sagt man auch: Lilienblatt. – »De wyle de Leue nicht steds valt up schöne wolrükende Rosenbleder, sondern ock up olde Frantzösische belgentreder.« (N. Gryse, Leienbibel, Fr. 40a.)
133. Die Liebe fängt von sich selbst an. – Körte, 3859 u. 4852.
Böhm.: Láska od sebe začíná. (Čelakovský, 56.)
Engl.: Charity begins at home. (Körte, 3859.)
Frz.: Charité bien ordonnée commence par soi-même. (Leroux, II, 199.)
Kroat.: Ljubav se počimlje od sebe. (Čelakovský, 56.)
Lat.: Amor incipit a seipso. (Schamelius, 156, 9.) – Proximus quisque sibi. (Chaos, 64.)
Schwed.: Kärleken börjar på sig sielf. (Grubb, 435; Wensell, 47.)
134. Die Liebe fragt nicht, ob sich's schickt.
Lat.: Quid deceat, non videt ullus amans. (Ovid.) (Philippi, II, 159.)
135. Die Liebe fragt nichts nach altem Adel.
136. Die Liebe geht gern den Mittelweg. – Altmann VI.
Dän.: Thi kierlighed stiger ned og ikke op, gaaer frem, og ikke tilbage. (Prov. dan., 151.)
137. Die Liebe gleicht den Blattern, je später, desto schlimmer.
Byron: »Die Liebe gleicht den Masern, je älter die Leute, desto gefährlicher wird die Krankheit.«
138. Die Liebe grawet nicht.
Schwed.: Kärleken åldras intet. (Grubb, 436.)
139. Die Liebe hält (dauert) bis zum letzten Thaler Geld.
Frz.: Tant dure amour comme argent dure, mais argent court cherche avanture. (Kritzinger, 27a.)
140. Die Liebe hat die Angel eingeschluckt. – Sailer, 171.
Sie ist blind folgsam, leicht in eine Falle zu locken.
141. Die Liebe hat ein gutes Gedächtniss.
142. Die Liebe hat ihre eigene Sprache.
Auch die Russen mit dem Zusatz: Die Ehe kehrt zur Landessprache zurück (Altmann VI, 464.)
Frz.: Charité bien ordonnée commence par soi-même. (Leroux, II, 199.)
Lat.: Amor incipit a seipso. (Schamelius, 156.)
143. Die Liebe hat viel verborgene (geheime) Schübe.
Frz.: L'amour a ses hauts et bas. (Kritzinger, 26b.)
144. Die Liebe hat's gethan, mein Kind, sagte jener Kapuziner zu dem Mädchen, da sie ihm beichtete.
145. Die Liebe ist blind und macht blind, wer's nicht glaubt, ist ein Kind. – Mayer, II, 33; Eiselein, 421; Simrock, 6447; Schlechta, 309; Reinsberg I, 65.
Mhd.: Alle minner, die nû sint heizent an den ougen blint. (Heinzelin.) – Ach ach diu minne machet, daz du voor rechter liebe gar erblindest. (Labers.) – Man spricht die minne zei blinde. (M. Falkner.) (Zingerle, 91.) – Diu blintheid der minnen diu blendet ûze und innen. (Tristan.)
Dän.: Kierlighed er blind, og som den ikke seer, meener man at ingen seer den. (Prov. dan., 337.)
[135] Engl.: Love is blind, and lovers cannot see. (Eiselein, 423; Gaal, 1095.)
Frz.: Amour apprend aux ânes à danser. (Venedey, 86.) – L'amour aveugle la raison. (Gaal, 1095.)
Holl.: De liefde is blind, zij gaat, daar men haar niet zendt. (Harrebomée, II, 27.)
It.: L'amor cieco fà ciechi amanti. (Pazzaglia, 54, 4.) – L'amore è cieco e non conosce lume; ma perde l'intelletto, e il buon costume. (Gaal, 1095.)
Lat.: Credula res amor est. (Philippi, I, 97.) – Quatuor pervertunt animi judicium: amor, avaritia, odium, ebrietas. – Quisquit amat luscam, luscam putat esse venustam. – Scilicet insano nemo in amore videt. (Eiselein, 423.)
146. Die Liebe ist der Liebe Lohn (Preis).
Holl.: Liefde te dragen is geen pijn, als liefde met liefde beloont mag zijn. (Harrebomée, II, 28.)
147. Die Liebe ist die beste Hut.
148. Die Liebe ist ein lebendiger Tod und ein sterbendes Leben.
Frz.: L'amour est une vivante mort et une vie mourante. (Kritzinger, 27a.)
149. Die Liebe ist ein Schalk.
Dän.: Kierlighed er en skalk. (Prov. dan., 338.)
150. Die Liebe ist keck.
Lat.: Quid non amor improbus audet. (Ovid.) (Philippi, II, 130.)
151. Die Liebe ist nicht blind, aber sie sieht nicht.
152. Die Liebe ist nicht blind, sie sieht, wo die meisten Thaler sind.
153. Die Liebe ist nie allein.
Lat.: Quis nunquam solus? Amor. (Egeria, 252.)
154. Die Liebe ist stärker als der Tod.
Die Franzosen: Jede Kraft weicht der Liebe. Die Engländer: Kein Kraut kann Liebe heilen. In Mailand: Liebe macht die Zeit vergehen und geht über die Handschuhe hinaus. (Reinsberg II, 23.)
155. Die Liebe ist süss, bis ihr wachsen Händ' und Füss'. – Mayer, I, 33; Simrock, 6465; Braun, I, 2338; Reinsberg I, 67.
156. Die Liebe ist verschieden; der eine liebt die Mutter, der andere die Tochter und der dritte alle beide. – Frischbier2, 2420.
157. Die Liebe ist voll Eifersucht. – Eiselein, 425.
It.: Non c' è amor senza gelosia. (Bohn II, 112.)
158. Die Liebe ist wie der Thau, sie fällt auf Rosen und Kuhfladen. – Simrock, 6449; Braun, I, 2311; Eiselein, 424; Reinsberg I, 60.
Lat.: Amor omnibus haud idem. (Binder II, 163; Palingen, II, 402 u. 403.)
159. Die Liebe ist wie die Löcher in den Strümpfen.
160. Die Liebe kann alles.
Die Bergamasken: Die Liebe übersteigt sieben Mauern. Die Liebe verbirgt sich hinter einem Nadelknopf. (Reinsberg II, 23.)
161. Die Liebe kann alles, aber seiltanzen kann sie nicht.
162. Die Liebe kann kein Strom ersäufen. – Hohes Lied Sal. 8, 7; Fabricius, 47.
163. Die Liebe kennt keine Furcht.
Lat.: Amor misceri cum timore non potest. (Publ. Syr.) (Fischer, 13, 6.)
164. Die Liebe kommt rasch, der Hass allgemach.
Die Russen: Die Liebe nimmt gewöhnlich die Herzen mit Sturm ein, der Hass erst nach einer regelmässigen Belagerung. (Altmann VI, 429.) Die Letten: Liebe ist der Morgen der Tugenden, Hass der Abend der Sünden. Die Perser: Ein Liebender ist gütiger als ein Vater. (Reinsberg II, 22.)
165. Die Liebe kreucht, wo sie nicht gehen kann.
Sie ist unerschöpflich in Mitteln und Wegen zu ihrem Zweck.
Engl.: Love will creep where it cannot go. (Bohn II, 41.)
Holl.: De liefde kruipt, waar zij niet gaan kan. (Harrebomée, II, 27.)
Schwed.: Kärleken är outtröttlig. (Wensell, 47.)
166. Die Liebe lässt keinen dritten ein.
Mhd.: Minne entouc niht eine: si sol wesen gemeine, so gemeine daz si gê dur zwei herze und dur dekeinez mê. (Walther.) – Wan die rehte liebeschaft zwüschent zwagen hât ir chraft und wil ir auch nicht mer haben. (Ring.) – Ain lieb vnd nicht mêre wêr allen frawen ain êre. (Keller.) (Zingerle, 93.)
Lat.: Amicitia mundi est inimicitia Dei. (Chaos, 56.)
Schwed.: Twå frijare förlikas intet giärna om en braud. (Grubb, 437.)
167. Die Liebe lässt sich nicht verjagen, man kann mit hundert Prügeln dreinschlagen.
Frz.: Amour apprend aux ânes à danser. (Kritzinger, 26a.)
[136] 168. Die Liebe lernet tantzen. – Latendorf II, 6; Petri, II, 137.
169. Die Liebe macht auch kluge Leute zu Narren.
It.: L'amor abbacina gl' istessi Salomoni. (Pazzaglia, 14.)
Lat.: Amantes amentes. (Binder II, 144; Faselius, 15; Philippi, I, 24; Seybold, 21.)
170. Die Liebe macht das abwesend gegenwertig. – Lehmann, 246, 18.
Lat.: Praesentia amori sunt vel longinquissima. (Lehmann, 246, 18.)
171. Die Liebe maistert alle Gesetz. – Henisch, 1560, 13.
172. Die Liebe muss einmal zerreissen, sonst würden sich die Liebenden das Maul abbeissen.
173. Die Liebe muss gescherzt haben.
Lat.: Amor nescit amaritudinem. (Chaos, 59.)
174. Die Liebe muss herüber- und hinübergehen. – Schlechta, 423.
D.h. gegenseitig sein.
175. Die Liebe pflanzen ist nicht genug, man muss sie auch begiessen.
176. Die Liebe quält alle Leut' und macht nur wenig Freud'.
Frz.: L'amour ne fait honneur à personne, et fait douleur à tous. (Kritzinger, 27a.)
177. Die Liebe sieht durch eine Brille, die Kupfer zu Gold und Triefthränen zu Perlen macht.
It.: Della sua istessa colpa amor è scusa. (Bohn II, 91.)
178. Die Liebe sieht keine Flecken.
Holl.: De liefde kent vlek noch gebrek. (Harrebomée, II, 27.)
179. Die Liebe sieht nicht auf sich selbst. – Sutor, 428.
180. Die Liebe springt oft vom Juli in den Februar. – Parömiakon, 2445.
Die Venetianer sagen sehr schön: Die Liebe ist eine Cicade, die leicht aus dem Herzen auf die Zunge hüpft. (Reinsberg I, 64.)
181. Die Liebe tauchet die Jungen und ertränket die Alten. – Winckler, XIX, 44.
Lat.: Principium dulce est, at finis amoris amarus: Laeta venire Venus, tristis abire solet. (Chaos, 63.)
182. Die Liebe thut nichts Böses.
Schwed.: Kärleken ilskas intet. (Grubb, 436.)
183. Die Liebe thut viel, das Geld alles.
184. Die Liebe, Treue, der Glaube und das Recht, diese vier haben sich schlafen gelegt; wenn diese wieder auferstehen, dann wird es recht in der Welt zugehen. – Weininger, 170.
Hausinschrift zu Lonnerstadt a.d. Aisch in Oberfranken.
Holl.: De liefde is uit om trouw te halen. (Harrebomée, II, 27.)
185. Die Liebe und das Glück sind blind.
Frz.: L'amour et la fortune sont aveugles. (Kritzinger, 26a.)
186. Die Liebe und der Husten lassen sich nicht verbergen.
Frz.: La gale ni l'amour ne peuvent se cacher. (Lendroy, 803.)
187. Die Liebe vergeht und das Elend besteht.
Frz.: Les amours s'en vont, et les douleurs demeurent. (Kritzinger, 27a.)
188. Die Liebe vertreiben ist dumm gethan, man schnallt ihr nur die Sporen an. – Körte, 3868.
189. Die Liebe will geneckt sein. – Venedey, 95.
190. Die Liebe wurtzelt vnter sich.
»Weib und Kind ist lieber als Vater und Mutter.« (Mathesy, 232b.)
191. Die Liebe zankt gern. – Mayer, II, 33.
192. Die Liebe zieht mehr als vier Schimmel. (S. ⇒ Frauenhaar.) – Frischbier2, 2421.
193. Die Liebe ziemt der Jugend, im Alter wird's Untugend. – Philippi, I, 24.
»Die Liebe ist eine Pfeife, die mit achtzehn Jahren gestopft und bis vierzig Jahre geraucht wird und aus der man die Asche beim Requiem ausklopft.« (Wochenblatt der deutschen Schnellpost, Neuyork 1851, Nr. 13.) Börne (Briefe aus Paris) sagt: »Man sollte nicht mehr lieben, wenn man alt geworden ist, nicht einmal die Freiheit.«
Lat.: Amare juveni fructus est, crimen seni. (Philippi, I, 24.)
194. Die Lîwe felt eben sau gaud up en'n Kauklack1, (Kauschet) as up en Niljenblad (oder Rosenblad). – Schambach II, 61.
1) Kuhklex, Kuhfladen, Kuhdreck.
[137] 195. Die ohne Lieb zusammen kommen, gehen auseinander (scheiden) ohne Thränen.
Holl.: Die vergaderen zonder liefde, scheiden zonder weten. (Harrebomée, II, 27.)
196. Die sich aus Liebe nehmen, laufen oft aus Zorn auseinander. – Reinsberg I, 110.
197. Echte Liebe zündet Wasser an.
198. Eifersüchtige Liebe macht das Leben trübe.
Engl.: Love being jealous, makes a good eye look a squint. (Bohn II, 13.)
199. Ein Lieb, ein Hertz, zwey gewachsen zusamm', scheid nichts, auch nicht dess Tod kram. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 51.
200. Eine Lieb sucht die ander. – Petri, II, 212.
201. Eine Liebe gebiert die andere. – Gaal, 1094.
Engl.: Love begets love. (Gaal, 1094.)
Holl.: De eene liefde helpt de andere. (Harrebomée, II, 27.)
Lat.: Philtrum amoris amor. (Gaal, 1094.)
202. Eine Liebe ist der andern Hebamme.
Mhd.: Ein minne dem dandern suochet, ein fluoch dem andern fluochet. (Freidank.) (Zingerle, 102.)
Holl.: De eene min brengt de andere in. (Harrebomée, II, 87b.)
203. Eine Liebe ist der andern werth. – Bücking, 5; Beyer, II, 350; Ramann, I. Pred., I, 374.
Auch ironisch, wenn ein Schelmenstreich mit einem andern erwidert wird. »Deinem Schritte folgt mein Schritt; denn das ist der Liebe Brauch. Wärst du fromm, ich wär' es mit; da du gottlos, bin ich's auch.« (Daumer.)
It.: Ama chi t'ama.
204. Eine Liebe ist der andern werth, sagte der Bauer, und schlug das Pferd, das ihn geschlagen hatte. – Frischbier2, 2422.
205. Eine Liebe vertreibt die andere. – Reinsberg III, 92.
Eine neue Liebschaft macht der frühern ein Ende.
Span.: Un amor saca otro. (Bohn II, 360.)
206. Eine rechte Liebe wird neunmal nischt. (Ulm.) – Körte, 3898.
207. Einer thut's aus Liebe, ein anderer aus Ehre; einer, weil's ihm gefällt, der andere ums Geld.
Holl.: De een doet het uit liefde, de ander om eere, de derde om geld. (Harrebomée, II, 27.)
208. Ene Leöw öss de andre werth; komm, schit mi ön de Hand, öck schmer di 't önt Mûl. (Königsberg.)
209. Erkauffte lieb vnnd Freundschafft ist nur Heuchelei. – Lehmann, 465, 57.
210. Erste Liebe – letzte Liebe.
Holl.: De eerste liefde moet de laatste zijn. (Harrebomée, II, 27.)
211. Erzwungene Lieb ist Gleisnerey vnnd ist selten Bestand dabei. – Lehmann, 150, 157; Eiselein, 425.
Frz.: Amours ne peut durer ne vivre se n'est en cuer franc et délivre. (Leroux, II, 171.)
212. Es geschiehet nicht mit lieb, wenn ein junges ein altes freyen will. – Henisch, 1207, 41.
213. Es geschieht aus Liebe, sagte der Bauer, als er das Kalb unter dem Schwanz küsste.
Holl.: Het geschiedt uit enkele liefde, zei de boer, en hij zoende zijn kalf voor het gat. – Het is al van liefde, zei Lille komdijne (kurkumdijne), toen kuste hij hed paard voor den aars, daar de bruid op zat. ( Harrebomée, II, 27.)
214. Es ist, als wäre gar keine Liebe mehr in der Welt, sagte die Magd, da kein Bursch sie zum Tanz holte.
Holl.: Het is, of er geene liefde meer in de wereld is, zei Grietje, en zij zag twee jongens vechten. (Harrebomée, II, 27.)
215. Es ist die höchste Liebe, die das Leben opfert.
Frz.: C'est trop aimer, quand on en meurt. (Cahier, 62.)
216. Es ist eine böse Liebe, bei der man einem den Hals bricht.
In Aegypten sagt man: Während sie ihren Liebhaber küsst, reisst sie ihm die Zähne aus.
217. Es ist gross lieb im Spital, wann die Bettler einander mit Läusen werffen. – Gruter, III, 33; Lehmann, II, 154, 130.
Holl.: Daar is groote liefde in't gasthuis, als de bedelaars malkander met luizen werpen. (Harrebomée, II, 26.)
218. Es ist keine Lieb hesslich. – Petri, II, 266.
L. Börne (Ges. Schriften, III, 239) sagt daher: »Nicht wenn du liebenswürdig bist, wirst du geliebt; wenn man dich liebt, wirst du liebenswürdig gefunden.«
[138] 219. Es ist keine Liebe ohne Argwohn und Furcht.
220. Es ist nicht alles Lieb vnd freundschafft, wenn arme Gesellen mit grossen Löffeln essen sollen. – Petri, II, 273.
221. Es si zweu Liebe zäme cho und beidi nit gar hübschi; 's ist eis wie ne Thürlistock und d's andre wie ne 's Tütschi. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 22.
222. Et fallt de Lêv' op 'n Röschen nett, so god als op 'ne ruge Klett. – Diermissen, 264.
223. Eygen Lieb ist ein Dieb. – Latendorf II, 9.
224. Falsch Lieb, falsch Freund, falscher Rath, falsch Wahr, falsch Gelt find man jetzt in aller Welt. – Lehmann, 93, 74; Henisch, 994, 3; Petri, II, 308; Sailer, 79; Simrock, 2254.
Holl.: Vroeg lief, vroeg leed. (Harrebomée, II, 26.)
226. Für die Liebe ist nicht Winter und nicht Sommer.
Holl.: De liefde bloeit winter en zomer, dat de koele Mei niet doet. (Harrebomée, II, 27.)
It.: L'amor florisce tanto l'inverno, quanto l'estate. (Pazzaglia, 14.)
227. Gähe lieb, lange feindtschafft. – Franck, II, 14b; Gruter, I, 42; Petri, II, 323; Eiselein, 413; Körte, 3895; Simrock, 6495; Venedey, 87.
Mhd.: Herzeliebe ist arbeit ir ende bringet herzeleit. (Wigalois.) – Ach, minn, dîn süezer anvanc gît mangen bittern ûzgang. (Her.) – O wê, wie wendet sich daz lôz von liebe ze herzenleide. (Heidin.) (Zingerle, 58 u. 89.)
Frz.: Amours qui commencent par anneaux, finissent per couteaux.
Lat.: Praeceps amor frigescit.
Schwed.: Bråd kiärlek glömmes snart. – Kiärleks hetan förgår snart. (Grubb, 57.)
228. Gähe Lieb und Freundschafft, lange Feindschafft. – Schottel, 1144a; Braun, I, 2312.
229. Gedwungen leifde vorgeit bolde. – Tunn., 180.
(Ipse coactus amor, fragilis quasi bulla recedit.)
230. Geflickte lieb oder Freundschafft wirdt nimmer gantz. – Lehmann, 85, 22.
231. Gegen (auch: für) die Liebe ist kein Kraut gewachsen. – Eiselein, 424.
Die Osmanen sagen: Gegen Liebe hilft nur reisen oder Geduld beweisen. (Schlechta, 312.)
Engl.: No herb will cure love. (Eiselein, 424.)
It.: Contro amore non è consiglio. (Bohn II, 89.)
232. Gegen Liebe und Tod ist kein Kraut gewachsen.
Der griechische Weise Krates empfahl drei Mittel gegen die Liebe: Hunger, Zeit und, wenn beide nicht genügten, Hanf (Strick). (Bresl. Erzähler, 1804, S. 95.) Die Russen: Wider die Liebe hilft nur der Hass. (Altmann VI, 398.)
Schwed.: Kärleks siuken haar ingen both. – Med älskog hiëlper ingen medicin. (Grubb, 439.)
233. Gekauffte Lieb vergehet bald. – Petri, II, 328.
234. Gekaufte Liebe nimmt bald ein Ende. – Eiselein, 426.
235. Gekofte leifde unde röde duren nicht lange. – Tunn., 194.
(Emptus amor vultusque rubor durare nequibunt.)
236. Gekränkte Liebe hat einen Freund im Himmel. – Simrock, 6486; Reinsberg I, 66.
237. Genöthe Lieb' ist Gott leid. – Blass, 13.
»Auch in der Liebe ist Hunger der beste Koch.« (Welt und Zeit, V, 358, 237.)
238. Gesuchte Lieb ist gut, gefunden aber besser. – Eiselein, 426.
239. Getrewe lieb von Hertzen kan nicht wol sein ohn schmertzen. – Petri, II, 336; Henisch, 1587, 65.
240. Gezcwungene lieb vnd gerybne röt seyn alle beyde nichts wert. – Werdea, Aiiij.
241. Gezwungen Lieb, gemahlte Farb eins so bald als das ander verdarb. – Gruter, III, 25; Lehmann, II, 237, 56.
Vom ⇒ Glauben (s.d. 36) wird dasselbe behauptet. »Wie der Versuch, Liebe zu erzwingen, Hass erzeugt«, sagt Schopenhauer (Parerga, II, 326), »so der, Glauben zu erzwingen, erst rechten Unglauben; daher ist es ein misliches Unternehmen, ihn durch Staatsmassregeln einführen oder befestigen zu wollen.«
Dän.: Tvungen kierlighed, farvet skiønhed og snee varer ei længe. (Prov. dan., 338.)
Holl.: Gedwongen liefde en waterverw gaan spoedig uit. (Harrebomée, II, 27.) – Gedwongen liefde vergaat haast. (Bohn I, 318.)
[139] Lat.: Decrescit factus color, ac amor ipse coactus. (Loci comm., 9; Sutor, 4.) – Facile perit amicitia coacta. (Buchler, 27; Binder I, 501; II, 1069; Seybold, 169.)
Schwed.: Twungen kärlek, sminkad skönhet och wårdagssnö hafwa ingen lång ålder. (Wensell, 77; Grubb, 825.)
242. Gezwungen Lieb vnd gemachte Farbe haben keinen Bestand. – Lehmann, II, 229, 118; Henisch, 1612, 59.
243. Gezwungene lieb vnd geferbte schönheit halten nicht Farbe. – Sailer, 259; Simrock, 12228.
Holl.: Bedwonghen liefte ende ghemaecte verwe gaen al af. (Tunn., 6, 8.)
Lat.: Decrescit factus color et amor ipse coactus. (Fallersleben, 113.)
244. Gezwungene lieb vnd gemachte schönheit haben kein beständigkeit. – Lehmann, 150, 150 u. 466, 73; Chaos, 60.
245. Gezwungene Liebe dauert wie gemalte Wangen. – Eiselein, 426.
Lat.: Coactus amor et rubor faciei frictus manibus nihil valent neque durant. (Eiselein, 426.)
246. Gezwungene Liebe und geflickte Schönheit taugen gleichviel.
Böhm.: Bezdĕčná milost a vytřená červenost (vše jedno). – Nucená láska a spravovaná krása za nic nestojí. (Čelakovský, 238.)
Wend.: Twungowana lubosć a poredžana rjanosć njetyje. (Čelakovský, 238.)
247. Gezwungene Liebe und gemalte Wangen dauern nicht lange. (S. ⇒ Röthe.) – Körte, 3899; Simrock, 6434; Braun, I, 2330; Reinsberg I, 61.
248. Gezwungene Liebe vergeht bald.
249. Gezwungene Liebe wird oft zum Diebe.
250. Gleiche Liebe, gleiche Stände, gleiche Schöne, gleiche Jahr, gleiche Füsse, gleiche Hände, so ist es ein gleiches Paar.
251. Grosse lieb gebieret grossen zorn. – Lehmann, 463, 15.
252. Grosse Liebe, gross Leid (grosser Schmerz).
Mhd.: Wo lieb hat lieb verslossen, wem lieb durch lieb zuo hertzen gat, der selb der stat in liebes cleit; lieb bringt ym leit, lieb macht in dicke verdrossen. (Muscatblüt.) – Ye gröesser lieb, ye merer laid kumpt von den schöenen frauen. (Wolkenstein.) – Lieb bringt laid, als hitz den regen des bedarff sich nyemant wunder hân. (Hätzlerin.) – Sit man ez allez sprechen sol, so tet doch âne leit lieb nie manne wol. (Rubein.) (Zingerle, 90.)
Frz.: De grand amour grand dueil et dolour. (Leroux, II, 209 u. 226.)
Holl.: Groote liefde, groote pijn. (Harrebomée, II, 27.)
It.: Dove è grand amore, qui vi è gran dolore. (Bohn II, 94; Cahier, 2802.) – Grand amor, gran dolor. (Cahier, 2800; Masson, 232.)
Span.: Quien bien te quiera te hará llorar. (Cahier, 275.)
253. Hab lieb, biss fromm, das ist die grösst reichtumb. – Franck, I, 57a.
Lat.: Firmissimae opes amor. (Franck, I, 57a.)
254. Hastige Liebe, heftiger Hass.
Holl.: Snelle liefde, langer haat. – Te groote liefde brengt wel eens haat voort. (Harrebomée, II, 28.)
255. Hat die Liebe nichts zu klingen, so hört sie auf zu schmelzen und zu singen.
Engl.: He that marries for love, has good nights but sorry days.
256. Heimliche Liebe brennt wie Feuer.
Dän.: Hemmelig kierlighed brænder med største lue. (Prov. dan., 340.)
257. Heisse Liebe gibt heisse fürtz. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 514; Klosterspiegel, 76, 10.
258. Heisse Liebe ist selten ohne Eifersucht.
It.: Uomo amante, uomo zelante. (Bohn I, 131.)
259. Heisse Liebe, kalter Ofen.
260. Heisse Liebe und Schlittenfahrten dauern nicht lange.
Aus einer Erzählung von Drobisch im Ameisenkalender für 1865.
Mhd.: Herzeliebe ist ein schur. (Wigalois.) (Zingerle, 90.)
Holl.: De liefde begint te verkoelen. – Eene liefde, die vlamt, eer dat ze brandt, kan niet lang stand houden. – Heete min moge al verkouden, maar reine liefde zal niet vergaan. (Harrebomée, II, 27 u. 87b.)
Lat.: Pinguis amor, nimiumque potens in taedia nobis vertitur et stomacho dulcis ut esca nocet. (Ovid.) (Philippi, II, 96.)
261. Heute Lieb', morgen Leid.
Mhd.: Hiute liep, morgen leit. ( Lichtenstein.) – Hiute liep, morne leit, deist der werlde unstaetekeit. (Freidank.) [140] – An dirr welt ist kein staetekeit: waz hiut ist liep, dast morne leit. (Boner.) – Deist hiute liep und morne leit. (Colmar.) – Hiute liep, morgen leit daz zimt niht rechter staetekeit. (Docen, Misc.) – Swaz hiute ganze liebe ist, daz ist morne leit. (Colm.) – Was heut ist lieb, wird morgen leid. (Ambras. Liederb.) (Zingerle, 68.)
262. Heute Lieb', morgen Schabab.
Lat.: Errat et in nulla sede moratur amor. (Philippi, I, 134.)
263. Hitzige Liebe ist hastig kalt. – Winckler, III, 38; Reinsberg II, 26.
264. Holdselig Lieb bringet geniess. – Petri, II, 384.
265. In der lieb herrschen die sinn, vernunfft ist knecht. – Lehmann, 463, 13.
Holl.: In de liefde is dwaasheid en wijsheid. (Harrebomée, II, 28.)
266. In der Lieb, Jagt vnd Hoffleben, wann man thut am hefftigsten darnach streben, so sitzt gemeiniglich darneben. – Gruter, III, 54.
Frz.: En amour est folie et sens. (Leroux, II, 217.)
267. In der Lieb' und beim Processiren kann man nur, was man hat (gibt), verlieren.
Frz.: En amour et en procès on ne perd que ce qu'on y met. (Kritzinger, 26a.)
268. In der Liebe Garten wächst nichts denn langes Warten. – Petri, II, 845.
269. In der Liebe ist nicht alles süss.
Holl.: In de valsche liefde is meer gal, dan er in de ware liefde honig kan zijn. (Harrebomée, II, 28.)
270. In der Liebe spiel schafft Vntrew viel. – Petri, II, 402.
271. Ist Liebe und Rausch bei dir im Haus, sie schauen gewiss zum Fenster heraus.
272. Jähe Liebe und Strohfeuer verrauchen schnell.
Böhm.: Láska náhlá nebývá stálá. (Čelakovský, 240.)
273. Je grösser die Liebe, je weniger Worte.
Holl.: Hoe meerder liefde, hoe minder spraak. (Harrebomée, II, 27.)
274. Junge Liebe ist Strohfeuer.
Dän.: De unges kierlighed er som spaane ild, snarere slukt end tændt. (Prov. dan., 339.)
275. Junge Liebe, starke Liebe.
It.: Amor appena nato gia vola grande, e glà trionfa armata. (Pazzaglia, 14, 23.)
276. Kein Lieb ohn argwohn oder forcht. – Henisch, 1175, 21.
Lat.: Res est solliciti plena timoris amor. (Ovid.) (Binder I, 1551; II, 2957; Schonheim, R, 6.)
277. Kein Lieb ohn Leid. – Petri, II, 417; Ambras. Liederbuch, 102, 51; Körte, 3864 u. 4859; Braun, I, 2307; Venedey, 89; Reinsberg I, 66; III, 102.
Mhd.: Lieb âne leit mac niht gesîn. (v. Eist.) – Liebe hât dicke leidez ende. (Heinzenburg.) – Liebe muoz dicke mit leide zergân. (Hildb. v. Schwangau.) (Zingerle, 88 n. 89.)
Frz.: Aimer n'est pas sans amer. (Masson, 232.)
It.: Dov' è grand' amore, ivi è gran dolore. (Pazzaglia, 14.)
278. Kein Lieb ward nie so heiss, als Lieb, die niemand weiss. – Gruter, III, 58; Lehmann, II, 320, 29.
Lat.: Laudatur merito laudator, amatur amator, ergo: ut lauderis, lauda, ut ameris ama. (Chaos, 60.)
279. Kein stärker Lieb' in der Welt, als die Liebe zum Geld.
Lat.: Usque adeo solus ferrum mortemque timore auri nescit amor. (Lucan.) (Philippi, II, 235.)
280. Keine Liebe ohne Eifersucht.
Frz.: Il n'y a point d'amours sans jalousie. (Bohn II, 25.)
Holl.: Geene liefde zonder jaloezij. (Harrebomée, II, 27.)
It.: Amor dà per mercede gelosia e rotta fede. (Bohn II, 71.)
281. Keine Liebe über die Liebe zu Gott. (Hebr.)
282. Kleine lieb macht offt gross wehe. – Lehmann, 463, 11; Simrock, 6406.
Von den unangenehmen Folgen nicht aus wahrer Liebe, sondern aus Nebenabsichten geschlossener ehelicher Verbindungen.
Schwed.: Kärleken har alltid sin plåga. (Grubb, 435; Wensell, 47.)
283. Kleine Liebe bei Huren macht gross Wehe.
284. Kommt die Liebe ins Auge, kommt sie auch ins Herz.
Die Russen: Kommt die Liebe erst bis ans Herz, dann will sie auch bis in die Nieren. – Wenn die Liebe erst bis ans Herz geht, dann geht sie auch tiefer. (Altmann VI, 484 u. 505.)
[141] 285. Kurze Liebe, langes Leid.
Mhd.: Diz kurze liep mîn langez leit ie brâhte. (Reinm. Zw.) – Dîn ende daz ist nîht sô guot als du der werlde geheizest, so du si von êrste reîzest mit kurzer liebe ûf langez leit. (Tristan.)
286. Lieb auff der seiten, da die tasch hanget. – Egenolff, 262b; Körte, 3893.
Wer nur um des Geldes willen freiet. Ein junges Weib liebt an ihrem alten Manne das Geld. »Vnd hat die lieb zu allen zeiten, sonderlich aber uff der Seiten, da die Tasche pflegt zu hangen.« (Waldis, II, 46.) Die Russen: Die Liebe neigt sich der Börse zu, wenn sie sich nicht dem Herzen zuneigt. – Liebe wälzt sich auf die Säckelseite. (Altmann VI, 487 u. 494.) In Oberösterreich: D' Lieb neigt sich auf dö Seit'n, wo d' Taschen hängt. (Baumgarten, III, 38.)
Lat.: Amor vergit ad crumenam.
Schwed.: Kiärleken hånger wed taskan. (Grubb, 436.)
287. Lieb bringt Leid vnd grosse Pein. – Petri, II, 438.
Schwed.: Älskog giör oro. (Grubb, 894.)
288. Lieb bringt lieb. – Franck, I, 56b; Lehmann, II, 373, 61.
Holl.: Liefde baart weder-liefde. (Harrebomée, II, 28.)
289. Lieb bringt selten grosses frommen. – Petri, II, 846.
290. Lieb der vnterthanen ist der Obrigkeit beste Guardj. – Lehmann, 465, 54.
291. Lieb dess Vnschlichts macht, dass die katz den Leuchter leckt. – Gruter, III, 68; Lehmann, II, 378, 39.
292. Lieb, die heimlich ist gehalten, ist am allerangenembsten. – Lehmann, II, 378, 71.
Mhd.: Den mist strout man den bluomen dar, minn lît in êren schrîne. (Frauenlob.) (Zingerle, 103.)
293. Lieb, die nicht die huld vnnd gratias frewlin zu geferten hat, ist ein Mistfeig. – Lehmann, 463, 9.
294. Lieb durch leid ein ende hat. – Petri, II, 438; Henisch, 887, 95.
295. Lieb durchdringt Schild vnd Harnisch. – Lehmann, II, 373, 70.
296. Lieb', Ehr' und Gewinn verkehren des Mannes Sinn.
Mhd.: Minne, werltlich êre und grôz gewin verkerent guotes mannes sin. (Renner.) (Zingerle, 103.)
297. Lieb' ergreift das feine Kleid, aber auch die Lumpenmaid.
298. Lieb' erquickt, was Hass erstickt.
Frz.: Charité vingt, péché poingt. (Leroux, I, 5.)
299. Lieb erreicht alles. – Lehmann, 373, 68.
300. Lieb erwirbt (erzeugt) lieb. – Eyering, III, 167 u. 178; Petri, II, 438; Lehmann, 151, 162 u. 465, 59; Lehmann, II, 373, 65; Simrock, 6426; Körte, 3872; Venedey, 90; Braun, I, 2359; Reinsberg I, 62; Masson, 233.
Böhm.: Láska lásku rodí (budí). (Čelakovský, 238.)
Dän.: Paa kierlighed følger gien kierlighed. (Prov. dan., 142.)
Engl.: Love worketh love.
Frz.: Amour veut amour.
Lat.: Ut ameris, ama. (Martial.) (Binder II, 3434.)
Poln.: Miłość z miłości się rodzi. (Čelakovský, 238.)
301. Lieb fält sobald auff einen schwartzen hesslichen Kohlsack als auff ein schön weissen Wollsack. – Lehmann, II, 379, 58.
Dän.: Kierlighed falder saa snart paa en straae-sæk, som paa en bolster-seng. (Prov. dan., 337.)
302. Lieb felt sobald auff ein Strohsack als Federbett. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 43.
Die Russen: Weil die Liebe frei sein will, so setzt sie sich auch zuweilen in den Mist. (Altmann VI, 468.)
303. Lieb gehet durch die handschuh. – Gruter, III, 63; Lehmann, 463, 6; Lehmann, II, 579, 42.
304. Lieb gehet für schöne. – Petri, II, 438.
305. Lieb gehet vor Recht. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 41.
306. Lieb hat ein gut gedechtnuss. – Lehmann, 464, 35; Sailer, 171; Simrock, 6498.
Wen man herzlich liebt, den vergisst man nicht.
307. Lieb hat keinen zaum, dabey man sie halten kann. – Lehmann, 466, 82.
[142] 308. Lieb hat weder gesetz noch Zaum. – Lehmann, 463, 12.
In Venetien: Die Liebe hat vor niemand Respect. (Reinsberg II, 23.)
Lat.: Verus amor nullum novit habere modum. (Seybold, 627.)
Port.: Amor não tem lei. (Bohn II, 265.)
Schwed.: Kärleken är ostyrig. (Wensell, 47; Grubb, 438.)
309. Lieb hinterschleicht die Leut wie ein Dieb. – Lehmann, 463, 1.
310. Lieb, Husten, Rauch vnnd Gelt können sich nicht lang verbergen. – Lehmann, II, 471, 82; Reinsberg I, 63.
311. Lieb' im Haus ist allzeit aus, Lieb' im Dorf ist stets zu nah, Lieb' über Feld ist über Gut und Geld. – Körte, 3800.
Frz.: Aimer mieux de loin que de près.
312. Lieb' im Herzen, Stroh in den Schuhen und eine Metz' im Haus schauen überall heraus.
313. Lieb' in hohen Jahren ist Gras, das auf allen Dächern wächst.
314. Lieb ist aller Sorgen voll. – Lehmann, II, 375, 70.
315. Lieb ist allzeyt eygenwillig. – Lehmann, II, 373, 67.
316. Lieb' ist der Hulda Conterfei, doch Original geht vor Copei. – Eiselein, 109.
317. Lieb ist der liebe magnet. – Franck, I, 56b; Körte, 3875.
Lat.: Magnes amoris amor. (Franck, I, 56b.)
318. Lieb ist der vernunfft Reitter. – Lehmann, 463, 2.
319. Lieb ist die best hut oder gwardy. – Franck, I, 57a; Egenolff, 325a; Petri, II, 438; Lehmann, 373, 72; Simrock, 6597; Körte, 3881; Braun, I, 2319; Reinsberg I, 60.
Lat.: Magnum sodalitium amor. (Sutor, 430.)
320. Lieb ist die gröst Frewd in der Welt. – Lehmann, 465, 60.
Die Finnen haben den Spruch: Honig ist der Bienen Ehra, Liebe Zier der Menschenseele. (Reinsberg I, 60.)
Lat.: Sine venere vita non est, nec jucunditas.
321. Lieb ist ein bitter Leiden. – Lehmann, 463, 1.
It.: Amor lusinghiero non dà mai piacer intiero. (Pazzaglia, 12.)
322. Lieb' ist ein Dieb. – Parömiakon, 1175.
323. Lieb ist ein Fewer, je grösser, je mehr Rauch. – Lehmann, 465, 41.
324. Lieb ist ein fewer, man muss immer ein scheitlein zulegen, so es brennen soll. – Lehmann, 464, 29.
325. Lieb ist ein Knopff, der nicht auffzulösen. – Lehmann, 465, 56.
Die Finnen: Eine Blüte ist die Liebe, Früchte trägt sie in der Ehe. (Reinsberg I, 60.)
326. Lieb ist ein verborgen Feur. – Lehmann, 463, 1.
327. Lieb ist eine süsse bitterkeit. – Lehmann, 463, 1.
Böhm.: Láska moří, láska rozkoš tvoří. (Čelakovský, 240.)
Frz.: Aymer n'est pas sans amer. (Leroux, II, 169.)
Ill.: Ljubav mori, ljubav sladost tvori. (Čelakovský, 240.)
Lat.: Amor et melle et felle est foecundissimus. (Philippi, I, 28.)
328. Lieb iat gross Narrheit. – Petri, II, 846.
329. Lieb ist leyds anfang. – Franck, I, 107a u. 199a; Egenolff, 360b; Petri, II, 438; Eiselein, 423; Simrock, 6403; Körte, 3902; Venedey, 89; Reinsberg I, 60.
Bei Lehmann (465, 46) noch mit dem Zusatz: »es stehe kurtz oder lang«.
Mhd.: Daz lieb mit leide van liebe sol scheiden, daz heist doch wol ein lyden! wan lieb an leit nit mach gesin; lieb pringt pin. (Muscatblüt.) – Diu minne süezem friunde birt vil ofte ein ende sûr. (Krone.) – Ê daz si (die minne) liep gar âne leit lieze in ganzer wunne sîn, ê stieze si den stift dar în vil harte cleiner schulde. (Troj. Krieg.) (Zingerle, 90.)
Dän.: Kierlighed medfører plage, baade sødt og suurt. (Prov. dan., 337.)
Lat.: Amor et dolor sunt Germani fratres. (Chaos, 59.)
330. Lieb ist nicht ohne eyfer vnnd Ehr nicht ohne Neydt. – Lehmann, 465, 43.
In Toscana: Liebe ist nicht ohne Bitteres. (Reinsberg, II, 25.)
331. Lieb' ist nicht ohne Gefahr, wenn sie kommt ins graue Haar.
It.: Non si da pena maggiore, ch' in vecchie membra il pizzicor d'amore. (Pazzaglia, 14, 22.)
[143] 332. Lieb ist nimmer ohne argwohn oder furcht. – Lehmann, 466, 70.
333. Lieb' ist selten ohne Kieb.
»Was soll ein trew mit schew? Was soll ein lib ohn kib?« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 614.)
334. Lieb' ist zugleich an Gall' und Honig reich.
335. Lieb kann alles vberwinden. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 44.
Mhd.: Minne bistu, sô man seit, gewaltic guoter wîbe. (Sachsendorf.) (Zingerle, 93.)
Holl.: De liefde kan alles verduren. (Harrebomée, II, 27.)
Lat.: Nihil difficile amanti. (Cicero.) (Binder II, 2075.)
336. Lieb kompt auss beywonung. – Lehmann, 465, 61.
Die Russen: Aus dem Ei des Mitleids ist oft schon die Henne der Liebe gekrochen. (Reinsberg II, 24.)
Böhm.: Láska z obcování zrůst bĕře. (Čelakovský, 238.)
Dän.: Kierlighed kommer af omgiengelse. (Prov. dan., 337.)
Poln.: Miłość z obcowania roście. (Čelakovský, 238.)
337. Lieb kompt vom trieb. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 47; Eyering, I, 333; Petri, II, 68; Schottel, 1123a.
Mad. de Scudery sagt: »Die Liebe ist: ich weiss nicht, was; sie kommt, ich weiss nicht, woher; und endigt, ich weiss nicht, wie.«
Böhm.: Mnoho činí láska, ale mnohem více peníze. (Čelakovský, 162.)
Holl.: De liefde komt door het venster, en gaat door de deur. (Harrebomée, II, 27.)
338. Lieb kompt von Aug ins Aug, von Mund in Mund, von Zung auff Zung, von händen auff halss vnd Armen. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 46.
Dän.: Kierlighed komner af beskuelsen. – Øyet er anfører i kierlighed. (Prov. dan., 339.)
Frz.: L'en ne scet combien l'en ayme tout comme l'en le voit. (Leroux, II, 255.)
Schwed.: Ögat föder älskog. (Grubb, 910.)
339. Lieb lasst sich nit bergen. – Franck, I, 83b; Egenolff, 343a; Lehmann, II, 373, 74.
Mhd.: Minne nieman pflegen mac, sô tougen einen halben tac, czu wizzen viere oder me, oder lihte sehse ê ez ergê. (Freidank.) (Zingerle, 92.)
Dän.: Kierlighed, fattigdom, dærlighed og alderdom ere onde at skiules. (Prov. dan., 338.)
Frz.: Amour se monstre où elle est. (Leroux, II, 171.)
Holl.: Liefde is kennelijk. (Harrebomée, II, 28.)
Lat.: Quis bene celat amorem? Eminet indicio prodita flamma suo. (Ovid.) (Philippi, II, 137.)
Span.: El amor vendadero no sufre cosa encubierta. (Bohn II, 215.)
340. Lieb lasst sich nit nöten. – Franck, I, 59a; Lehmann, II, 374, 75.
Böhm.: Strach snadno na mne pustíš, ale milovati nepřinutíš. (Čelakovský, 239.)
Engl.: Unkindness has no remedy at law. (Bohn II, 140.)
Lat.: Non extorquebis amari. (Franck, I, 59a.)
341. Lieb lehret tantzen. – Lehmann, II, 344, 77; Mathesy, I, 31a; Mayer, II, 33; Sailer, 171; Simrock, 6429; Braun, I, 2342.
Engl.: Love makes the old wife trot. (Masson, 233.)
Frz.: L'amour apprend aux ânes à danser. (Leroux, II, 171; Bohn II, 30.) – L'amour est un grand maistre, il faict le lourdau gentil estre. – L'amour fait porter selle et bride aux plus grands clercs. (Masson, 233.)
342. Lieb leidet kein Vernunfft und das Zorn- Wetter keinen Rath. – Chaos, 577.
343. Lieb lernt reden. – Hauer, Kiij2.
Holl.: Als de min u regt ontstoken heeft, zult gij wel leeren spreken. (Harrebomée, II, 87b.)
344. Lieb lest sich nicht lang bitten vnnd nicht zwingen. – Lehmann, 465, 66; Reinsberg II, 24.
345. Lieb leydet kein Gesellschafft. – Lehmann, II, 320, 30.
346. Lieb macht, dass man der Ehr nicht acht. – Lehmann, 466, 75.
347. Lieb macht die Menschen zu allem geschickt. – Lehmann, II, 374, 79.
348. Lieb macht Ehr vergessen. – Petri, II, 439.
349. Lieb macht grosse Frewd. – Petri, II, 429.
350. Lieb macht gunst. – Petri, II, 439; Henisch, 1781, 38.
351. Lieb macht Lappen. – Egenolff, 297b; Gruter, I, 55; Latendorf II, 7; Körte, 3892.
Macht alles für ihre Zwecke zurecht, nimmt alles in ihren Dienst.
352. Lieb macht Lappen, dess Tuchs hat mancher zu Kappen. – Petri, II, 439.
[144] 353. Lieb macht lappen, Lumpen machen leuss. – Lehmann, 466, 76; Simrock, 6446.
354. Lieb macht leyd, Elend ist der abscheid. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 50.
355. Lieb macht Löffelholtz auss manchem jungen Knaben (Gesellen) stoltz. – Lehmann, II, 379, 49; Petri, II, 439; Simrock, 6504; Körte, 3856.
356. Lieb macht müssigen leuten zu schaffen. – Lehmann, 466, 74.
Dän.: Elskov giør uroe. – Hvo der ei giver elskes ei. – Kierlighed følger penge. (Prov. dan., 143 u. 338.)
357. Lieb macht vil betrübte hertzen. – Henisch, 350, 1; Petri, II, 439.
358. Lieb muss (wil) (ge)zanck(t) haben. – Lehmann, II, 374, 80 u. 89; Eiselein, 424; Körte, 3891; Braun, I, 2326; Sailer, 126.
Die Russen: Liebe zieht den Eifer nach sich. (Altmann VI, 469.)
Frz.: A battre faut l'amour.
Lat.: Amantium ira amoris redintegratio. (Seybold, 21; Faselius, 15.) – Cari rixantur, rixantes conciliantur. (Masson, 233.) – Discordia fit carior concordia (Faselius, 15; Erasm., 55; Tappius, 110a; Eiselein, 424; Philippi, I, 24.) – Non bene, si tollas proelia, durat amor. (Ovid.) (Binder II, 2135.)
359. Lieb ohn gesicht gar bald entzwey bricht. – Petri, II, 439; Gruter, III, 63; Lehmann, 466, 90; Lehmann, II, 379, 52; Sutor, 424; Körte, 3890; Simrock, 6414; Braun, I, 2321.
In demselben Sinne sagen die Spanier: Abwesenheit ist eine Feindin der Liebe. Die Basken: Was das Auge nicht gewahr wird, wird dem Herzen nicht lieb. Dagegen behaupten die Araber: Liebe entsteht aus Abwesenheit. (Reinsberg I, 62.)
Poln.: Co z oczu, to i z sercu. – Czego oko niewidzi, tego sercu nieźal. (Masson, 31.)
Span.: Absencia enemiga de amor. (Körte, 3890.)
360. Lieb ohne gegenlieb ist verlohren arbeit. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 51.
Mhd.: Minne sol sîn under zwein. (Marner.) (Zingerle, 102.)
361. Lieb' ohne Hoffen ist bald vom Tod getroffen.
362. Lieb' ohne Schelten soll nicht viel gelten.
Böhm.: Láska bez žehrání, jako Polák bez vousův. (Čelakovský, 242.)
Poln.: Miłość bez zazdrości, to jak Polak bez wąsa. (Čelakovský, 242.)
363. Lieb' ohne Schmerz bewegt (berührt) kein Herz.
Holl.: Liefde sterft, als de hoop is afgesneden. – Neem van de liefde moeite eu pijn, de liefde zal geen liefde zijn. (Harrebomée, II, 28.)
364. Lieb ohne Nutzen ist eine vnzeitige Frucht. – Lehmann, II, 374, 85.
Schwed.: Kärlek utan nytta är en otidig frukt. (Wensell, 47; Grubb, 441.)
365. Lieb ohne Tugend ist den wilden Thieren gleich. – Lehmann, II, 374, 84.
366. Lieb ohne widerlieb ist eben als wann einer fragt, der ander nicht antwort. – Lehmann, 463, 8; Eiselein, 425; Braun, I, 2325; Reinsberg II, 25.
Mhd.: Minne blendet wîsen man, der sich vor ir niht hüeten kan. (Freidank.) – Si blendet wîses mannes muot. (Wälscher Gast.) – Si machet kluoge liute ze narren. (Renner.) (Zingerle, 91-92.)
367. Lieb' ohne Widerlieb' ist Narrheit.
Frz.: Quiconque aime sans être aimé, d'amour est vraiement bien charmé.
368. Lieb, Rauch vnd Husten brechen auss vnd lassen sich nicht im busen bergen. – Lehmann, 464, 38.
Frz.: Amour, toux et fumée en secret ne font demeurée. – Amour, toux, fumée et argent, ne se peuvent cacher longuement. (Bohn II, 4.) – L'amour, la toux et la fumée on ne peut pas tenir cachés. (Kritzinger, 26a.)
369. Lieb stielt kein Dieb. – Lehmann, 465, 69; Sutor, 630; Sailer, 171.
370. Lieb sol man mit Lieb vergelten, Vndanck ist billig hoch zu schelten. – Petri, II, 846.
371. Lieb thut viel, Geld thut alles. – Chaos, 192.
372. Lieb' und Geld herrschen in der Welt.
Lat.: Concordia res parvae crescunt, discordia maximae dilabuntur. (Chaos, 582.) – Quisquis amat, servit: dominatur, quisquis amatur. (Chaos, 61.)
[145] 373. Lieb' und Gnade erben nicht.
Frz.: Amour de seigneur n'est pas héritage. (Kritzinger, 26a.)
374. Lieb' und Hass han gleiches Mass.
Frz.: Qui n'est pas grand ennemi n'est pas grand ami.
375. Lieb' und Hass wohnen nicht in Einem Fass.
»Unmöglich, dass Minn und Hass beieinander besitzen ein Fass.«
376. Lieb' und Noth brechen viel Gebot.
Lat.: In necessitate cuncta sunt licita. (Chaos, 974.)
377. Lieb' und Treu wird durch Lieb' und Treu erkauft. – Schottel, 1121b.
378. Lieb' und Verstand gedeihen in jedem Land.
379. Lieb' und Wein wollen gern beisammen sein.
380. Lieb vberkompt man mit Lieb. – Petri, II, 439.
381. Lieb vberwind all ding. – Lehmann, II, 374, 87; Simrock, 6424; Körte, 3585 u. 4887; Venedey, 90; Reinsberg I, 64.
Böhm.: Láska vše sladí, všemu ucí, ke všemu ponukne, vše premáhá. (Čelakovský, 239.)
Frz.: Amour soumet tout hormis coeur de félon. (Bohn II, 4.) – L'amour en un clin d'oeil domte les indomtables. (Kritzinger, 26a.) – Toute force cède à celle de l'amour. (Gaal, 1096.)
Holl.: De liefde verandert met het vel. – De liefde verwint alle dingen, behalve een venijnig harte. – Liefde overwint veel kwaad. (Harrebomée, II, 27 u. 28.)
It.: Alla forza d'amore soggiace ogni valore. (Pazzaglia, 14, 3.)
Poln.: Miłość wszystko słodzi, wszystkiego nauczy, powab do wszystkiego. (Čelakovský, 239.)
382. Lieb vberwind manch freundlich Kind. – Petri, I, 439.
383. Lieb vberwind vnd bind, macht toll, taub, stumm vnd blind. – Petri, II, 139.
384. Lieb verkehrt sich allzeit auss Frewd in Hertzeleid. – Petri, II, 439.
385. Lieb vermag viel, Gold noch mehr. – Lehmann, 464, 31.
Dän.: Kierlighed giør meget, men penge meere. (Prov. dan., 338.)
Frz.: L'amour fait rage, mais l'argent fait mariage. (Bohn II, 30.)
In einer französischen Dichtung aus dem 13. Jahrhundert: Le Castoiement aux Dames, wird die Macht der Liebe in mehr als vierzig Versen, die das Gepräge von Sprichwörtern tragen, geschildert: Amors est de trop grand des roi. Amors ne crient conte ne roi. Amors ne crient espié tranchant. Amors ne doute feu ardant. Amors ne doute aigue profonde. Amors ne doute tot le monde. Amors ne crient père ne mère. Amors ne prise suer ne frere. Amors ne crient faible ne fort. Amors ne crient péril de mort. Amors ne crient lance n'escu. Amors ne crient dart esmoulu. Amors fet les lances brisier. Amors fet chevaus trebuchier. Amors fet les tornoiemenz. Amors fet esbauder les genz. Amors essauce cortoisie. Amors het toute vilanie. Amors contreuve les chansons. Amors fet doner les biaus dons. Amors ne set rien de paresse. Amors est mère de larguece. Amors fet hardis mains couars. Amors fet larges les eschars. Amors fet pais, amors fet guerre. Amors fet brisier mainte serre. Amors fet ferre maint assaut. Amors monte de bas en haut. Amors de haut en bas descend. Amors trop grant chose entreprent. Amors ne set garde parage. Amors fet fere maint outrage. Amors ne garde serement. Amors despit chastiement. Amors fausse religion. Amors ne set guader reson. Amors fausse mariage. Amors fet changer maint corage. Amors les siens met en grant peine. Amors est bone, amors est male. Amors fet mainte face pale. Amors fet à plusieurs grevance. Amors fet maint bien sans doutance. (Leroux, II, 172.)
It.: Amore puo tutto, il danaro vince tutto, il tempo consuma tutto e la morte termina tutto. (Pazzaglia, 383, 2.)
Span.: Amor fa molt, argent fa tot. (Bohn II, 199.)
386. Lieb vmb lieb. – Franck, II, 35a; Gruter, I, 55; Latendorf II, 21.
»Der einzige Lohn für wahre Liebe ist Gegenliebe; alles übrige gehört in das Gebiet des Handels.« (Welt und Zeit, V, 222, 170.)
387. Lieb vmb Lieb (Leyd); Korn vmb Saltz. – Petri, II, 439; Lehmann, II, 314, 82.
Frz.: Amour ne s'achète, ni se vend; mais au prix d'amour, amour se vend.
It.: Amor non si compra, nè si vende; ma in premio d'amor amor si vende.
388. Lieb vmb widerlieb. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 53; Sailer, 69.
In Mailand: Die Liebe kauft und verkauft sich nicht, aber sie gibt sich gegen Liebe. Die Bergamasken: [146] Liebe will Liebe. Die Portugiesen: Liebe den, der dich liebt, antworte dem, der dich ruft. Die Franzosen: Süss ist Lieben und nicht bitter, wird's gefolgt vom Wiederlieben. (Reinsberg II, 24.) Die Serben: Liebes für Liebes. (Reinsberg III, 53.)
Frz.: Amour veut amour. (Masson, 232.)
Lat.: Dummodo morata recte veniat, dotata est satis. (Plautus.) – Ut ameris, amabilis esto. (Ovid.) (Philippi, I, 127; II, 235.)
389. Lieb vnd Barmhertzigkeit, verborgene Weissheit, dess hertzen reinigkeit vertreibt sorg vnd neid. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 54.
390. Lieb vnd einigkeit erhelt frid. – Petri, II, 436; Henisch, 839, 16.
391. Lieb vnd Freundschafft thut mehr den zwang. – Petri, II, 439.
392. Lieb vnd gunst der vnterthanen ist dem Regenten besser vnd gewisser, denn ein sthalen maur. – Henisch, 1781, 38; Petri, II, 439.
393. Lieb vnd heiss kompt von schweyss. – Franck, II, 6b; Körte, 3850.
394. Lieb vnd noth hat (kennen) kein gebot. – Petri, II, 440; Henisch, 1393, 11; Pistor., VI, 88; Theatrum Diabolorum, 461a; Simrock, 6430; Körte, 3850; Graf, 388, 350; Braun, I, 2296; Reinsberg I, 61.
Engl.: Love and pease-pottage will make their way. (Bohn II, 41.)
Lat.: Quis legem dat amantibus. (Sutor, 427.)
395. Lieb vnd noth scheidet alle gebot. – Henisch, 1393, 11; Petri, II, 440.
396. Lieb vnd trew sind dess Lands verwiesen. – Lehmann, 519, 20.
397. Lieb vnd trew sind von einander gezogen, wohnen nit mehr beysammen. – Lehmann, 166, 84.
398. Lieb vnd wider leyd ist verlohrn Arbeit. – Petri, II, 440; Lehmann, II, 374, 90; Körte, 3861; Braun, I, 2300; Schrader, 48; Simrock, 6600; Reinsberg I, 66.
399. Lieb vnd Witz wohnen nicht in Einem Hauss. – Lehmann, 465, 42.
It.: Il faut estre fol an amour. (Leroux, I, 159.)
Span.: Amar y saber no puede ser. (Bohn II, 198.)
400. Lieb vnnd Trew ist Schlaffen gangen. – Lehmann, 173, 22.
401. Lieb vnnd Trew losieret bey Hunden im Hundsstall. – Lehmann, 463, 7; Eiselein, 423.
402. Lieb vnnd Weissheit finden sich nicht an einem Ort (beysammen). – Lehmann, II, 349, 1.
Dän.: Kierlighed kand ei styre med viisdom. (Prov. dan., 337.)
403. Lieb' wächst durch Kieb. – Fischart, Gesch.; Simrock, 6418; Körte, 3003.
Engl.: A wall between, preserves love. (Körte, 3903.)
Lat.: Amantium ira amoris redintegratio est. (Binder I, 46; II, 145; Philippi, I, 24.)
404. Lieb wechst aus beywonung. – Lehmann, 150, 160.
405. Lieb wehret offt so lang als der geruch der dürren Rosen. – Lehmann, 464, 19.
406. Lieb weiss viel verborgene weg. – Lehmann, 446, 81; Eiselein, 423; Sailer, 171; Simrock, 6440; Reinsberg I, 65.
407. Lieb wil geliebet sein. – Lehmann, 465, 44.
408. Lieb wil mit Threnen angefeucht, aber mit Arbeit erhalten werden. – Lehmann, II, 374, 88.
Die Russen: Gute Liebe will erobert sein, schlechte gibt sich von selbst. (Altmann VI, 502.)
409. Lieb wird mit (um) lieb erkaufft. – Lehmann, 466, 50; Körte, 3873 u. 4871; Venedey, 90; Burckhardt, 311; Masson, 232.
It.: Amor con amor si paga. (Pazzaglia, 12.)
410. Lieb würt vmb lieb verkaufft vnd kaufft. – Franck, I, 56b; Petri, II, 440; Lehmann, II, 374, 91.
Engl.: Love can neither be bought nor sold, its only price is love.
It.: Amore è il vero prezzo, con che si compra amore.
Lat.: Amor amore venditur emiturque. (Franck, I, 86b.) – Amor amore vincitur.
Schwed.: Kärlek winnes med kärlek. (Marin, 18.)
411. Liebe, Almosen, Andacht und Geduld sind die Elemente, aus denen Heilige gemacht werden. – Winckler, XIX, 40.
412. Liebe auf dem Brot ist noch lange kein Butterbrot. – Frischbier2, 2423; Masson, 178.
[147] 413. Liebe bedeckt Herren vnd Narren mit einem Hut. – Lehmann, 463, 3.
414. Liebe beginnt mit Küssen und hört auf mit Schmissen.
415. Liebe beschmeist die Heyligen.
416. Liebe berauscht wie der Wein. – Reinsberg II, 27.
417. Liebe besteht, bis alles vergeht.
Holl.: Daar zal liefde zijn, zoo lang er oogen en schoonheid in de wereld zullen zijn. (Harrebomée, II, 27.)
418. Liebe besteht nicht in Worten.
Span.: Si bien me quieres, tus obras me lo dirán. (Cahier, 3669.)
419. Liebe betrügt die Jungen und tödtet die Alten.
It.: Amor inganna i giovani, et annega i vecchi. (Pazzaglia, 12.)
420. Liebe bezwingt alle Dinge. – Eiselein, 426.
421. Liebe blend die Vernunfft. – Lehmann, II, 373, 69.
422. Liebe braucht keinen Lehrer. – Reinsberg I, 61.
Die Perser: Liebe kommt unversehens und kann nicht gelehrt werden. (Reinsberg II, 24.)
423. Liebe braucht nicht Ross und Bügel, vor ihr schützt nicht Schloss und Riegel.
Dän.: Alle baand ere for svage til at holde kierlighed. Der er ingen uvey for kierlighed. (Prov. dan., 339.)
424. Liebe bringt Freud' und Leid.
Schwed.: Kärleken pröfwar både sött och surt. (Grubb, 436; Wensell, 47; Törning, 116.)
425. Liebe der Bürger ist des Landes stärkste Mauer.
Böhm.: Láska nejlepši ochrance říse. (Čelakovský, 239.)
426. Liebe des Volks ist des Fürsten beste Leibwacht.
Dän.: Kierlighed er den beste vogt en regent. (Prov. dan., 337.)
427. Liebe, die einen umbringt, ist zu stark.
Frz.: C'est trop aimer quand on en meurt. (Bohn II, 12.)
428. Liebe, die in Krankheit entsteht, mit der Gesundheit vergeht.
429. Liebe, die man meiden muss, ist gar ein harte Buss'.
Mhd.: Deich dich mîden muoz, daz tuot mir wê. (Eraclius.) (Zingerle, 93.)
430. Liebe, die nur von einer Seite kommt, dauert nicht lange.
Holl.: Als de liefde slechts van ééne zijde komt, duurt zij niet lang. (Harrebomée, II, 26.)
431. Liebe, Diebe und Furchtsamkeit machen Gespenster. – Simrock, 6492; Körte, 3871.
432. Liebe duldet keinen Zwang.
»So wie die Liebe ihre Kette fühlt, begreift sie auch, dass sie enden muss.« (De Latena, Etude de l'Homme.) Die Russen: Liebe ist ein Glas, das zerbricht, wenn man es unsicher oder zu fest fasst. (Altmann VI, 500.)
433. Liebe durchdringt Schild und Harnisch. – Lehmann, II, 373, 70.
Schwed.: Kärleken tränger igenom pantsar och sköld. (Wensell, 47; Grubb, 440.)
434. Liebe empfindet kein Arbeit, weder Hitz noch Kält. – Lehmann, II, 373, 63; Simrock, 6428; Venedey, 90; Körte, 3886; Reinsberg I, 65.
Die Spanier: Das Feuer und die Liebe sagen nicht: gehe zu deiner Arbeit, denn sie nehmen in Anspruch. (Reinsberg I, 65.)
435. Liebe ergibt sich keinem Diebe. – Eiselein, 424; Simrock, 6491.
436. Liebe erkennt man aus den Werken.
It.: L'amor e la fede dall' opere si vede. (Pazzaglia, 14.)
Port.: O amor e a fê nas obras se vé. (Bohn II, 287.)
Span.: El amor y la fe en las obras se ve. (Bohn II, 216.)
437. Liebe erweicht auch die härtesten Stein vnd Felsen. – Lehmann, II, 373, 66.
Schwed.: Kärleken gör sjelfwa stenen wek. (Wensell, 47; Grubb, 439.)
438. Liebe fahet süss an, aber ihr Nachschmack ist Galle.
Mhd.: Liep ist bitter an dem ende und ist ze jungest als ein wint. (Flos.) – Liep wirt niet anders leit, golt swînet an der hende: selh ende der minne ist bereit. (Marner.) – Vil liep mit leide gar zergât. (Spervogel.) (Zingerle, 89.)
Dän.: Kierlighed har en sød begyndelse, men besværlig ende. (Prov. dan., 387.)
439. Liebe fahet von sich selber an. – Eiselein, 424; Gaal, 1091; Simrock, 6501; Hermann, I, 17.
Auch von Joh. Fr. Teller findet sich eine Predigt über dies Sprichwort in dessen Predigten, Leipzig 1773, in Nopitsch, 67.
[148] Engl.: Charity begins at home. (Bohn II, 27.) – Love and cough cannot be hid. (Körte, 3876; Gaal, 1093.)
Frz.: Charité bien ordonnée commence par soi-même. (Leroux, I, 5; Cahier, 301; Bohn I, 13; Kritzinger, 136a.)
Holl.: De liefde begint van zich zelven. (Harrebomée, II, 27; Bohn I, 306.)
It.: Fa bene a te e tuoi, e poi agli altri, se tu puoi.
Lat.: Amor incipit a se ipso. – Omnes sibi melius esse malunt quam alteri. (Terenz.) – Proximus sum egomet mihi.
Span.: La caredad bien ordenada comienza de sí propia. (Bohn I, 226.)
440. Liebe fängt mit Ringen an und hört mit Messern auf.
441. Liebe, Feuer, Husten, Krätz' und Gicht lassen sich verbergen nicht. – Gaal, 1093; Körte, 3876; Simrock, 6493; Chaos, 921; Braun, I, 2314.
Engl.: Love, and cough, and the itch, cannot be hid. (Kritzinger, 340b.)
Frz.: La gale ni l'amour ne peuvent se cacher. (Gaal, 1093.) – L'amour et la toux ne se peuvent cacher.
It.: Amor, e tosse, e rogna, celar non ti bisogna. (Gaal, 1093; Kritzinger, 340b.)
Lat.: Amor et tussis non celantur. (Gaal, 1093.) – Amor tussisque non celantur. – Fles, rides, gaudes, moeres, requiescis, oberras; non mirum, vita est talis amantis amans. (Chaos, 63.)
Poln.: Nie zatai się szydło w worze. (Masson, 232.)
Schwed.: Kärlek och hosta låta ikke dölja sig. (Marin, 18.)
Span.: Amores, dolores y dineros non pueden estar secredos. (Masson, 232.)
Ung.: A szerelmet és a hurutot nehéz eltitkolni. (Gaal, 1075.)
442. Liebe, Feuer, Rauch und Geld gucken hervor in aller Welt. – Winckler, XVIII, 65.
Dän.: Kierlighed, røg, hoste og penge kunne ei dølges. (Prov. dan., 338.)
It.: Amor, tosse, e fumo malamente si nascondono. (Bohn II, 71.)
443. Liebe, Feuer und Licht leben von widrigen Sachen nicht.
Frz.: Ni amour, ni feu, ni chandelle, ne vivent de chose rebelle. (Kritzinger, 26b.)
444. Liebe findet man nicht auf dem Markte feil. – Sailer, 771; Simrock, 6160; Hollenberg, I, 60; Lehmann, 466, 80.
Schwed.: Kärleken finnes ey på torget fal. (Wensell, 47; Grubb, 439.)
445. Liebe findet wieder Liebe.
Dän.: Kierlighed vindes med kierlighed.
446. Liebe fordert Treue und Treue Beständigkeit. – Winckler, VI, 83.
447. Liebe fragt nach keinem Fürsten vnnd Herren. – Lehmann, 463, 3.
448. Liebe fragt nach keinem Kaiser; sie reibt sich an jedem.
»Sie beschmeisst die Heiligen, scheut kein Alter, noch Weisheit, bedeckt Herren und Narren mit einem Hut.«
449. Liebe fragt nach keinem Stammbaum.
Lat.: Nescit amor priscis cedere imaginibus. (Properz.) (Philippi, II, 20.)
450. Liebe führt zu Erben, Wollust ins Verderben.
Die Russen: Die Liebe ist ein Wasser des Lebens, die Wollust eine Angel des Todes. (Altmann VI, 440.)
451. Liebe für Liebe.
452. Liebe fürchtet keine Gefahr.
Holl.: De liefde kent geen gevaar. (Harrebomée, II, 27.)
453. Liebe gebiert Leid.
Holl.: De liefde baart droefheid. (Harrebomée, II, 27.)
454. Liebe geht über die Linie und Hass geht über die Linie. (Hebr.)
455. Liebe geht über (durch) Zaun und Hecke.
Schwed.: Kärleken finner fulle wägen. (Grubb, 439.)
456. Liebe, Geld und Pein können nicht verborgen sein. – Winckler, V, 76.
Lat.: Inquietum est cor amantis, donec pervenit ad amatum. (Chaos, 61.)
457. Liebe guckt durch, wenn sie auch drei Pelze trägt.
Schwed.: Kärleken kan intet dölja sig. (Grubb, 437.)
458. Liebe han und meiden ist ein bitter Leiden.
Engl.: What you love heartely, you will loss smartely.
459. Liebe, Hass und Eigennutz bieten oft der Themis Trutz.
Lat.: Amor, odium et proprium commodum, saepe faciunt judicem non cognoscere verum. (Philippi, I, 29.)
Lat.: Amor odit inertes. (Philippi, I, 28.)
461. Liebe hat ihren Sitz in den Augen. – Gaal, 1092; Simrock, 6463; Reinsberg I, 52.
Das Auge ist aber nicht nur der Verräther der Liebe, sondern unserer Empfindungen und geheimsten Gedanken überhaupt.
It.: Dove è l'amore, l'occhio convien guardare. (Gaal, 1092.)
Lat.: Oculi sunt in amore duces. (Gaal, 1092.)
462. Liebe hat kein Mass. – Reinsberg I, 64.
463. Liebe hat keinen Zaum, dabei man sie halten kann.
464. Liebe heilt wunde Herzen.
»Die Lieb' ist zwar ein fester Kitt, zu heilen wundes Herz damit, doch umzulegen den Verband, bedarf es einer zarten Hand.« (Schücking, Welt und Zeit, 39, 149.)
465. Liebe, Husten, Rauch und Geld mit aller Macht man nicht behelt. – Schottel, 1134a.
466. Liebe im Herzen macht grosse Schmerzen.
It.: Non è capace di vita e di pietà un che ama, e tace. (Pazzaglia, 368b.)
467. Liebe im Herzen macht schnelle Füsse.
468. Liebe im Herzen, Sporen in der Seite. – Winckler, XII, 83.
It.: Chi hà l'amor in seno hà gli speroni al fianco. (Pazzaglia, 14.)
469. Liebe im Munde und eine Lunte in der Hand sind böse Prediger.
470. Liebe in die (aus der) Fern' erkaltet gern.
Mhd.: Diu manegem minne sinnet, diu ist manegem ungeminnet. (Tristan.) (Zingerle, 192.)
Dän.: Kierlighed giør de fraværende nærværende; nærværelse i kierlighed er svovel, der antænder, fraværelse, som vandet, der slukker. (Prov. dan., 337.)
It.: La prima carità comincia da se. (Gaal, 1091.)
471. Liebe ist das Geschäft der Faulenzer. – Einfälle, 125.
472. Liebe ist das Handwerk der Weiber.
»Liebe ist der Zweck der Welt, Amor trägt die Weltkugel.« (W. Menzel, Streckverse, 9.)
473. Liebe ist das stärckste band. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 43.
Lat.: Omnibus rebus ego amorem credo antevenire. (Plautus.) (Philippi, II, 72.)
474. Liebe ist das stärkste Band, sagte der Bauer, und band (hieb) seine Frau mit einem Strick.
475. Liebe ist der beste Lehrer.
Böhm.: Není učitele nad lásku. (Čelakovský, 239.)
Poln.: Niemasz mistrza nad miłość. (Čelakovský, 239.)
476. Liebe ist der beste Wächter. – Körte, 3881; Simrock, 6446; Venedey, 90; Reinsberg I, 60.
477. Liebe ist der grösste Reichthum. – Körte, 3882; Simrock, 6460; Venedey, 90; Reinsberg I, 60.
Der in diesem Punkte urtheilsberechtigte Franzose sagt vom Lieben: Trop n'est pas assez.
478. Liebe ist der Prüfstein der Tugend.
Engl.: Love is the touchstone of virtue. (Bohn II, 110.)
479. Liebe ist die Frucht der Bescheidenheit.
480. Liebe ist die Genossin (Schwester) der Diebe.
481. Liebe ist die Schwester (Genossin) der Blindheit. (Arab.)
482. Liebe ist ein Feuer, je grösser, je mehr Rauch.
483. Liebe ist ein gefährlich Gift.
»Lieb ist ein solch gefährlich Gifft, wenn sie recht in das Herze trifft, das sie brennet durch Mark und Bein, wie der Donner durch Stahl und Stein, bis sie erlangt, was sie erwehlt, oder sich selbst zu Tode quelt.« (Froschm., Fv.)
484. Liebe ist ein Gewürz über (für) alle Speisen.
485. Liebe ist ein guter Knecht, aber ein böser Herr. – Kotzebue, Gedanken, 12.
486. Liebe ist ein Ring, und Ringe bilden Ketten.
Die Russen: Liebe ist ein Ring und ein Ring hat kein Ende. (Reinsberg I, 60.)
487. Liebe ist ein seltsam Wesen, man lockt sie mit Rosen und verjagt sie mit Besen.
Die Russen: Die Liebe fängt man an einem Seidenfaden und verjagt sie mit einem Schifftau. (Altmann VI, 496.)
488. Liebe ist ein süsser Wahn.
Dän.: Elskov er en sød galenskab. (Prov. dan., 337.)
[150] 489. Liebe ist ein verzehrend Fieber.
Die Perser: Liebe ist ein Feuer, lass Jung und Alt sich davor hüten. In Mailand: Liebe berauscht wie der Wein. (Reinsberg II, 27.)
Böhm.: Milý není zlosyn, ale vysuší do kostí. (Čelakovský, 240.)
490. Liebe ist einäugig, aber der Hass ist blind.
Die Russen: Die Liebe ist die Mutter der Lust, Hass der Vater des Grames. Und: Liebe ist mit Nachsicht, Hass mit Unduldsamkeit gepaart. (Altmann VI, 453.)
Dän.: Kierlighed er eenøget, men had gandske blind. (Prov. dan., 330.)
491. Liebe ist eine Fischerin, die die grossen Fische tödtet und mit den kleinen spielt.
492. Liebe ist eine Krankheit, die man haben will.
Böhm.: Láska nemoc, a zdraví se nechce. I bolí i lahodí. (Čelakovský, 239.)
Poln.: I gwoli i boli. (Čelakovský, 239.)
493. Liebe ist eine Meisterin aller Künste. – Winckler, XVIII, 66.
It.: Di tutte l'arti maestro è l'amore. (Pazzaglia, 14.)
494. Liebe ist erfinderisch.
Dän.: Kierlighed er tankefuld. (Prov. dan., 143.)
Schwed.: Kärleken är tankfull. (Wensell, 47; Grubb, 440.)
495. Liebe ist für Geld nicht feil.
Frz.: Amour ne s'achète, ni se vend; mais au prix d'amour, amour se rend. (Gaal, 1094.)
It.: Amor non si compra, nè si vende; ma in premio d'amor amor si rende. (Gaal, 1094.)
496. Liebe ist halb (bald) Honig, halb (bald) Gift.
Böhm.: Láska jest plna i medu i jedu. (Čelakovský, 240.)
Ill.: Ljubav je puna meda i jeda. (Čelakovský, 240.)
497. Liebe ist kalt, wo Eigennutz regiert mit Gewalt.
498. Liebe ist keine Postille, Lieb' ist eine überzuckerte Pille.
Was auch die Venetianer behaupten. (Reinsberg I, 60.)
Holl.: In de liefde is alles geene sucker. (Harrebomée, II, 28.)
499. Liebe ist nur um Liebe feil.
It.: Amor è il vero prezzo con cui si compra amore. (Bohn II, 71.)
500. Liebe ist so vergnügt unter Wolle als unter Seide. – Winckler, XX, 82.
501. Liebe ist solcher Natur, dass sie verblendet die Creatur.
Frz.: Amour est de telle nature, qu'il aveugle la créature. (Kritzinger, 26b.) – Le coeur a ses raisons que la raison aveugle.
502. Liebe ist stärker als das Landrecht.
Daher manche sogenannten Misheirathen.
Dän.: Kierlighed gaaer for konge-bud. (Prov. dan., 337.)
503. Liebe ist stärker als der Tod. – Gaal, 1096.
Holl.: De liefde is sterker dan de dood. (Harrebomée, II, 27.)
It.: Alla forza d'amore soggiace ogni valore. (Gaal, 1099.)
504. Liebe ist süss, wo Liebe erfolgt. – Simrock, 6411; Reinsberg I, 62.
Mhd.: Wan seit, ez sî ze vreuden guot, swer habe ûf minne staeten muot. (Toggenburg.) – Si jehent daz diu minne sanfte lône, swem si guotes willen si? (Brennenberg.) (Zingerle, 92-93.)
Frz.: Aimer est doux, non pas amer, quand est suivi de contreaimer. – Aymer est bon, mieulx estre aymé, l'ung est servir et l'autre dominer. (Leroux, II, 170.)
505. Liebe ist Wildpret.
506. Liebe, Jagd und Schlittenbahn halten selten lange an.
Böhm.: Vĕrná láska, sanice a krakulčí lovy netrvojí dlouho. (Čelakovský, 240.)
507. Liebe kann auch eine todte Kohle aufblasen, und glühend Liebe fahet von sich selber an.
It.: L'amor s'appiccia subito in cuor gentile. (Pazzaglia, 14.)
508. Liebe kann Berge versetzen.
Die Russen: Wenn die Liebe den Willen unterstützt, was macht es für Mühe Berge abzutragen. (Altmann VI, 430.)
509. Liebe kann man nicht kaufen.
Mhd.: Swer wanet koufen minn umb guot, der erkennet weder minn noch muot. (Wälscher Gast.) (Zingerle, 103.)
510. Liebe kann nicht verloren bleiben.
511. Liebe kann viel, Geld kann alles. – Sutor, 657; Gaal, 1097; Simrock, 6470; Körte, 3887; Braun, I, 2318; Lohrengel, I, 474.
Die Serben: Viel thut die Liebe, mehr noch das Gold. Die Italiener: Die Liebe vermag alles, das Geld besiegt alles, die Zeit verzehrt alles und der Tod beschliesst alles. (Reinsberg II, 111 u. 155.)
Frz.: Amour fait moult, mais argent fait tout. (Leroux, II, 171; Bohn I, 4; Kritzinger, 26a.) – Amour vainct [151] tout, fors que cuer de félon. (Leroux, II, 172.) – Amour fait beaucoup, mais l'argent fait tout. (Cahier, 124.)
It.: I dannari fanno correr i zoppi e cantar gl'orbi (Masson, 132.)
512. Liebe kaufft man besser nicht als mit Lob. – Gruter, III, 63; Lehmann, II, 379, 45.
513. Liebe kennt (verlangt) kein Gesetz. – Altmann VI, 511; Reinsberg I, 61.
Böhm.: Pro lásku není žadného pravidla ani zákona. (Čelakovský, 237.)
Frz.: Amour n'a point de loi. (Kritzinger, 26b.) – Il n'y a pas de règle pour la grâce. (Čelakovský, 237.)
Port.: O amor não tem lei. (Bohn II, 287.)
514. Liebe kommt der Bitte zuvor. – Simrock, 6499; Körte, 3880; Venedey, 90; Braun, I, 2342; Reinsberg I, 61.
515. Liebe kommt der Bitte zuvor, sagte die Braut.
516. Liebe kommt der Bitte zuvor, sagte die Magd, als sie zum Knecht in die Kammer kam.
517. Liebe kommt zum Fenster (Auge) herein und geht zur Thür (zum Munde) hinaus.
Dän.: Kierlighed kommer indad vinduet og gaaer ud af dørren. (Prov. dan., 348.)
Engl.: Love comes in at the windows, and goes out at the doors. (Bohn II, 41.)
518. Liebe lässt die Strümpfe leer. (Ven.)
519. Liebe lässt sich nicht erzwingen. – Mayer, II, 221.
Frz.: Amour ne souffre point de contrainte. (Masson, 233.)
520. Liebe lässt sich nicht meistern.
Die Polen: Du hast keinen Meister über die Liebe. (Reinsberg II, 23.)
521. Liebe lässt sich nicht mit der Elle messen.
522. Liebe lässt sich so wenig bergen als Husten. – Körte, 3877.
Frz.: Amour se montre là où elle est. (Masson, 232.)
523. Liebe legt Fesseln an.
Lat.: Amor animi arbitrio sumitur, non ponitur. (Philippi, I, 28.)
524. Liebe lehrt Künste.
Holl.: Liefde leert kunsten. (Harrebomée, II, 28.)
525. Liebe lehrt singen. – Eiselein, 424; Körte, 3883.
Holl.: Liefde leert zingen ook zonder dwingen. (Harrebomée, II, 28.)
Lat.: Amor docet musicam. (Seybold, 25.)
526. Liebe leidet keine Vernunft und Zorn keinen Rath. – Winckler, XII, 41.
527. Liebe leidet Noth ohne Wein und Brot.
It.: Senza Cerere e Bacco Venere è dì ghiaccio. (Kritzinger, 26b.)
Lat.: Sine Cecere et Baccho friget Venus. (Terenz.) (Binder I, 1647; II, 3161; Schonheim, S, 21.)
528. Liebe lernt Lautenschlagen. – Gruter, III, 93; Lehmann, II, 379, 48.
Mhd.: Die minne manchen wunder lêhrt. ( Dietr. Ausfahrt.) (Zingerle, 198.)
Lat.: Amor docet musicam. (Buchler, 26; Binder I, 59; II, 161; Philippi, I, 28 u. 266; Eiselein, 424; Hauer, Kiij2; Seybold, 25.)
529. Liebe macht auch die Weisesten zu Narren. – Lehmann, II, 374, 78.
Frz.: Folles amours font les gens bêtes; Salomon en idolatra, Samson y perdit ses lunettes, bienheureux est qui rien n'y a. (Kritzinger, 26b.)
It.: Chi hà amor in seno, hà li sproni a fianchi, e le ali a piedi. (Pazzaglia, 347, 1.)
Lat.: Ludit amor sensus, oculos praestringit et aufert libertatem animi et mira nos fascinat arte. (Mant.) (Philippi, I, 230.)
530. Liebe macht aus Brüdern Diebe.
Mhd.: Betwungeniu liebe wirt dicke ze diebe. (Freidank.) – Diu minne machet manigen noch zu diebe. (J. Titurel.) – Verholne lieb wirt dicke ze dieb. (Renner.) – Betwungen liebe ist gar ein wiht, wan si git hohes muotes niht. (Winsbakin.) (Zingerle, 92.)
531. Liebe macht aus rauhen Fellen feine Gesellen.
Frz.: De bonne amour vient séance et beauté. (Leroux, II, 208.)
532. Liebe macht blind, aber die Ehe gibt das Gesicht wieder. – Binder II, 146.
»Die Liebe wird wie die Katze blind geboren; aber die Ehe ist eine Staarnadel in der geübtesten Hand.« (L. Börne, Ges. Schriften, I, 77.) Die Russen: Liebe leiht Flügel, es sind aber wächserne, die an der Fackel der Ehe schmelzen. (Altmann VI, 502.)
Mhd.: Doch machet si diu minne blint. – Diu lieb chan wol blenden den man, daz er niht ensiht und nimt im doch der ougen niht. (Eraclius.)
Lat.: Amor extorqueri non pote, elabi pote. – Insano nemo in amore videt. (Properz.) – Judicium rectum turbatur amore puellae. (Binder II, 1521 u. 1598.)
[152] 533. Liebe macht den Topf nicht sieden. – Reinsberg I, 115.
534. Liebe macht die Leute werth.
Frz.: Amour fait valoir la gent. (Leroux, II, 171.)
535. Liebe macht fleissige Hand.
Böhm.: Bez pilnosti není příchylnosti. (Čelakovský, 238.)
536. Liebe macht Gegenliebe. – Schottel, 1134a; Simrock, 6460; Gaal, 1094; Reinsberg I, 62.
Engl.: Love begets love.
537. Liebe macht Gespenster.
Lat.: Cuncta timemus amantes. (Ovid.) (Philippi, I, 105.)
538. Liebe macht kurze Meilen.
Engl.: He that hath love in his breast, hath spurs in his sides. (Bohn II, 41.)
It.: Chi ha amor nel petto ha le sprone nei flanchi.
539. Liebe macht Liebe und Grausamkeit (Härte) verzehrt Liebe. (Ven.)
540. Liebe macht Lust, Lust macht die Arbeit leicht, Arbeit macht die Zeit kurz. – Sailer, 95.
Holl.: Lust maakt den arbeit ligt. (Bohn I, 332.)
541. Liebe macht närrisch.
In Apulien heisst es: Je mehr man liebt, je närrischer man wird. (Ausland, 1870, S. 425, 11.)
Böhm.: Milost z lidí blázny ciní. (Čelakovský, 241.)
542. Liebe macht nicht satt.
Böhm.: Láskou se sluha nezasyti. (Čelakovský, 243.) – Po milosti chce se jísti. (Čelakovský, 242.)
Poln.: Łaska pánska bez datku nic niewažy. – Łaską syt sługa niebędzie. (Čelakovský, 243.)
543. Liebe macht schwere Bürde leicht.
Schwed.: Kärleken är trottlös. (Grubb, 437.)
544. Liebe macht so viel Wehn, als Blümlein im Felde stehn.
»Als vil der blümblein im felde stehn, so manche schmertzen die lieb vbergehn.«
Lat.: Quot campo flores, tot sunt in amore dolores. (Loci comm., 10.)
545. Liebe macht stark.
546. Liebe macht Thorheiten, aber Geld Heirathen. – Reinsberg I, 111.
547. Liebe macht (das Leben) trübe.
»Ihre Minne verkehrt ihm die Sinne.« (Eiselein, 463.) Die Portugiesen: Liebe, schlimmer Anfang, schlimmes Ende. Und: Die Liebe gibt keinem Ehre, aber vielen gibt sie Schmerz. Die Venetianer: Liebe ist Gift. Die Mailänder: Die Liebe hat zuerst den Honig und dann die Galle. Die Illyrer: Die Liebe ist voll Honig und Gift. (Reinsberg II, 27.)
548. Liebe, Macht und Wein vielen schädlich sein (sind).
549. Liebe macht verborgene Wege. – Braun, I, 2304.
550. Liebe macht warm die Kalten und jung die Alten.
Mhd.: Minne man und frawen meistern kan, den jungen und den alten gleich. (Dietr. Ausfahrt.) (Zingerle, 198.)
551. Liebe mehrt, Hass zerstört.
Böhm.: Láska po sobĕ svornost vodí, u z nenávisti vražda se rodí. (Čelakovský, 244.)
552. Liebe, Nacht und Wein lassen fünf gerade sein.
Böhm.: Noc, láska a vino všecko pouštĕjí mimo. (Čelakovský, 243.)
553. Liebe nährt Liebe.
Holl.: Liefde is liefdes wetsteen. (Harrebomée, II, 28.)
554. Liebe ohne Bart ist nicht von Dauerart.
Engl.: Lads' love's a buskof broom, hot a while and soon done. (Bohn II, 41.)
555. Liebe ohne Eifersucht ist wie ein Pole ohne Läuse. – Reinsberg VI, 57.
»In der Picardie nennt man deshalb jeden Schmuzfinken Polake.«
556. Liebe ohne Freude ist schlechte Weide.
557. Liebe ohne Geld sich selten lange hält.
Dän.: Elskov uden penge varer ikke længe. (Prov. dan., 143.)
558. Liebe ohne Huld (Grazie) ist eine Mistfeige.
559. Liebe ohne Treu ist ein schlecht Gebräu.
Die Russen: Die Myrte der Liebe gedeiht nur in dem Garten der Treue. (Altmann V, 79.)
It.: Amor vuol fede, e fede vuol fermezza. (Bohn II, 71.)
560. Liebe ohne Zucht trägt keine gute Frucht.
Die Russen: Eine Liebe, die schlecht gegürtet ist, kann sich nicht schön lösen. (Altmann VI, 496.)
561. Liebe pflanzt Liebe. – Steiger, 232.
[153] 562. Liebe regiret ohne gesetz vnd ohne Schwert. – Lehmann, 464, 33; Reinsberg II, 23.
Dän.: Kierlighed regieres uden lov, uden sverd. (Prov. dan., 338.)
563. Liebe reibt sich an jedem. – Lehmann, 463, 3.
564. Liebe reimt sich gern auf Diebe.
565. Liebe scheucht kein alter noch Weissheit. – Lehmann, 463, 3.
566. Liebe scheut keine Dornen.
Poln.: Miłość wszystko słodzi, wszystkiego nauczy, powab do wszystkiego. (Masson, 232.)
567. Liebe schmilzt das härteste Herz.
Holl.: De liefde bekruipt somtijds een hart van steen. (Harrebomée, II, 27.)
568. Liebe schützt mehr als Wehr und Waffen.
Schwed.: Kärlek är meer än skiöld och svärd. (Grubb, 485.)
569. Liebe setzt dem Lahmen Flügel an.
570. Liebe sieht durch (hinter) Breter.
Holl.: Liefde merkt op alle dingen. (Harrebomée, II, 28.)
Span.: Quien bien quiere, de lejos ve. (Cahier, 275.)
571. Liebe sieht nicht auf Schönheit. (Surinam.)
572. Liebe sieht nur Rosen ohne Dornen.
Holl.: De liefde ziet geen leed. (Harrebomée, II, 27.)
573. Liebe, so geht auf Gewinn, ist bald dahin.
It.: Non hà buona base l'amore, ch' è fondato sopra l'interesse. (Pazzaglia, 14.)
574. Liebe, Sorg' (Schmerz) und Geld lassen sich nicht (schwer) verbergen in der Welt. – Reinsberg I, 63.
575. Liebe spricht, wenn auch die Lippen schweigen.
Böhm.: Láska má tři jazyky. (Čelakovský, 237.)
Kroat.: Ljubav ima tri jezike. (Čelakovský, 237.)
576. Liebe steckt voller List wie ein Weiberpelz voller Flöhe.
Holl.: Liefde zoekt list. (Harrebomée, II, 28.)
577. Liebe thut alles. – Lehmann, II, 374, 86; Körte, 3884 u. 4886.
Engl.: All by love and nothing by force.
578. Liebe thut viel, Geld thut mehr. – Eiselein, 424.
Engl.: Love does much, but money does more. (Eiselein, 424.)
Holl.: De liefde doet veel, maar het geld doet alles. (Harrebomée, II, 27.)
579. Liebe treibt die einen und Furcht die andern.
Frz.: Amour et craincte sont le tymon et le fouet du charroi humain. (Leroux, II, 171.)
580. Liebe trinkt schon Wein, doch darf's kein Nothwein sein.
581. Liebe überwindet alles. – Körte, 3885.
Mhd.: Lieb vberwindt alle ding. (Keller.) – Sie kan wunder, alsô vil, daz des nieman hât ein zil. (Renner.) (Zingerle, 92.)
Frz.: Toute force cède à celle de l'amour.
It.: Alla forza d'amore soggiace ogni valore.
Lat.: Amor omnia vincit. (Virgil.) (Binder II, 2407; Fischer, 14, 63.)
Poln.: Milującemu nic nie cięźko. (Masson, 232.)
582. Liebe überwindet das Joch des Berges. (Arab.) – Reinsberg I, 64.
583. Liebe und Armuth sind schwer zu verbergen.
Dän.: Armod og kiærlighed ere onde at dølge. (Bohn I, 347.)
584. Liebe und Barmherzigkeit erfrieren eher als dass sie verbrennen.
Holl.: Liefde en milddadigheid loopen meer gevaar om te bevriezen dan te verbranden. (Harrebomée, II, 28.)
585. Liebe und Bratwurst sind keine Alltagskost.
Frz.: A l'amour et au feu on s'habitue. (Bohn II, 3.)
586. Liebe und Buhlen fahet im Gesicht an. – Eiselein, 424.
587. Liebe und Ehe haben verschiedene Wehe.
Die Russen unterscheiden zwischen beiden so: Liebe hat Flügel auf den Schultern, Ehe Krücken unter den Armen. (Altmann VI, 406.)
588. Liebe und Ehrgeiz leiden keine Gesellen.
Frz.: L'amour et l'ambition ne souffrent point de compagnon. (Kritzinger, 657a.)
589. Liebe und Eier muss man frisch geniessen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 440.
590. Liebe und ein Bogen dürfen nicht zu lange gespannt sein.
Frz.: A l'amour et au feu on s'habitue. (Bohn I, 3.)
591. Liebe und Geld verkehren die Welt.
592. Liebe und Gesang kennen (leiden, wollen) keinen Zwang. – Winckler, X, 15; Körte, 3867; Simrock, 6432; Venedey, 90; Reinsberg I, 61.
[154] Holl.: Liefde en zang lijden geen dwang. (Harrebomée, II, 28.)
Poln.: Miłość z bojaznią niestoi; nemiłuje kto się boi. (Masson, 233.)
593. Liebe und Gewalt sind unduldsame Gesellen.
594. Liebe und Glück verändern wie der Mond den Blick.
595. Liebe und Hass finden (haben) kein Mass.
596. Liebe und Hass haben nicht in Einem Herzen Platz.
597. Liebe und Hass sind ein Schleier vor den Augen, der eine lässt nur das Gute, der andere nur das Böse sehen.
598. Liebe und heiss Wasser gefrieren leicht.
Dän.: Heed kierlighed er ligesom heed vand der fryser snarest. (Prov. dan., 142.)
599. Liebe und Herrschaft lassen sich nicht theilen. – Eiselein, 426.
Frz.: Amour et seigneurie ne veulent point de compagnie. (Eiselein, 426.)
600. Liebe und Herrschaft leiden nicht Gesellschaft. – Simrock, 6494; Körte, 3870.
In Apulien heisst es: Eins sage ich dir, meine Frau, du kannst deinen Freund nicht zuerst und mehr als deinen Mann lieben. (Ausland, 1870, S. 425. 14.)
Dän.: Kierlighed og herskab lide intet selskab. (Prov. dan., 338.)
Engl.: Love and lordship like no fellowship.
Frz.: Amour et Seigneurie ne veulent point de compagnie (Kritzinger, 27a.) – Et le trône et l'amour ne se partagent pas. – Oncques amour et seigneurie ne se tinrent compagnie.
It.: Amor e signoria von voglion compagnia. (Pazzaglia, 14, 2; Bohn II, 71.)
Lat.: Non bene cum sociis regna Venusque manent. (Ovid.) (Binder I, 1150; II, 2132.)
Poln.: Kochanie i panowanie niecierpi towarzystwa. (Masson, 234.)
Port.: Amor e senhoria, não quer companhia. (Bohn II, 265.)
Span.: Mandar no quiere par.
601. Liebe und Honig sind selten ohne Stachel.
Mhd.: Sus birget in diu minne den angel in er süezekeit. (Troj. Krieg.) (Zingerle, 72.)
602. Liebe und Husten lassen sich nicht verbergen. – Eiselein, 426; Lohrengel, I, 475.
Die Perser: Liebe und Moschus bleiben nicht verborgen. Die Portugiesen: Die Liebe und der Glaube zeigen sich in den Werken. – Werke sind Liebe, nicht süsse Worte. (Reinsberg II, 26.)
Dän.: Kierlighed brister altid ud. – Kierlighed kand ei skiules. (Prov. dan., 338.)
Engl.: Love and a cough cannot be hid. (Bohn II, 41; Eiselein, 426.)
Frz.: L'amour, la tousse, et la gale ne se peuvent céler. – Prospérité, amour, fumée ne toux, longuement ne se peuvent cacher de tous. (Leroux, II, 286.)
It.: Amore e tussia non si possono curare. – Amor, la regna, e la tossa no si ponno nascondere.
Lat.: Amor tussisque non celantur. (Binder II, 165; Faselius, 15.)
603. Liebe und Mond nehmen ab, wenn sie nicht mehr zunehmen.
604. Liebe und Noth meistern alle Gebot. – Körte, 3858; Eyering, III, 393.
It.: Amor regge senza legge. (Pazzaglia, 14, 10.)
605. Liebe und Noth springen über jedes Gebot.
606. Liebe und Pocken, je später sie kommen, je gefährlicher sind sie. – Einfälle, 383.
607. Liebe und Polizei schlafen nicht auf Einer Streu.
Böhm.: Láska a vláda (lože a koruna) netrpí spolku (Čelakovský, 319.)
Poln.: Kochanie i panowanie niecierpi (niepozwala) towarrzystwa. (Čelakovský, 319.)
608. Liebe und Rausch schauen zum Fenster hinaus. – Simrock, 6441; Körte, 3878; Sailer, 183; Reinsberg I, 64; Braun, I, 2315.
Die Augen verrathen den Zustand.
Lat.: Ebrietas et amor secreta produnt. (Seneca.) (Binder II, 229; Faselius, 73.)
609. Liebe und Regiment leiden keinen Mitregent (Mitgenossen). – Körte, 3870 u. 4868; Reinsberg I, 64.
Engl.: Love and lordship like no fellowship. (Bohn II, 41.)
Frz.: Amour et seigneurie difficilement font compagnie (ne veulent point de compagnie). (Gaal, 1102.) – L'amour et l'ambition ne souffrent pas de compagnon.
It.: Ne amor, ne signoria non voglion compagnia. (Gaal, 1102.)
[155] Lat.: Amor et potestas impatiens est consortis. (Gaal, 1102.) – Nec regna socium ferre, nec taedae solent. (Seybold, 333.) – Non bene conveniunt nec in una sede morantur majestas et amor. – Rivalem possem non ego ferre Jovem. (Properz.) (Philippi, II, 159; Seybold, 530.)
Schwed.: Kärleken lider ingen medbroder. (Grubb, 447; Wensell, 47; Marin, 18.)
610. Liebe und Ringe sind endlose Dinge.
Böhm.: Láska prsten, a prsten bez konce. (Čelakovský, 237.)
611. Liebe und Rosen sind nicht ohne Dornen.
In Toscana: Wo grosse Liebe, ist grosser Schmerz. Nicht soll der Liebe folgen, der nicht Muth und Geduld hat. (Reinsberg II, 25.)
Böhm.: Láska jako růže není bez trnův. (Čelakovský, 240.)
612. Liebe und Runzeln passen nicht zusammen.
Holl.: Aan't gerimpeld vel past de min niet wel. (Harrebomée, II, 87b.)
613. Liebe und Sorge vertragen sich nicht lange.
Engl.: Aye be as merry as ye can, for love ne'er delights in a sorrowful man. (Bohn II, 41.)
614. Liebe und Thau fallen auf Rosen und Nesseln.
615. Liebe und Thränen entspringen aus den Augen.
616. Liebe und Thränen kommen durch (in) die Augen und fallen auf die Brust.
Dän.: Kierlighed som graad kommer af øyne, og falder paa brystet. (Prov. dan., 336.)
It.: L'amor è simil alle lagrime, dagl' occhi nasce, e nel petto cade. (Pazzaglia, 14, 1.)
617. Liebe und verborgene Weisheit, des Herzens Reinheit vertreiben Sorge, Hass und Neid.
618. Liebe und Verstand gehen selten Hand in Hand.
Dän.: Kierlighed og forstand boe ei tilsammen. (Prov. dan., 337.)
Frz.: Amour aveugle raison. (Kritzinger, 26a.)
Port.: Amar e saber não pode ser. (Bohn I, 265.)
619. Liebe und Verstand sind über den Fuss gespannt.
Schwed.: Kärlek giör dårskop. (Grubb, 441.)
Span.: Aficion ciega razon. (Cahier, 3180.)
620. Liebe und Wein gehen süss ein.
Engl.: The love of a woman, and a bottle of wine are sweet for a season, but lost for a time. (Bohn II, 41.)
621. Liebe und Windbeutel1 bekommt man bald satt.
1) Steht hier doppelsinnig als bekanntes Conditorbackwerk und leichtsinniger Mensch.
Frz.: Cherté foisonne. (Bohn II, 13.)
622. Liebe und Zorn machen alle Ding' verworr'n.
It.: Amor non ha sapienza, e l'ira non ha consiglio. (Gaal, 1799.)
623. Liebe verblend't, dass bis zum End' der Mensch weder Schad' und Nutz' erkennt. – Körte, 3854 u. 4844.
It.: Amor accieca la ragione. (Pazzaglia, 12.)
Lat.: Ludit amor sensus, oculos praestringit et aufert libertatem animi et mira nos fascinat arte. (Seybold, 284.)
624. Liebe verdeckt viel Flecken und Mal.
Holl.: Liefde bedekt alles (veele zonden). (Harrebomée, II, 28.)
625. Liebe verlangt vier Dinge: Einsamkeit, Gelegenheit, Pünktlichkeit und Verschwiegenheit.
Holl.: De liefde zoekt vier dingen: wijs, alleen, zorgvuldig en geheim. (Harrebomée, II, 27.)
626. Liebe verräth sich am ersten, wenn sie sich verbergen will.
Aehnlich russisch Altmann VI, 487.
627. Liebe vertreibt die Zeit und Zeit vertreibt die Liebe.
Frz.: L'amour fait passer le temps, et le temps fait passer l'amour. (Bohn II, 30.)
628. Liebe vertreibt Leid.
Mhd.: Leit von liebe zergat. (Krone.) ( Zingerle, 88.)
629. Liebe wartet nicht auf Bitte, sondern kommt ihr zuvor. – Eiselein, 426.
630. Liebe, Wein und Nacht haben nie was Guts gebracht. – Theatrum Diabolorum, 221.
Lat.: Nox et amor vinumque nihil moderabile suadent. (Theatrum Diabolorum, 221.)
631. Liebe weiss viel Weg' und Steg'.
Dän.: Kierlighed giver raad og dristighed. (Prov. dan., 337.)
632. Liebe, welche die Vernunft leitet, gedeiht selten.
633. Liebe will Glauben (Vertrauen).
Engl.: Love asks faith, and faith asks firmness. (Bohn II, 13.)
634. Liebe will keinen Lohn als die Person.
Holl.: Liefdes beste loon is de persoon. (Harrebomée, II, 28.)
[156] 635. Liebe wird durch Liebe erkauft (bezahlt). – Simrock, 6121; Körte, 4873; Reinsberg I, 62.
636. Liebe wird oft durch einen Blick gepflanzt.
637. Liebe wohne.
Der Geheimrath Bluntschli hat 1867 in Heidelberg ein Haus bauen und mit Inschriften, wie man früher zu thun pflegte, versehen lassen. In der Mitte der Langseite befindet sich eine hochgewölbte Lufthalle (Veranda) und an deren Hinterwand das gemalte Brustbild der Göttin der Weisheit mit der Inschrift: »Weisheit regiere.« Zu beiden Seiten der Halle sind über je drei Fenstern ähnliche kurze, auf Haus und Bewohner bezügliche Inschriften, und zwar rechts: »Liebe wohne« »Arbeit wirke«, »Friede walte«, und links: »Ehre ziere«, »Freude lohne«, »Treue halte«. (Badische Landeszeitung, 1868.)
638. Liebe wohnt auch unter einem Dach mit Schnee bedeckt.
Lat.: Nec modus aut requies, nisi mors, reperitur amoris. (Ovid.) (Philippi, II, 10.)
639. Liebe wohnt in Hütten und Palästen.
Engl.: Love lives in cottages as well as in courts. (Bohn II, 13.)
640. Liebe wohnt unter jedem Kittel.
Holl.: De liefde schuilt zoowel onder de grove pij als onder het zijden kleed. (Harrebomée, II, 27.)
It.: Tanto bene si trova l'amor sotta la lana, come sotta la seta. (Pazzaglia, 14, 24.)
641. Liebe, Zank und Rechtshändel machen einen verständig. – Körte, 3863.
Es sind aber sehr theuere Verstandsübungen.
642. Liebe zeugt das Schönste und gebiert das Beste.
643. Liebe zeugt Ernst.
Holl.: Liefde teelt ernst. (Harrebomée, II, 28.)
644. Liebe zieht stärker als sieben Ochsen.
It.: Amore amaro, como toro tira. (Pazzaglia, 14.)
645. Liebe zum ding macht alle arbeit (Mühe) gering. – Henisch, 1139, 35.
Schwed.: Kärlek och lust till ett ting giör swära arbet ring. (Törning, 94.)
646. Liebe zum Golde macht eiserne Zeit.
It.: L'amor dell' oro rende il secolo di ferro. (Pazzaglia, 254, 11.)
647. Liebe zur Unzeit ist keine Liebe.
Dän.: At elske i utide er som at hade. (Prov. dan., 142.)
648. Liebe zwingt auch den Esel durchs Fewer. – Lehmann, II, 374, 92.
649. Lîwe mâcht nichen Dîtfânkschaft. – Schuster, 1045.
650. Man muss auch mit der Liebe haushalten.
651. Man muss die Liebe wie Confect geniessen, nicht wie Commisbrot.
Lat.: Vincere vult animos, non satiare Venus. (Auson.) (Binder II, 3541.)
652. Man muss für Lieb nemmen, was einem gott zuschickt. – Henisch, 1711, 67.
Dass man selbst ein Unglück ohne Murren, mit Gottergebenheit tragen soll, sagt auch ein jüdisch-deutsches Sprichwort: Män muss dus mekabbel sein (empfangen, hinnehmen) be-Athawe (mit Liebe).
653. Man muss nicht Liebe kaufen wollen, wenn der Neid den Schlüssel dazu hat.
654. Mate Lêwde, lange lêwde. – Eichwald, 1164.
655. Mein Lieb hat ainen Höcker vnd den Grind, vnd ist mit beiden Augen blind, noch kan ich jhr nicht vergessen. – Petri, II, 471.
656. Mit der Liebe ist's wie mit den Pocken; wer sie in seiner Jugend nicht gehabt hat, bekommt sie selten oder nie; aber wenn er sie bekommt, sind sie desto gefährlicher. – Kotzebue, 13.
657. 'N enen sîn Liebe föllt up 'n Rosenblatt, 'n annern sîne up 'n Kohlfatt. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 91.
658. Nach lieb – leidt. – Franck, I, 107; II, 23a; Lehmann, II, 423, 12; Petri, II, 487; Schottel, 1341a; Simrock, 6509; Reinsberg I, 66.
Mhd.: Ez ist an manigen wîben vil dicke worden schîn, wie liebe mit leide ze jungest lônen kan. – Mit leide was verendet des küniges hôchgezît, als ie diu liebe leide an dem ende gerne git. (Nibelungen.) – Nach liebe kumt vil dicke leit. (von Lienz.)
Holl.: Na lief komt leed. (Harrebomée, II, 26.)
659. Neue Liebe kommt und geht, alte aber besteht.
It.: Amor nuovo scaccia il vecchio. (Pazzaglia, 12.)
660. Niemand zu Liebe und niemand zu Leide.
Wahr, gerecht, unparteiisch, ohne Ansehen der Person.
661. Nur Liebe zahlt Liebe.
[157] 662. Ohne Liebe kein Weib, ohne Schmerzen kein alter Leib.
663. Ole Lêvde rustet nich. – Eichwald, 1167.
664. Rechte Lieb grawet oder dorrt nimmer. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 534, 89; Winckler, XVIII, 67.
Frz.: Bien aime qui n'oublie bien faict. – Ki bien aime à tart oublie. (Leroux, II, 180 u. 292.)
Holl.: Regte liefde vergeet niet ligt. (Harrebomée, II, 28.)
Port.: Bem ama, quem nunca se esquece. (Bohn I, 268.)
665. Rechte Lieb vbertregt viel. – Petri, II, 513.
666. Rechte lieb verlescht nit bald. – Petri, II, 513.
667. Rechte lieb wendet sich nit leicht. – Petri, II, 513.
668. Rechte Liebe geht durch Handschuhe.
In Mailand: Liebe macht die Zeit vergehen und geht über Handschuhe hinaus. (Reinsberg II, 23.)
669. Rechte Liebe hält einen Puff aus.
Die Russen: Es ist eine feine Liebe, die von einem Schlag zerbricht. (Altmann VI, 464.)
670. Rechte Liebe heuchelt (verstellt sich) nicht.
Schwed.: Kärleken skrymtar intet. (Grubb, 439.)
671. Rechte Liebe ist Dauerobst.
Die Engländer: Wahre Liebe wird nicht bald vergessen. Die Portugiesen: Recht liebt, wer nicht vergisst.
672. Rechte Liebe kann auch ernste Blicke werfen.
Span.: Parque te quiero, te apperreo. (Cahier, 275.)
673. Rechte Liebe wird vergnügt, wenn sie ihresgleichen kriegt. – Simrock, 6484.
D.h. wenn die Ehe nicht kinderlos bleibt.
674. Reine Lieb' besteht, Lieb' aus Wollust bald vergeht.
Dän.: Elskov skal øves af fornødenhed og ei af vellyst. (Prov. dan., 143.)
675. Ruhige Liebe und kalte Wärme sind Schwestern.
676. Schöne Lieb vnd schendlich leben steht vbel zusam. – Petri, II, 531.
677. Thörichte Lieb' macht das Leben trüb'.
Frz.: De fol amour ne vient que mal. (Leroux, II, 2081.)
Böhm.: Vĕrná láska nezbytý host. (Čelakovský, 239.)
Poln.: Wierna miłość niezbyty gość. (Čelakovský, 239.)
679. Treuer Liebe Band hält über Meer und Land.
Dän.: Kierligheds baand bliver fastere end døden. (Prov. dan., 340.)
680. Trewe Lieb ist Ehren werth. – Gruter, III, 83.
Holl.: De Liefde ist ongeveinsd, open van hart en open van hand. (Harrebomée, II, 27.)
681. Trewe Lieb ist jederzeit zu gehorsamen bereit. – Sim. Dach, Anke von Tharaw.
682. Unzüchtige Liebe ist Schneiderwerk, sie macht Lappen. – Mathesy, I, 112a.
683. Verborgne Liebe ist das hertzeleid. – Agricola II, 244.
Lat.: Malus clandestinus est amor. (Philippi, I, 240.)
684. Verholene Lieb wird offt zum Dieb. – Agricola II, 298.
685. Verkehrt die Liebe sich in Hass, verliert sie alles Mass.
Holl.: Als liefde keert in haat, dan gaat ze buiten maat. (Harrebomée, II, 26.)
686. Vernünftige Liebe ist eine Mühle ohne Getriebe.
»Wenn Liebe mit Vernunft sich rüsten will, so spricht sie zu dem Wasserfall: steh' still.« (W. Müller, 28.)
687. Verschmähte (verachtete) Lieb' macht das Herz (Leben) trüb'.
Dän.: Foragtet kierlighed bliver tit til raserie, tit til intet. (Prov. dan., 339.)
688. Verschwiegne Lieb ist Herzbetrüb.
Lat.: Vetus Amor promptam non ita tardat opem. (Chaos, 62.)
689. Verstohlene Liebe taugt nicht.
690. Vo der Liebi het me nit gässe. – Sutermeister, 111.
691. Von blosser Liebe raucht der Schornstein nicht.
Holl.: Van liefde rookt de schoorsteen niet. (Harrebomée, II, 28.)
692. Von der Liebe hat niemand gegessen (den Tisch gedeckt).
Lat.: Qui amat, si eget, misera afficitur aerumna. (Plautus.) (Philippi, II, 125.)
693. Von der Liebe (allein) kann man nicht leben. – Simrock, 6472; Mayer, II, 33; Gaal, 1099; Braun, I, 2341.
In Oberösterreich: Von da Lieb kann ma nöd leb'n. (Baumgarten, III, 38.)
Poln.: Na gładką žonę patrząc syt niebędziesz. – W nocy gody, w dnie głody, kto się żeni dla urody. – Zła miłość o głocie. (Masson, 178.)
[158] 694. Von heisser Liebe kommt bitteres Leid.
Mhd.: Sî (minne) machet ie nach liebe leit. (Gregor.) – Nein liebe zergât mit leide. (J. Titur.) – Jur liep zergât mit leide. (Eraclius.) – Nû ist ez leider, als man giht, daz man die liebe selten siht, si enmüeze mit leide ende hán. (Schüler zu Paris.) – Manec liep daz wirt ze leide. (Frauenlob.) (Zingerle, 89.)
695. Von wegen der Liebe frist der Wolff das Schaaf vnd die Geyss. – Lehmann, II, 793, 131.
696. Vor der Liebe ist kein Ansehen der Person.
Schwed.: Kärleken anser ej personen. (Wensell, 47.)
697. Vor der Liebe kann man sich nicht schützen.
It.: L'amore passa il guanto.
698. Vor lieb frisst der wolff das schaf. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 70; Egenolff, 344a; Petri, II, 582; Sutor, 568; Braun, I, 2327.
It.: Il corbo piange la pecora, e poi la mangia. (Gaal, 1101.)
Lat.: Non acerba, sed blanda verba timenda. (Sutor, 568.)
Ung.: Ugy szereti farkas a bárányt, hogy szeretetből megeszi. (Gaal, 1101.)
699. Wahre Liebe hält sich still, falsche Liebe redet viel. – Schweiz, I, 24, 4.
700. Wahre Liebe kennt keine Eifersucht.
Frz.: L'amour chasse jalousie. (Bohn I, 30.)
701. Wahre Liebe kennt keine Grenzen.
Lat.: Verus amor nullum novit habere modum. (Properz.) (Philippi, II, 246.)
702. Wahre Liebe schreibt nicht mit Wasserfarben.
Sie ist beständig.
Holl.: Daar gestadige min plagt te zijn, blijft nog wel een worteltje van over. (Harrebomée, II, 87b.)
It.: Benche fortuna tuoni un ver' amante sempre sarà constante. (Pazzaglia, 6.)
Schwed.: Kärleken wissnar intet. (Grubb, 437.)
703. Wan dir d' lieb einmal 's hertz abgewünt, schwerlich sie dich wieder entbindt.
Lat.: Vnam semper amo, cuius non soluor ab hamo. (Loci comm., 10.)
704. Wär Leif hebben wil, mot Leif faren laten. (Hannover.) – Schambach, I, 290.
Da Unbeständigkeit ein wesentlicher Zug der menschlichen Natur ist, so pflegen auch Liebe und Freundschaft schnell zu entstehen und zu vergehen.
705. Warme Liebe, die dauert, ist besser als heisse, die verfliegt (verraucht).
Frz.: Aimé-moi un peu, mais continue. (Bohn I, 2.)
706. Was die Liebe nicht alles thut, sagte der Bauer, als er seine Frau in den Backofen schob, damit sie nicht erfrieren sollte.
Holl.: Wat kan de liefde niet al doen, zei de boor, en hij stak zijne vrouw in een' brouwketel, opdat zij van geene doktershanden sterven zou. (Harrebomée, II, 28.)
707. Was die Liebe nicht sieht, das glaubt (greift) sie.
In Mailand: Die Liebe glaubt das, was sie nicht sieht. In Venetien: Wer liebt, glaubt. Auch: Wer liebt, fürchtet. Die Russen: Mistrauen ist eine Axt an dem Baume der Liebe. Die französischen Neger: Ach, das Fieber ist keine Krankheit, aber die Eifersucht ist eine. (Reinsberg II, 22.)
Holl.: Wat de liefde niet ziet, dat grijpt ze. (Harrebomée, II, 28.)
708. Was die Liebe nicht thut!
Lat.: Quid non cogit amor. (Martial.) ( Philippi, II, 130.)
709. Was kan man der Liebe thun, wenn sie nicht lachen wil. – Petri, II, 601.
710. Was Liebe thut, ist alles gut.
Holl.: Wanneer en ding uit liefde geschiet, dan is het wel, zei Jan Paddebaard, en hij bep .... zijn wijf van boven tot onder. (Harrebomée, II, 28.)
711. Was Liebe verbunden, kann die Polizei nicht scheiden.
Im März 1845 wandte ich dies Sprichwort in einem Vortrage, den ich in einer Bürgerversammlung zu Hirschberg hielt, in folgender Form an: »Wenn das preussische Volk eine Braut von guter Constitution hat, mit der es bereits seit 1815 verlobt ist, so wird die Polizei die Hochzeit nicht hindern.« Weil man darin eine sträfliche Erinnerung an die dem Volke (1815) versprochene Constitution erblickte, wurde eine Criminaluntersuchung gegen mich eingeleitet, die zwei Jahre dauerte, zwar mit Freisprechung (1848) endete, mich aber so lange dem Lehramte entzog. Die Hochzeit fand bald darauf statt.
Dän.: Kierlighed er stark, vil ei lade sig skille. (Prov. dan., 338.)
Holl.: Dat de regte liefde zamen bindt, zal de reine conscientie niet scheiden. (Harrebomée, II, 27.)
712. Was Liebe weiht, zur Lust gedeiht.
[159] 713. Was Liebe will, das will sie bald.
Lat.: Odit verus amor nec patitur moras. (Philippi, II, 62.)
714. Was thut die Liebe nicht, sagt jener Schneyder, küsst ein Bock zwischen die Hörner. – Latendorf II, 32; Simrock, 6457.
Um jemand wegen seiner Liebe zu einem unwürdigen Gegenstande zu verspotten.
715. Was von der Liebe nit entzündet, ist bald erloschen.
Lat.: Quod quis non eligit, non diligit. (Chaos, 61.)
716. Wat de Lêv nich deit, seggt jenn'n Snîder, un küsst den Buck twischen de Hürn. (Mecklenburg.) – Raabe, 23; Schiller, III, 9b; hochdeutsch bei Hoefer, 940.
717. Weder nie noch immerfort ist der Liebe Losungswort. – Reinsberg I, 67.
718. Weder zu Liebe, noch zu Leide.
D.h. unparteiisch. »Bitt ewer gestreng gerechtigkeit, ir wöllet noch vmb lieb noch leidt jetzt zwischen mir vnd diesem gsellen ein rechtmessiges vrtheil fellen.« (Waldis, VI, 94, 102.)
719. Wei Lêf hawwen will, mot Lêf fahren loten. (Waldeck.) – Curtze, 341, 342.
720. Weltliche Liebe ist nicht allein die unreine Liebe, da ein Löffel eine Närrin lieb hat. – Eiselein, 433.
721. Wem die Liebe ihre Brille aufsetzt, der sieht in dem Mohren einen Engel. – Sailer, 172; Reinsberg I, 65.
Sie besticht das Urtheil.
722. Wen die lieb vberwindt, der ist verwegen, toll vnd blind. – Henisch, 420, 11; Petri, II, 626.
723. Wen die Liebe kitzelt, dem ist der Tod nicht verhasster als Aufschub. – Simrock, 6422.
724. Wenig mit Liebe, viel mit Kolben. – Körte, 3900; Simrock, 6433.
725. Wenn die Lieb' fallt und fellet auf ein Zaunstecken, so bleibt s' hangen. (Rott-Thal.)
726. Wenn die lieb zwischen den liebenden stets wachsen wolt, würde eins dem andern vor lieb das Maul abbeissen. – Lehmann, 463, 10.
727. Wenn die Liebe anfängt, ist der Weg nicht weit.
728. Wenn die Liebe Beeren trägt, so sind's Wein beeren. – Altmann VI, 456.
Es sind wol Thränen gemeint.
729. Wenn die Liebe bis ans Knie kommt, steigt sie höher.
Die Russen: Wenn die Liebe sich von den Füssen bis zu den Knien hebt, so steigt sie auch zu den Hüften. (Altmann VI, 491.)
730. Wenn die Liebe den Kopf einnimmt, hat der Verstand Feiertage.
Engl.: Where love is in the case, the doctor is an ass. (Bohn II, 48.)
731. Wenn die Liebe ebenso zunimmt, wie sie abnimmt, so frässen sich die Eheleute vor Liebe. – Pistor., VII, 21; Simrock, 6467; Reinsberg I, 60.
Die Russen sagen: Die Liebe vor der Ehe kann man nicht mit Wersten (Meilen) messen, die Liebe nach der Ehe aber mit Werschoken. – Wessen Liebe zu heiss ist, der kühle sie durch die Ehe. (Altmann V, 102; VI, 440.)
732. Wenn die Liebe einmal den Rücken wendet, kommt sie schwer wieder zurück.
Die Russen: Jagst du auch der fliehenden Liebe nach, du holst sie doch nicht ein. – Wenn die Liebe fliehen will, soll man ihr nicht nachjagen, man holt sie doch nicht ein. (Altmann VI, 483 u. 500.)
733. Wenn die Liebe Steine trägt, sie hält sie für Flaum.
It.: Amor non conosce travaglio. (Bohn I, 71.)
734. Wenn die Liebe treibt, ist kein Weg zu weit. – Birlinger, 351.
735. Wenn die Liebe zu hitzig angesteckt ist, verbrennt sie bald die Augen.
736. Wenn Lêvde kummt, mut Leider gan. – Eichwald, 1165.
737. Wenn Liebe schreit die Welt, so meint sie Geld.
738. Wenn Liebe sich verkehrt in Hass, so weiss sie selten Mass.
[160] 739. Wenn man die Liebe zur Thür hinaustreibt, kommt sie zum Fenster wieder herein.
Die Russen: Du kannst die Liebe wol aus der Gasse verscheuchen, aber nicht aus dem Dorfe. (Altmann VI, 455.)
740. Wer an der Liebe stirbt, der hat zu viel geliebt.
Frz.: C'est trop aimer, quand on en meurt. (Kritzinger, 16b.)
741. Wer an die Liebe seiner Erben glaubt, dem ist wol aller Witz geraubt.
Dän.: Den farer vild, der troer at hans arving haver hannen kiær. (Prov. dan., 38.)
742. Wer aus Liebe heirathet, hat gute Nächte, aber schlechte (üble) Tage. – Eiselein, 423; Birlinger, 352; Simrock, 6471; Masson, 178; Reinsberg I, 110.
Engl.: He that marries for love, has good nights, but sorry days. (Gaal, 1098.) – Who marries for love without money, hath good nights and sorry days. (Bohn II, 14.)
Frz.: Qui se marie par amours, a bonnes nuits et mauvais jours. (Bohn II, 52.)
743. Wer aus Liebe heirathet ohne Geld, hat gute Nächte, aber schlimme Tage in der Welt. – Braun, I, 2306.
744. Wer aus Liebe kratzt, streichelt.
745. Wer aus Liebe leidet, fühlt keine Pein.
746. Wer beherrschen will die Lieb, soll faulenzen meiden, er wird sonst ein Ehrendieb und macht aus Kohlen Kreiden.
Lat.: Cedit amor rebus, res age, tutus eris. (Chaos, 709.)
747. Wer der Liebe folgt, den flieht sie; wer sie flieht, dem folgt sie.
Engl.: Follow love, and it will flee; flee love and it will follow thee. (Bohn II, 41.)
748. Wer der Liebe Sklave ist, ist auch bald des Hasses Knecht.
Die Russen: Wer seine Liebe zu zügeln verstand, der wird auch seinen Hass zu zäumen wissen. (Altmann VI, 467.)
749. Wer die Liebe der Braut gemisbraucht, soll es die Gattin nicht fühlen lassen. – Altmann V, 78.
750. Wer die liebe verbeut, der gürtet ihr die Sporen an. – Lehmann, 463, 4; Simrock, 6421; Eiselein, 433; Körte, 4869; Braun, I, 2338; Reinsberg I, 64.
Dän.: Hvo som forbyder kierlighed, byder den meere. (Prov. dan., 339.)
751. Wer die Liebe will vertreiben, wird ihr Sporen verschreiben.
752. Wer in der Lieb ersoffen ist, der ist mit sehenden Augen blind. – Petri, II, 723.
Zinkgref (III, 303) erzählt zur blindmachenden Liebe ein Beispiel: »Einer der lange Zeit nach einer jungen Tochter vergeblich gefreyet hatte, zog auss unwillen in frembde Landen. Nach etlich Jahren, alss er wieder zu Hauss kommen, sah er, dass sie nur ein Aug hatte. Da fragte er, wann und wie sie das bekommen. Da sagte sie, dass sie in ihrer Jugend in den Kinderblattern dasselbe verloren, ob er das nicht zuvor gesehen. Er verschwur sich, dass er das nicht in acht genommen; sodass man wol sagen mag, die Lieb sey blind und macht auch die Freyer blind. Der Schulvers sagt derowegen wol: Wer ist von Lieb verblendt, in diesem Wahn der stehet, er hab die schönste Frau, so auf zwei Beinen gehet; und wär sie schon ein Eul, ein Eyd er schwören thet, er hätt ein' Venusin und Gott in seinem Bett.«
753. Wer kein lieb hat, der ist kein Mensch. – Lehmann, 464, 22.
754. Wer lieb haben wil, muss lieb (fahren) lassen. – Latendorf II, 30; Petri, II, 732; Nass. Schulbl., XIV, 5; für Driburg: Firmenich, I, 362, 12.
D.h. Opfer bringen. (Vgl. Magdeburger Zeitung, 1867, Nr. 140.)
755. Wer lieb zu lieb wil han, der muss das liebe faren lan. – Waldis, IV, 51.
756. Wer Liebe bergen will, dem kriecht sie aus den Augen heraus. – Simrock, 6442; Reinsberg I, 64.
757. Wer Liebe ernten will, der muss auch Liebe säen.
Frz.: Qui veut être aimé, qu'il aime. (Cahier, 57.)
758. Wer Liebe stiehlt, ist kein Dieb. – Simrock, 6489.
759. Wer liebe sucht (erzwingt), da keine ist, der ist (bleibt) ein Geck (Narr, Thor) zu aller frist. – Lehmann, 465, 58; Simrock, 6431; Braun, I, 2324; Reinsberg I, 61.
[161] 760. Wer Liebe will und keine gewährt, der trabt mit einem lahmen Pferd.
761. Wer mir Liebe erzeigt (Liebes thut), bereitet mir Sorge. – Simrock, 6404; Körte, 3896; Venedey, 89.
Holl.: Die mi lief doet, bereet mi een sorghe. (Harrebomée, II, 27.)
Lat.: Pondus curarum gravat hunc cui fecero carum. (Fallersleben, 235.)
762. Wer mit Lieb ist behafft, der selten was guts schafft. – Lehmann, II, 849, 294.
763. Wer nicht hat Lieb' und Gunst, dem hilft weder Rede noch Kunst. – Eiselein, 262.
764. Wer ohne Liebe lebt, der ist lebendig todt. – Eiselein, 424; Simrock, 6479; Reinsberg I, 66.
765. Wer seine Liebe in Thalern reicht, bekommt sie in Pfennigen zurück.
Engl.: They who love most are least valued. (Bohn II, 13.)
766. Wer um Liebe dient, dessen Börse platzt nicht.
Böhm.: Kdo slouží z lásky, má mĕšec plaský. (Čelakovsky, 243.)
Poln.: Kto słužy z łasky, ma mieszek płaski. (Čelakovsky, 243.)
767. Wer von der Liebe wird verwund't, den macht kein Kräutersaft gesund. – Petri, II, 704.
»Fraw Venus (sagt): Welcher meint, das er witzig sey, dem tuncke ich tieff in Narren brey; wer ein mal wirdt von mir verwund, den macht keine Kreutter krafft gesund.« (Brandt, Nsch., 13, in Kloster, I, 288.)
768. Wer vor Liebe stirbt, an dessen Tode ist seine Frau nicht schuld.
Frz.: A femme qui se meurt d'amour, c'est chercher la lune en plein jour. (Leroux, I, 70.)
769. Wer vor Liebe stirbt, liebt zu stark.
Engl.: They love too much, that die for love. (Bohn II, 13.)
770. Wer wahre Lieb im Hertzen treit, der lest nicht ab in kurtzer Zeit. – Gruter, III, 112; Lehmann, II, 878, 257.
Lat.: Cedit amor serus ab amantis pectore uerus. (Loci comm., 9.)
771. Wer wird Liebe suchen, wo keine ist.
772. Wider die Liebe hilft kein Kraut.
Die Russen: Wider die Liebe hilft nur der Hass. (Reinsberg II, 27.)
773. Wider die Liebe ist kein Kraut gewachsen. – Simrock, 6436; Lohrengel, I, 870; Reinsberg I, 64.
Engl.: No herb will cure love.
Lat.: Nullis amor est medicabilis herbis. (Ovid.) (Philippi, II, 52.)
774. Wie weh dem ist, der Liebe sucht, da keine ist. – Schottel, 1128a.
775. Will man die Liebe wiederfinden, muss man sie zwei-, auch dreimal binden.
Böhm.: Chceš- li míti stálou lásku, drž ji na trojím provázku. (Čelakovsky, 240.)
776. Wiltu ein treue Lieb bestehen, so lass die andern alle gehen. – Petri, II, 794.
777. Wird die Liebe kalt, so werden die Beine alt.
Mit der abnehmenden Liebe nehmen auch die Besuche ab.
Böhm.: Když snĕhu napadá, cesticka zapadá. (Čelakovsky, 242.)
Wend.: Dyž snjeh nándźe, sćežka so zańdźe. (Čelakovsky, 242.)
778. Wo die Liab leit, is koa Weg z' weit. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 58.
779. Wo die Liebe fehlt, da fehlt auch die Menschenliebe.
Dän.: Hvor der ei er kierlighed, er ei menneske-kierlighed. (Prov. dan., 142.)
780. Wo die Liebe hinfällt, da bleibt sie liegen, und wär' es ein Misthaufen. – Eiselein, 424; Simrock, 6448; Reinsberg I, 60.
In Schwaben: und wenn sie uff a Miste fiel. (Birlinger, 350.)
781. Wo die Liebe Kram hält, da fehlt's nicht an Käufern.
782. Wo die Liebe regiert, werden keine Fehler gespürt.
It.: Dove regna amore non si conosce errore. (Pazzaglia, 14.)
Poln.: Gdzie miłość panuje, tam się błędu nie zna i nie czuje. (Wurzbach I, 235.)
[162] 783. Wo die Liebe schleicht ein, alle Künst' vertrieben sein.
Lat.: Si quis amore calet, consueta negotia cessant. (Chaos, 1104.)
784. Wo ist Liebe, da ist Freude.
785. Wo keine lieb, do ist kein trew. – Lehmann, 150, 159.
Die Russen: Wo keine Liebe ist, fehlt das Vertrauen, wo kein Vertrauen, da ist keine Treue. (Altmann VI, 480.)
786. Wo keine Liebe, da ist auch kein wahrer Glaube. – Opel, 393.
Böhm.: Kde není pravé lásky, není také viry. (Čelakovsky, 240.)
Kroat.: Kade ni istinske ljubavi, ni nit prave vérnosti. (Čelakovsky, 240.)
787. Wo keine Liebe ist, da mangelt's auch am Glauben.
788. Wo Lieb', da Freud'; wo Noth, da Leid.
789. Wo lieb, da frewd; wo freud, da lieb. – Henisch, 1217, 50; Petri, II, 809.
Böhm.: Kde láska, tu radost; kde nouze, tu žalost. (Čelakovsky, 242.)
790. Wo lieb ist, da ist trew. – Lehmann, 464, 20; Eiselein, 425; Simrock, 6477; Braun, I, 2334.
In Toscana: Liebe fordert Treue und Treue Festigkeit. Die Kroaten: Wo keine wahre Liebe ist, da ist auch keine Treue. Die Russen: Wo aufrichtige Liebe, da sind hundert Engel, wo falsche, da ist nicht einer. (Reinsberg II, 25.)
Böhm.: Kde upřímná láska, tam andĕlův na sta; a kde šalba, tam najdeš d'ábla. (Čelakovsky, 240.)
Dän.: Hvor der er kierlighed, er trove. (Prov. dan., 340.)
791. Wo Lieb' ist, ist Geduld.
Lat.: Amor est activae et passivae vocis. (Chaos, 61.)
792. Wo Liebe anklopft, da macht Liebe auf. – Sailer, 38.
Lat.: Magnes amoris amor. (Sailer, 38.)
793. Wo Liebe blüht, sieht man keine Dornen.
Man sieht sie nicht, aber sie sind dessenungeachtet da.
794. Wo(hin) Liebe, da(hin) Auge. – Winckler, XIX, 43.
Frz.: Qui li amors est li cueurst est. (Leroux, II, 276.)
Holl.: Waar liefde, waar oog. (Harrebomée, II, 28.)
It.: Dòv' è l'amore, là è l'occhio. (Bohn II, 94.)
795. Wo Liebe, da Frieden; wo Frieden, da Segen; wo Segen, da Gott; wo Gott, keine Noth.
796. Wo Liebe, da Herz.
It.: Dov' è l'amore, quivi è il cuore.
797. Wo Liebe, da ist Gott.
Die Russen fügen hinzu: Wo Neid, da ist der böse Geist. (Reinsberg I, 66.)
798. Wo Liebe, da ist Gott; wo Neid (Hass), da kocht der Teufel sein Compot.
Böhm.: Kde láska, tu i bůh; kde závist', tu zlý duch. (Čelakovsky, 237.)
799. Wo Liebe fehlt, erblickt man alle Fehler. – Eiselein, 424; Simrock, 6460.
Engl.: Where love fails we espy all faults. (Bohn II, 13; Eiselein, 424.)
800. Wo Liebe fehlt, erblickt man kein schön Gesicht.
801. Wo Liebe fehlt, wird jeder Fehl gezählt.
802. Wo Liebe feil ist, da nimmt man eines Alten Schilling für eines Jungen Pfennig. (Fries.)
803. Wo Liebe im Herzen ist, da kommt sie auch auf die Zunge.
804. Wo Liebe ist, da ist auch Gehorsam.
Frz.: Qui m'aime me suive. (Leroux, II, 30.)
Span.: Quien bien quiere, bien obedece. (Bohn II, 246.)
805. Wo Liebe ist, da ist auch Vertrauen.
Böhm.: Kde láska nelico mĕrná, tu nadĕje vĕrá. (Čelakovsky, 240.)
It.: Chi ama, crede. – Chi ama, teme. (Bohn II, 78.)
806. Wo Liebe ist, da ist strenge Zucht.
Die Russen sagen russisch: Wer wahrhaft liebt, der peitscht auch wahrhaft.
Frz.: Qui bien aime bien chastie. (Leroux, II, 292; Cahier, 59.)
807. Wo Liebe ist, da ist kein Streit.
808. Wo Liebe ist, da kommt sie hervor.
Böhm.: Lásce netřeba ukazovati prstem. (Čelakovsky, 239.)
809. Wo Liebe ist, da mangelt nichts.
Engl.: In love is no lack. (Bohn II, 113.)
810. Wo Liebe pflanzt, wachsen keine Disteln.
Die Erfahrung zeigt es aber.
811. Wo Liebe redet, da kann die Zunge müssig gehen. – Winckler, XVI, 63.
Lat.: Non frustra lingua in udo est, quia facile labitur. (Chaos, 919.)
[163] 812. Wo Liebe regiert, da darf's nicht vieler Gesetze.
Engl.: Love rules his kingdom without a sword. (Bohn II, 13.)
It.: Amor regge il suo regno senza spada. – Amor regge senza legge. (Bohn II, 71.)
813. Wo Liebe und Feuer über den Herd gehen, da machen sie viel Rauch (oder: da sind sie schwer zu löschen).
Dän.: Kierlighed er ild, jo større, jo meere røg. (Prov. dan., 338.)
814. Wo man die Liebe kauffen sol, da ist die freundschafft tewr. – Petri, II, 811.
815. Wo man in der lieb der vntrew spielt, do ist ach vnd wehe. – Lehmann, 466, 64.
816. Wo man Liebe findet, dahin geht man gern.
Frz.: On va volontiers où on aime. (Leroux, II, 276.)
817. Wo man Liebe gesäet, da wird Freude gemähet.
818. Wo man Liebe säet, da wächst Treue empor.
Die Russen: Wo Liebe wurzelt, da zieht Gott eine Rose daraus. (Altmann VI, 456.)
819. Wo man Liebe seet (pflanzt, heget), da wechst vnd wudelt frewd herauss. – Petri, II, 812; Eiselein, 426; Sailer, 84; Simrock, 6480; Reinsberg I, 66.
Die Russen: Liebe wird ausgesäet, Hoffnung wächst mit empor. (Altmann VI, 399.)
820. Wo mein Lieb, da mein Aug. – Petri, II, 813.
821. Wo sich die erste Liebe eingeschrieben, da frisst keine Zeit die Striche weg.
822. Wo viel Liebe, da sind wenig Worte.
Engl.: Whom we love best, to them we can say least. (Bohn II, 41.)
823. Wo vngeferbte lieb ist, da ist trew vnd glaub. – Lehmann, 466, 71.
824. Wo wahre Liebe ist, da bleibt ein Fünklein zu aller Frist.
825. Worauff eins sein lieb setzt, vors aller schönst es das schetzt. – Gruter, III, 117; Lehmann, II, 884, 339.
826. Zu heisse Liebe kühlt sich bald.
Die Russen: Wenn die Liebe zu schwül wird, regnet sie erst, dann kühlt sie sich. (Altmann VI, 432.)
827. Zu Lieb' und zu Leid wird alles geseit. – Körte, 3852.
In der Schweiz: Z' Lieb vnd z' Läd werd eim alls gesäd. (Sutermeister, 127.)
828. Zu viel Lieb' und zu viel Honig verderben den Magen.
Böhm.: Sladkého do syta se nenajíš, a milého nikdy nenavolíš. (Čelakovsky, 239.)
*829. A furcht sich bîser Liebe. – Robinson, 905.
Er fürchtet Vorwürfe, Strafe, Züchtigung.
*830. Alles aus Liebe, du (verfluchter) Hund. (Königsberg.)
*831. Aus Liebe, du Hund, rach' ik dî de Ogen ût1. (Pommern.)
1) Kratz' ich dir die Augen aus.
*832. Das macht der Liebe kein Kind, wenn sie nur sonst keine Hure ist. (Ostpreuss.) – Frischbier, 464; Frischbier2, 2418.
*833. Das macht der Lieben kä Kind. – Lohrengel, II, 165.
Von etwas, das man für erlaubt oder unschädlich hält, z.B. Küssen.
*834. Dat ess en Lieb, de brennt wie Messpôl (Mistjauche) en der Lamp. (Bedburg.)
*835. Dem zu Lieb' lang' ich nicht zum Fidle hinum. (Rottenburg.)
So wenig Werth lege ich darauf.
*836. Der Liebe Ade sagen (gute Nacht geben).
Frz.: Briser ses chaînes (fers). (Kritzinger, 94b.)
*837. Einen vor Liebe erdrücken.
Engl.: To kill with kindness. (Bohn II, 167.)
*838. Einen vor Liebe fressen. – Eiselein, 426.
In Pommern: De freten sick boll vör Lêw up. (Dähnert, 271b.) »Mir kimmt a für als liebe a sich su sihr doss a sich selbst ver Liebe frassen möchte.« (Keller, 154b.) Wie W. Wackernagel in Haupt's Zeitschrift (VI, 294 fg.) nachgewiesen hat, war unsere sprichwörtliche Redensart: »Jemand vor Liebe fressen«, schon im Mittelalter geläufig. Als Beleg folgende Stellen: Diewîl er hie vor ougen stat, so hât sî semlich pârât, sam si in well vor lieb verkiuwen. (Liedersaal, I, 395.) – Het er den prîs behalten so an vrävelen helden sô dîu lîp, für zucker [164] goezen in diu wip. (Parzival.) – Für zucker möhten in diu wîp durch sîne frîheit niezen turn. (v. Nantes.) Ganz ähnlich sagt Neidhard (33, 6 u. 34, 4): Disen sumer hât er sî gekouwen gar für brot, und wande er kou sî tegelich vür schoenez brot. Jenes für »Zucker essen« soll die leidenschaftliche Verliebtheit, das Essen für Brot den unausgesetzten Verkehr bezeichnen. Der Gebrauch jener Redensarten mag den höfischen Dichtern empfohlen worden sein durch die bei den Provenzalen, Franzosen und Deutschen mehrfach wiederkehrenden Sagen von Liebhabern, deren zerstückter Leib oder ausgeschnittenes Herz von ihren Damen gegessen worden. (Vgl. Diez, Leben und Werke der Troubadours, 77 fg.; Wolff, Ueber die Lais, 236.) In Konrad's Märe von der Minne (450) vergleicht die Dame das von ihr genossene Herz des Geliebten auch wirklich mit dem süssen Zucker: »Ob ich ie spîse goeze, diu zô zuckermoeze mich diuhte und also reine.« Alle diese Sagen sind indess undeutscher Herkunft; erst im Ablaufe des Mittelalters, mit Uebertragung auf den Brennenberger (vgl. Haupt, III, 39) ist ihr Stoff unter uns einheimischer geworden, zu spät, um für ein so alterthümliches Sprichwort den Anlass zu geben. In jenen Liebessagen verzehren die Weiber überdies Fleisch und Herz des Mannes unwissend, während dagegen das sprichwörtliche »Fressen vor Liebe« ein bewusst gewolltes ist. Das richtige Verständniss des Ausdrucks geht auf die ganz natürliche Empfindung zurück, die wirklich solche Gelüste trägt, zugleich aber auf ebendaher rührende Vorstellungen und Gebräuche des ältern Heidenthums. Da wird von Hexen berichtet, die nächtlich Menschen essen, von zaubernden Weibern also. Es wird dies auch in Deutschland als Liebeszauber genannt und verstanden worden sein, wofür W. Wackernagel a.a.O. Belege beibringt. In demselben ist die, welche das Herz raubt und gar verzehrt, keine gefürchtete arge Zauberin, sondern ein geliebtes Weib, und Anschauung und Ausdruck sind nur noch bildlich gemeint. Daran nun schliesst sich auf der einen Seite unser Sprichwort, auf der andern die ganze Reihe der Beispiele, in denen deutsche und welsche Minnesänger von der Entführung ihres Herzens und selbst des Herzens der Geliebten sprechen, ohne auf ein Essen desselben oder sonst einen Zauber auch nur hinzudeuten. Der Endpunkt dieses minniglichern Wegs ist die Vorstellung von einem Tausch der Herzen, und Frau Venus ist es, die den Tausch vollzieht. Neben dem »Fressen vor Liebe« muss es auch ein anderes gegeben haben, worauf verschiedene Redensarten hindeuten, in denen die Frau als ein wildes Thier bezeichnet wird. Will eine Frau ihrem Geliebten seine Blödigkeit vorrücken, so sagt sie ihm: Ich war ja kein wildes Thier, das du zu meiden brauchtest. Iwein (2269) heisst es: »Ir möhtent sitzen nâher baz, min vrouwe bîzet iuwer niht.« (Vgl. Jak. Grimm: Die Frau kein wildes Thier, in Haupt, Zeitschrift, II, 192, und Weinhold ebendaselbt, VI, 462.)
Engl.: I kill'd for good will, said Scot, when he killed his neighbour's mare. (Bohn II, 62.)
Lat.: Cor meum prae amore incensum nescit suum domicilium. (Chaos, 62.)
*839. Er brennt vor Liebe, wie eine alte Scheune von einem Schwefelfaden.
Holl.: Hij wordt door de liefde ontstoken gelijk en vernageld stuk kanon door eene smeulende lont. – Zijne liefde brandt, als de damp van eenen versch gek ... koestront in eene blikken lamp. (Harrebomée, II, 27 u. 28.)
*840. Er ist voll Liebe wie die Scheune voll Mäuse.
Holl.: De liefde wroet in zijn lijf, als eene muis in eene hollandische kaas. (Harrebomée, II, 27.)
*841. Er ist voll Liebe, wie ein Schafkopf voll Gedanken.
Dän.: Som er saa fuld af kierlighed som fanden af salighed. (Prov. dan., 339.)
*842. Es ist die Lieb' einer Stiefmutter.
Lat.: Amor novercae. (Bovill, I, 10.)
*843. Hai redt von der Liebe des Nächsten, wo de Bêne am dicksten sönd. – Frischbier, 465; Frischbier2, 2424.
*844. Ihre Liebe dauert so lange als die Tasche voll ist.
Frz.: Ge aimerai le beau Robin tant comme son argent lui durera. (Leroux, II, 51.)
*845. Ihre Liebe ist so heiss, man könnte Stroh darin aufheben. – Parömiakon, 1794.
Ironisch von Eheleuten, die sich gegenseitig abstossen.
Holl.: In lief en leed. – Om lief noch leed. (Harrebomée, II, 26.)
*847. Mit Lieb' dir dein Gast. – Bernstein.
Jüdisch-deutsche Begrüssungsformel an einen Wirth, der einen Gast bei sich beherbergt.
*848. Mit Lieb dir dein Klimik1. (Podolien.)
1) Verdorben vom polnischen tłomok = Ranzen, Reisesack. Spöttische Begrüssungsformel an einen, der einen lästigen Gast erhält.
[165] *849. Möng (meine) Liewe höllt so fest, bi (wie) der Bûm die Est.
Von der Schwalm in Kurhessen. Die Redensart wird in Liebesbriefen und Gesprächen gebraucht.
*850. Nit zu Lieb un nit zu leid. – Tendlau, 178.
Im jüdisch-deutschen Sinne von jemand, den man weder bei freudigen noch traurigen Anlässen zugezogen haben, mit dem man in gar keine Berührung treten will. Verwandt ist damit die Redensart: Der is nit zu Kiddetsch un nit zu Havdōle zu brauchen. (Tendlau, 377.) »Kiddesch« (Kiddasch = Heiligung) heisst der Segensspruch, mit welchem die Feiertage, »Havdōle« (habdalah = Unterscheidung) hingegen der, mit dem die Arbeitstage eingeleitet werden. Zu beiden wird Wein genommen, in Ermangelung dessen ein anderes geistiges Getränk. Die Redensart heisst also: Der ist zu nichts zu gebrauchen, nicht zum Beginn der Feiertage, nicht zum Beginn der Werktage, er ist zu nichts tauglich, er ist, wie wir sagen, Gott und der Welt nichts nütze.
*851. Nümms to Lêv edder to Lêd. – Dähnert, 271b.
Ganz unparteiisch.
*852. Seine Liebe steckt im Bauch.
Interesse, Egoismus.
*853. Sich böser Liebe fürchten. – Holtei, Eselsfresser, I, 65.
Wegen der unangenehmen Folgen irgendeines Vergehens in Furcht sein.
*854. Wat dêt de Lêwe nig? – Dähnert, 271b.
Oder: Wat dêt me nig ut Lêwe. (Dähnert, 296a.) Was thut man nicht, wenn man jemand lieb hat.
855. Alte Liebe rostet nicht, ein Beweis, dass sie nicht aus Eisen ist. – Fliegende Blätter, 1857, S. 39a.
[1557] 856. Bei Liebe, Brot und Wein kann man sich seines Lebens freun.
857. Böhmische Lieb und Treu zerstübt in der Luft wie Spreu; deutsches Gelübd ist das best, es hält stets eisern und fest. – Spindler, Bastard, III, 15.
858. D' Liab is a narrisch Ding, den måchts schwer und den måchts g'ring, den machts kålt und den machts warm, den machts reich und den machts arm. (Wien.)
859. Dat sett nüe Lêw, söä Brand, un schlog sîn Fru met 'n Bessenstêl. – Schlingmann, 115.
860. Der leib hat vnd lieb verkeust, vnd lieb vmb liebes willen verleust; ich rhade im, das ir also widder kiese, das er lieb vm liebe willen nit verliese. – Weinsberg, 74.
861. Der Liebe und des Glaubens Stärke zeigen sich im Werke.
It.: L' amore e la fede, dall' opera si vede. (Giani, 85.)
862. Die aus Liebe geben, bringen Sonnenschein ins Leben.
Lat.: Ut sol, modesta liberalitas nitet. (Sailer, Sprüche, 38.)
863. Die Lieb im Hertz ist der Augen Schmertz, des Beutels Fegefewer, darzu der Seel sehr vngehewer. – Keil, 43.
864. Die lieb mög ich nicht haben, die ich muss kauffen mit grossen gaben; aber bey der hab' ich grosse gunst, die sich last hertzen vmbsonst. – Keil, 25.
865. Die Lieb, Zänck vnd Rechtshändel machen einen verständig. – Zeiller, I, 397.
866. Die Liebe bindet schnell, und lässt nur selten wieder frei.
Lat.: Haustus facile amor cum labore educitur. (Sailer, Sprüche, 47.)
867. Die Liebe für Eine, die Freundschaft für Viele und für Alle der Wein. – Devisenbuch, 226.
868. Die Liebe hat seltsame Augen. – Gutzkow, Ritter, 320.
869. Die Liebe ist die treueste Freundin (nächste Nachbarin) des Auges.
870. Die Liebe ist eine angenehme Wunde, ein süsses Gift, eine wohlschmeckende Bitterkeit, eine fröhliche Maske und ein sanfter Tod. – Harssdörffer, 638.
871. Die Liebe ist ein Seidenfaden, an dem das Schwert der Furcht hangt. – Harssdörffer, 2718.
872. Die Liebe ist eitel blauer Dunst.
Daher lassen die Griechen die Aphrodite dem Meerschaum entsteigen.
873. Die Liebe kommt mit Lust ins Haus und geht mit einem lami aus. – Gerlach, 256.
874. Die Liebe lehrt die Musik. – Fliegende Blätter, V, 5.
875. Die Liebe und die Masern bekommt man nur einmal, aber je später, desto schlimmer.
»Doch ihrer Liebe thoat's nischt schoade, denn echte Liebe die hält Stich.« (Bertermann, Gedichte, 222.)
877. Grosse Lieb' und grosse Kälten kommen oft geschwind und dauern selten.
»Ich für meinen Theil hab' einmal eine Wetterregel gehört, die geheissen: Was kommt oft geschwind und dauert selten? die grosse Lieb' und die grossen Kälten.« (Gartenlaube, 1875, S. 447.)
878. Hat die Liebe bankrott gemacht, so kommen die Liebhabereien.
879. Heisse Liebe nie erglüht als für die Nachbarin, die man täglich sieht.
It.: Non è più bell' amor che la vicina, la si vede da sera e da mattina. (Giani, 81.)
880. Het ich des von tiersten (fürsten?) lib, vnd des Kaisers schenes wib, vnd der von venedig gut, vnd der von Vlm ybermuot, vnd des von mailand gelick, vnd des von zirch dick, vnd der von Kostenz schwanck, vnd der von [1558] Basel wechselbanck, vnd den Zol an dem rein, vnd het derzu witz vnd kunst, wer mecht mir gelich sîn.
Aus einer stuttgarter Handschrift des 15. Jahrhunderts. (Vgl. Massmann, Turnanstalt zu München, 1838, S. 68.)
881. Ist die Liebe wo zu Schmause, Bacchus aber nicht dabey, bleibt die Ceres auch zu Hause.
882. Jetzt kommt die Liebe, sagte der Mönch zur Nonne, als er sie drei Tage beschlafen hatte. – Junker und Pfaffen, II, 257.
883. Keine Liebe ohne Kummer, keine Sorge ohne Schlummer. – Devisenbuch, 202.
884. Lieb', Treu und Leid, drei Kindelein, müssen immer beisammen sein. – Döring, Die Geiselfahrt (Frankfurt 1833), I, 163.
885. Liebe besteht aus vier Dingen: aus Seufzen, Schluchzen, Sterbenwollen und vielen Lügen.
Anschauung der Hagestolzen.
886. Liebe des Vaterlandes gehet vor alle liebe. – Monatsblätter, V, 95, 5.
887. Liebe, die an Fastnacht geboren, geht noch vor der Marterwoch verloren.
It.: L' amore di carnevale muore in quaresima. (Giani, 84.)
888. Liebe fällt eben so bald auf einen Strohsack als auf ein Federbett oder Seidenkissen. – Schaltjahr, III, 647.
889. Liebe geht vor, Vergeltung folgt nach. – Devisenbuch, 58.
890. Liebe herrscht ohne Gesetz.
It.: Amor regge senza legge. (Giani, 77.)
891. Liebe ist kein Verbrechen.
Ist denn Liebe ein Verbrechen? ist ein bekanntes geflügeltes Wort. Die Czechen übersetzen es mit vielem Humor: Je ta láska kriminálska? Ist die Liebe criminalistisch? In Prag kann man von Scherzenden beides sehr oft hören.
892. Liebe kennt kein Mass.
It.: Amore non conosce misura. (Giani, 87.)
893. Liebe macht das Schwere leicht, Unlust das Leichte schwer.
Lat.: Invito et id, quod est facile, difficile fit. (Sailer, Sprüche, 171.)
894. Liebe macht Lappen, diess tuch trägt mancher zur Kappen.
Aus einer Handschrift der königlichen Bibliothek zu Königsberg aus dem 17. Jahrhundert.
895. Liebe, Noth und Tod kennen keinen Standesunterschied. – Ralisch, Schlagschatten, 228.
896. Liebe ohne Ehe bringt Reue und Wehe. – Devisenbuch, 235.
897. Liebe ohne Verstand ist Narrheit und Tand. – Devisenbuch, 232.
898. Liebe schlägt und heilt Wunden.
It.: Amor punge e unge. (Giani, 76.)
899. Liebe, Trotz und Eifersucht Frauen zu beherrschen sucht.
It.: Amor, dispetto, rabbia e gelosia sul cuor delle donne hanno signoria. (Giani, 589.)
900. Liebe und Furcht sind die zwei Grundfesten der Herrschaft. – Heinmar, I, 6.
901. Liebe und Gunst macht grosse Brunst. – Monatsblätter, VI, 184.
902. Liebe und Hass sind die nächsten Verwandten. – Wirth, I, 322.
903. Liebe und keine Freud' dabei schmeckt wie ein kalter Wasserbrei.
904. Liebe vnd Neid sind Brüder.
»Beyde haben aus dem ansehen ihren Ursprung.« (Zinkgref, IV, 110.)
905. Liebe wächst aus Freundlichkeit und Wohlthat, Gehorsam aus guter Justiz. – Wirth, I, 319.
906. Liebe weckt Liebe.
Lat.: Magnus amoris amor. (Sailer, Sprüche, 119, 84.)
907. Liebe würzt jede Speise.
It.: Di tutto, condimento è amore. (Giani, 93.)
908. Neue Liebe macht der alten vergessen.
Span.: Amores nuevos olvidan viejos. (Bohn I, 199.)
[1559] 909. Ohne Liebe ist das Leben trübe. – Devisenbuch, 305.
910. Treue Lieb' bei Weib und Kind, treuen Freund und treu Gesind, heil dem Manne, der das findt. – Frieske, 12.
911. Treue Liebe kann nicht wanken, liegt zu Anker jederzeit, denn ihr Sinnen und Gedanken gründet auf Beständigkeit. – Gerlach, 190.
912. Ver Lieb kennt' ich dai Fläsch assen. (Oberharz.)
913. Viel Liebe, viel Verdruss. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
914. Wahre Liebe ist sicher vor Gefahr, auch im ärgsten Wetter fürchtet sie kein Haar. – Gerlach, 1106.
915. Wahre Liebe, treue Pflicht mindert sich durch Absein nicht. – Gerlach.
916. Was Liebe zusammengefügt, wird oft vom Stock geschieden.
Holl.: Wat Venus voegt, dat scheydt de klippel. (Cats, 148.)
917. Wen Liebe treibt, der braucht keine Sporen.
It.: Chi ha l' amore nel petto, ha lo sprone nei fianchi. (Giani, 90.)
918. Wenn Lieb bei Lieb ist, so weiss Lieb nicht, was Lieb ist; wenn aber Lieb von Lieb kommen ist, so weiss erst Lieb, was Lieb gewesen ist. – Hertz, 60.
919. Wer die Liebe recht will kennen, darf nicht vor Liebe brennen. – Devisenbuch, 35.
920. Wer glücklich in der Liebe ist, thut gut, wenn er nicht Karten mischt.
It.: Chi ha fortuna in amor, non giuochi a carte. (Giani, 787.)
921. Wer nur an Liebe gedacht bei der grossen Frage, hat gute Nächte und böse Tage.
922. Wider die Liebe ist nichts besser als Hunger und Kälte. – Wirth, I, 323.
923. Wo die Liebe sich freut, ärgert sich der Neid.
Lat.: Optima cibus invidiae. (Sailer, Sprüche, 136, 130.)
924. Wohin die Liebe treibt, da ist der Weg nicht weit. – Neidhart, Helvetia, 31.
925. Wo Liebe, da ist Reichthum. – Bertram, 70.
926. Wo Liebe herrscht, da blüht das Land, wo Furcht, liegt eitel roher Sand.
Lat.: Amore crescunt imperia, ruunt metu. (Sailer, Sprüche, 143.)
*927. Aus Liebe, du Hund. (Köthen.)
*928. Aus Liebe zum Ochsen kein Rindfleisch essen.
Lat.: Animal non perimere nec edere, ne migrans hominis anima exhospitetur. (Bovill, III, 36.)
Brockhaus-1809: Die Gerichtshöfe der Liebe
Brockhaus-1837: Liebe · Haus der Liebe
Brockhaus-1911: Liebe [2] · Liebe · Unsere Liebe Frau · Platonische Liebe · Flandrische Liebe · Brennende Liebe · Lesbische Liebe · Griechische Liebe
DamenConvLex-1834: Liebe · Platonische Liebe · Brennende Liebe · Gerichtshöfe der Liebe
Eisler-1904: Liebe · Platonische Liebe · Liebe
Herder-1854: Platonische Liebe
Kirchner-Michaelis-1907: platonische Liebe · Liebe
Meyers-1905: Liebe [2] · Liebe [1] · Lesbische Liebe · Liebe [3] · Unsere Liebe Frau · Platonische Liebe · Mantel der Liebe · Haus der Liebe · Damen von der christlichen Liebe und den armen Kranken · Damen Unsrer Lieben Frau von der christlichen Liebe · Brennende Liebe · Flandrische Liebe · Griechische Liebe · Gleichgeschlechtliche Liebe · Freie Liebe
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