Gerecht

1. Allzu gerecht thut unrecht.Sailer, 114.

»Seid nicht allzu gerecht«, mahnt Klopstock, »sie verstehen es nicht, wie schön euer Fehler sei.« In Aegypten sagt man von jemand, der äusserst gerecht ist: Er ist gerechter als eine Wage. (Burckhardt, 452.)

Frz.: Qui n'est que juste, est cruel. (Cahier, 917.)


2. Das zweyen gerecht ist, ist einem zu eng, dreyen zu weit.Henisch, 1508, 33.


3. Erst gerecht, dann wohlthätig.Eiselein, 226; Simrock, 3434.


4. Gerecht vnd fromb sein ist die grösste Rach', die man Neideren vnd Feinden kann anthun.Henisch, 1508, 68; Petri, II, 334.


5. Was gerecht herkommt, lässt man gerecht von hinnen, was ungerecht herkommt, soll man gerecht machen.Graf, 468, 44.

Vom Richter soll jeder empfangen, was ihm gebührt; es soll nicht der Gerechte seine Sache verlieren und der Ungerechte gewinnen.

Mhd.: Was herkömpt gerecht, das sol man hinnen laissen gerecht, was herkumpt vngerecht, das sol man machen gerecht. (Grimm, Weisth., I, 133.)


6. Wer gerecht ist, erwirbt die Liebe der Guten, wer barmherzig, die Gunst der Bösen.

It.: Con la giustizia s'acquista la grazia de buoni, e con la clemenza l'amor de cattivi. (Pazzaglia, 2.)


[Zusätze und Ergänzungen]

7. G'recht ist der Mann, welcher sein Recht gibt jedem an.


8. Gerecht und gut zu werden, sind wir hier auf Erden.

Lat.: Conditi ad seria. (Sailer, Sprüche, 156, 28.)


9. Gerecht und weise sein prägt Gottes Bild in uns stets tiefer (schöner) ein.

Lat.: Et justus et sapiens vir est similis deo. (Sailer, Sprüche, 4.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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