Hilpertsgriff

[644] *1. Es sind Hilpertsgriffe.

Schmeller (II, 183) erklärt diese früher in Franken heimische, in Koburg noch übliche Redensart mit »schlechte Ränke«, »Advocatenstreiche«. Frisch leitet sie vom niedersächsischen Hülperede, d.i. Ausflucht, leere Entschuldigung ab, womit Adelung übereinstimmt, jedoch die Vermuthung hinzufügt, dass das Wort auch das Andenken eines ränkevollen Mannes erhalten könne, der Hilper geheissen und wofür von einigen der Papst Hildebrand gehalten werde. Die letztere Erklärung findet sich schon in der Geschichte des Bisthums Würzburg von Lorenz Fries (gestorben 1550), die einen besondern Abschnitt: »Von dem Sprichwordt: es sein Hiltprantsgriff«, enthält. Man verhüllte die Tücke des Papstes (Hilteprant) mit dem Wörtchen »Griff«; und Hiltprant's Griff heisst seit dieser Zeit sprichwörtlich jede unehrliche Handlung, welche unter dem Gleissnerschein von Rechtmässigkeit ausgeübt wird. (Frommann, II, 20.) – »Das sind heut zu Tage die rechten Hilpersgriff in der Welt beym Adel, damit sauget einer den andern aus.« (Coler, 318b.) »Hilpertsgrieffe kennen.« (Ayrer, V, 2977, 24.)


*2. Mit Hilpertsgriffen vmbgehen.Fischer, Psalter, 700a.


*3. Mit Hilpertsgriffen und faulen Fischen vmbgehen.Mathesius, Postilla, CCXCIIIa.

Auch in Mathesius, Historia, Jesu, I, CIb: »faule fisch vnd arge renck vnd hilpertsgriff.«


*4. Sich mit Hilpersgriffen vnd besondern Practicken behelffen.Fischer, Psalter, 705c.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 644.
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