Kannegiesser

1. Kannegiesser, die von Reichsstädten reden und ihren Rücken mit fremden Sachen beladen.Eiselein, 361.


*2. Er ist ein Kannegiesser.Wurzbach II, 220; Braun, I, 1744.

Eine Person, die in Gasthäusern ohne Kenntnisse über öffentliche Angelegenheiten redet, oder, wie man es auch nennt, politisirt. Kannengiessen war einst die wichtigste Arbeit im Handwerk der Zinngiesser und diese wurden daher nach derselben Kannengiesser genannt. Beim Meisterstück stand in Nürnberg obenan eine zwei Mass haltende Schenkkanne, zum Ehrenwein zu gebrauchen. Zu sprichwörtlichem Gebrauch gelangte das Wort durch einen Zufall von der Bühne herab. Es war im Jahre 1722, als in Kopenhagen Holberg's Lustspiel: Der politische Kannegiesser aufgeführt ward. Sein Ruhm verbreitete sich bald über Deutschland und die sprichwörtliche Redensart: Kannegiessern und andere zeigen noch, welchen Eindruck das Stück damals gemacht hat. Fortan hiess ein Bierbankpolitiker, ein beschränkter, leidenschaftlicher Zeitungsleser ein politischer Kannengiesser. Man übertrug es später auch auf leeres oder gemüthliches Geschwätz in andern Dingen und sprach von ästhetischen, theologischen u.s. w Kannengiessern. (Grimm, V, 167.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1130.
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