Lunge

1. Der muss eine gute Lunge haben, der die Sonne ausblasen will.

Die Russen sagen, dass dazu auch die Lunge des Zaren nicht ausreiche. (Altmann V.)


*2. Die Lunge ist zum Blasen ebenso nothwendig wie ein Horn.


3. Einer hat es auf der Lüng, der andere auf der Züng. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Mancher sucht einen innern Schmerz u.s.w. zu verbergen, während ein anderer in laute Klagen ausbricht.


4. Ohne Lunge keine Zunge.


5. Von der Long ob d' Zong, dat söng de bäst Löck, äwel s' wäden am mösten verfolgt. (Eifel.)

Von der Lunge auf die Zunge, das sind die besten Leute, aber sie werden am meisten verfolgt.


6. Wann't is öwwer de Lunge, dann mott et auk öwwer de Tunge. (Waldeck.) – Curtze, 347, 413.


7. Wie off der Long, su off der Zong. (Trier.) – Laven, 197, 140.


*8. Auss der Lungen vnd nicht auss dem Hertzen reden.Agricola II, 87; Egenolff, 118b; Sailer, 297; Körte, 3984c.


*9. Da könnte man sich die Lungen herausschreien.


*10. Das geht ihm durch Lunge vnd Leber.Herberger, I, 196 u. 468.


*11. Die Lunge fegen (schonen).Körte, 3984a; Braun, I, 2435.


*12. Eher hätte sich die Lunge davongemacht.

Von Langsamen und Zögernden. Weil die Lunge, obgleich in steter Bewegung, doch nicht von der Stelle geht.


*13. Ei so spei Lung' und Leber.Eiselein, 439.


*14. Einen durch die Lungen stechen.

Lebensgefährlich verwunden. »Der Deutsche Bund wird (durch diese Politik) durch die Lungen gestochen sein.« (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 51.)


*15. Er hat eine gute Lunge.

Holl.: Hij heeft eene goede long. (Harrebomée, II, 35.)


*16. Es kehret sich Lunge vnd Leber um.Fischer, Psalter, 551, 2.


*17. Etwas von der Lungen räumen (schwemmen).Egenolff, 299a; Schottel, 1121b; Eiselein, 439; Körte, 3984b; Braun, I, 2434.

Eine irrige, thörichte u.s.w. Meinung aus der Seele entfernen, sich von alten Vorurtheilen befreien. Bei Persius heisst es: die Lunge fegen. Mehr oder weniger sinnverwandt mit der obigen Redensart sind die folgenden, die sich bei Egenolff a.a.O. finden. Den narrn born, den spiegel zeygen heyset eim das wapen visieren, zuhauss sagen, dass ers nicht lacht, vnd in summa eim den Text lesen, seinen kolben zeygen vnd sagen wer er ist. Wir sagen auch: Ich wil dir den eyss (s. Ais) auffthun vnd den vnflat herauss lassen.

Lat.: De pulmone revellere. (Eiselein, 439.)


*18. Ich habe meine Lunge nicht gestohlen.


*19. Sich in seine Lunge vnd Leber schemen. Mathesy, 200b.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 285.
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