1. De Lever de ward brâden bi Flackerfür un Strô, jung Mäten, nim kên ollen Mann, süst warst du nümmer frô. – Deecke, 4.
2. Heisse Leber macht kalten Beutel. – Eiselein, 416.
3. Leber öss vorn Weber, Plûz öss vorn Schutsch (Hund). (Elbing.)
*4. Der muss die Leber gessen han. – Brandt, Nsch., 79; Eiselein, 416.
Er soll der schuldige Theil sein. »Wenn Reuter, Schreiber, greiffen an ein feisten, schlechten, bauwrischen Mann, der muss die Leber gessen han.« (Kloster, I, 658.)
Holl.: Hij heeft de lever gegeten. (Harrebomée, II, 20.)
Lat.: De fera comedisti.
*5. Eine gebratene Leber im Hundestall suchen.
*6. Er hat eine durstige Leber. – Frommann, III, 352.
Scherzhafte Entschuldigung jemandes, der gern und oft trinkt, als sei die Leber der Sitz des Durstes.
*7. Er hat eine weissse Leber.
So sagt man in Oberösterreich von einem Manne, dem vier Frauen sterben, die fünfte überlebt ihn. In Holland soll die Redensart auf einen Wollüstling angewandt werden: Hij leeft eene witte lever. (Harrebomée, II, 21.)
*8. Er hat etwas auf der Leber.
Ist sich eines Fehlers, einer Schuld, eines Unrechts bewusst.
*9. Er muss wol eine gewisse Leber haben. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
Von Leuten, die ein zähes Leben haben.
*10. Et äs em net äm de Liewer. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 173, 134.
Er ist übel gelaunt.
*11. Frisch von der Leber weg reden. – Körte, 3731; Braun, I, 2198.
Frei und ohne Scheu heraus. Verwandt: Kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Herz auf der Zunge tragen. Das Kind beim rechten Namen nennen. Die Wahrheit rundheraus sagen. Reinen Wein einschenken.
Engl.: To call a spade a spade.
Frs.: C'est un homne qui n'a ni si, ni mais. – C'est un Jean bouche d'or. – C'est un homme tout rond. – D'autrui cuir large courroie. – Déclarer haut et clair. – Il a le coeur sur les lèvres. – Il appelle un chat un chat. – Il ne fait point la petite bouche. – Il ne va pas par trente-six chemins. (Masson, 370.)
Lat.: Dicere id, quod res est. – Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. – Veladare indignationi. (Masson, 370.)
Holl.: Hij spreekt vrij weg van de lever. (Harrebomée, II, 21.)
*12. Ha hiät 'ne dröge Liäwer. (Iserlohn.) – Woeste, 83. 50.
Er hat ein trocken Leben. Leidet an grossem Durst, trinket gern.
Holl.: Hij heeft eene drooge lever. (Harrebomée, II, 20.)
*13. He sprekt fresch van de Lewer wie Hendrek Wewer. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 356.
*14. Ich hab' em de Leber geschleimt. – Tendlau, 404; Kehrein, 258.
Die Leviten gelesen, einen derben Verweis gegeben.
*15. 'S isch öppis über d' Läbere g'kroche. (Solothurn.) – Schild, 86, 332.
Er hat üble Laune.
*16. Seine Leber ist nicht rein.
Holl.: Hij heeft wat op zijne lever. – Hij is niet zuiver op de lever. (Harebomée, II, 21.)
*17. Wos is'n denn iba's Lebadl glafen. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 168.
*18. Der hat keinen Quadratzoll gesunde Leber im Leibe.
Eine in Bombay, wo die Leberkrankheiten sehr zu Hause sind, sehr gebräuchliche und namentlich von den dortigen Engländern gebrauchte Redensart. (Hildebrandt's Reise um die Erde, I.)
*19. Die Leber feuchten. – Ayrer, IV, 2462, 2.
*20. Es hat in seiner Leber gezündet.
»Cupido hat mit einem inficirten Amourbolzen meine inflammirte Leber gespalten und mit Affectionsfeuer erfüllet.« (Köhler, 241.) – »Der Aetna, so Cupido in meiner Leber inflammiret.« (Köhler, XXXIV.)
Buchempfehlung
Die frivole Erzählung schildert die skandalösen Bekenntnisse der Damen am Hofe des gelangweilten Sultans Mangogul, der sie mit seinem Zauberring zur unfreiwilligen Preisgabe ihrer Liebesabenteuer nötigt.
180 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro