1. Alles werde langsam begangen, ausgenommen das Flöhefangen. – Gaal, 1069.
Engl.: Nothing must be done hastily, but killing of fleas. (Gaal, 1069.)
It.: Niuna cosa in fretta se non pigliar pulici. (Gaal, 1069.)
2. Besser langsam (spät) als nimmer. – Lehmann, 452, 31.
3. Das Langsam hat guten Nachdruck. – Gruter, I, 11; Petri, II, 67; Schottel, 1142a.
Dän.: Langsomhed har eftertryk. (Prov. dan., 377.)
4. De langsam geit, geit sicker. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097.
5. De langsam geit, kummt am Enne uck wît. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 36.
Riehl in seiner Schrift: Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861), in dem Abschnitt Humor der Faulheit, sagt: »Der gemeine Mann ist fleissig aber nicht jäh; er liebt ein gewisses Behagen, langsamen Schritt in der Arbeit, einen Bauernschritt, der sich aus der Ferne manchmal wie ein etwas fauler Schritt ausnimmt. Das Lob dieses Masshaltens im Fleisse ist nach rechter Bauernart in gar vielen Sprüchen gesungen, denen man wenige zum Preise der raschen, feurigen Arbeit wird gegenüberstellen können. Denn rasch arbeiten ist städtisches und modernes Tempo; und die modernen Stadtbürger lassen die alten Sprichwörter absterben, geschweige dass sie neue machen. Die Bauern aber sagen: Nur langsam voran. Eile mit Weile. Schnell Spiel übersieht viel. Was bald wird, das bald verdirbt. Spätes Obst dauert am längsten. Die früh eilen, haben spät Feierabend. Eilte der Hund nicht, so gebärte er nicht blinde Junge. – Die mässige, gelassene Arbeit mag sich den heiligen Martin zum Schutzpatron nehmen. Als dem ein Fuhrmann begegnete und ihn fragte, ob er selbigen Abend noch [1787] bis Paris fahren könne, antwortete Sanct-Martinus: ›Ja, wenn du langsam fährst; eilest du aber, so kommst du nicht mehr hin.‹ Der Fuhrmann glaubte, der heilige Mann habe ein Glas über den Durst getrunken und liess die Pferde doppelt ausgreifen. Da zerbrach ein Rad und ehe es noch geflickt, kam die Thorsperre, und er musste draussen bleiben.«
6. De langsam geit, kummt ôk. – Hauskalender, I.
7. Der etwas langsam oder vnrichtig will haben, der sehe dahin, dass es vielen befohlen werde. – Lehmann, 807, 13.
8. Die langsam gehen (fahren), kommen auch zu Markte.
9. Immer langsam, sagte der Pfaff, und stiess sich mit der N. an die Kanzel. (Frankfurt a.O.)
10. Langsam aber wol (sicher). – Gruter, III, 61; Lehmann, II, 376, 6; Simrock, 6188.
Holl.: Langzaam gaat zeker. (Harrebomée, II, 8.)
11. Langsam hat bald feirabent. – Franck, II, 130a; Egenolff, 142b; Eyering, III, 162; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Schottel, 1120a; Körte, 3695; Lohrengel, I, 465; Braun, I, 2161.
12. Langsam kommt auch ans Ziel.
Böhm.: Pomalu dále ujdeš. (Čelakovsky, 259.)
Kroat.: Koi polekše ide, dalje zajde. (Čelakovsky, 259.)
Lat.: Aquilam testudo vincit. (Binder II, 215; Seybold, 33; Lang, 174.)
Poln.: Kto najpomaléj, ten zajdzie daléj. (Čelakovsky, 259.) – Powoli (pomału) jidąc daléj zajdziesz.
Schwed.: Dhen sachta faar, kommer och til Herberget. (Grubb, 114.)
13. Langsam kommt auch, sagte die Schildkröte. – Schlechta, 333.
14. Langsam kommt auch zu Hause, ist's nicht heute, so ist's morgen.
15. Langsam nährt sich ôg garne. (Schles.) – Frommann, III, 245, 140; Gomolcke, 713; hochdeutsch bei Herberger, I, 436; Simrock, 6189; Reinsberg III, 13.
Der Langsame kommt endlich seinem Zwecke auch näher. Bei Keller (130b) sagt der Fleiss zum Verstande: »Ich setze mich an deine grüne Seite, ich bin's, die dem Verstande Nachdruck gibt. Denn welchen ich begleite, der wird gesucht, geehrt, geliebt, so kann er mit der Zeit beliebte Rosen brechen. Er denkt nicht: Langsam nehrt sich gern, ihm mangelt weder Glück noch Stern. Und endlich wird man von ihm sprechen: er habe seine Schaf' ins Trockne bracht, weil nichts so leicht sein Thun zu Wasser macht.«
16. Langsam reich, thut wohl. – Lehmann, II, 370, 16.
17. Langsam rührt sich auch. – Frischbier2, 2296.
18. Langsam schadet sich selbst.
Böhm.: Kdo nespĕšnĕ chodí, sám sobĕ škodí. (Čelakovsky, 257.)
Poln.: Kto nie rychło chodzi, sam sobie szkodzi. (Čelakovsky, 257.)
19. Langsam und gewiss macht die Woch 'nen halben Thaler. (Danzig.) – Frischbier2, 2297.
20. Langsam vnd gut. (S. ⇒ Gehgemach.) – Franck, I, 50a; Lehmann, II, 370, 15; Körte, 3693; Venedey, 69; Reinsberg III, 12.
21. Langsam voran, nützt auch wol dem Mann.
Lat.: Fabianae artes. (Livius.) (Binder II, 1057.)
22. Langsam zum Rath, aber rasch zur That.
Dän.: Vær langsam til at raadslaae, men hastig til at fuldbyrde. (Prov. dan., 377.)
Engl.: Be slow of giving advice, ready to do a service. (Bohn II, 1.)
23. Langsam zum Seckel und hurtig zum Hut hilft manchem jungen Blut. – Lohrengel, I, 466.
24. Mit langsam gehen kompt man das fernest. – Henisch, 1435, 1.
Die Serben: Gehe langsam so wirst du weit kommen. Die Engländer: Reitet langsam, damit wir um so früher nach Hause kommen. (Reinsberg III, 12.) Auf Helgoland sagt man: Ein Wurm kriecht vor.
Frz.: Tout doucement va bien loin. (Kritzinger, 247a.)
Lat.: Placide bos subaudit, lente bos incedit. (Henisch, 1435, 2.)
25. Wai langsam gait un naiern (nirgend) stait, kümmet äuk wo. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 18.
26. Wär langsam geit, kämt âk. (Göttingen.) – Schambach, I, 211.
27. Was langsam ankompt, das kompt ja doch endlich auch einmal. – Petri, II, 601.
[1788] 28. Was langsam eingeht, geht langsam wider aus. – Sutor, 743.
29. Wer langsam fährt, kommt am sichersten.
Aehnlich arabisch Cahier, 2368.
30. Wer langsam geht, der sehe sich für, dass man jhm nicht verschliess die Thür. – Gruter, III, 108; Lehmann, II, 874, 201.
31. Wer langsam geht, geht sicher.
Die Czechen: Sicherer schrittweis als sprungweis.
Engl.: Fair and softly goes far. (Körte, 3694; Kritzinger, 247a.)
Frz.: Qui va lentement loin chemine. – Qui va doucement va sûrement.
It.: Chi va piano, va sano; e chi va sano, va lontano. (Bohn II, 86; Masson, 66.)
32. Wer langsam geht, kommt auch zu Markt.
33. Wer langsam geht, kommt auch zum Ziel. – Mayer, I, 175; Simrock, 6187; Braun, I, 2160.
Frz.: On va bien loin quand on va toujours. – Vient toujours qui vient tard. (Starschedel, 423.)
Lat.: Velocem tardus assequitur. (Binder II, 3477; Faselius, 267.)
34. Wer langsam geht, kommt auch zum Ziel, säd' de Wittfrû, trûck îerst Hemd un Strümp ût. (Hamburg.) – Hoefer, 1132.
35. Wer langsam geht und nimmer steht, kommt auch wo. (Sauerland.)
36. Wer langsam ins bad kompt, verbrent sich bald. – Lehmann, II, 874, 201.
37. Wer langsamb vnnd fürsichtig ist, der stöst nicht bald an mit dem Kopff. – Lehmann, 68, 2.
*38. Das geht langsam, wie mit der Fliege aus der Buttermilch. – Herberger, I, 2, 227.
*39. Dat kömmt langsam an, wie den Os de Melk. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 279; für Gladbach: Firmenich, III, 516, 53.
*40. Er geht langsam(er) wie (als) die Hofeochsen. (Schles.)
*41. Fen (fein) loangsam, dass der Herr nicht fällt. – Gomolcke, 387.
*42. Fen loangsam oas wie die Boaren, wenn sie ei a Thurm krichen. – Gomolcke, 387.
*43. Laangsam an kidjelk (oder: eewan en alleewan). (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 61.
Langsam und oft.
*44. Langsam und deutlich. (Ulm.)
*45. Langsam und sicher.
Engl.: Slow and sure. (Bohn II, 178.)
*46. Langsam und zweimal. – Sutermeister, 147.
*47. Langsam wie eine Schnecke.
Die Römer sagten: Er ist langsamer als ein Lastschiff bei stillem Meere, oder: schläfriger als ein Murmelthier. Corbita tardior in tranquillo mari. (Plautus.) (Binder II, 574; Wiegand, 248.) – Glire somnolentior. (Martial.) (Faselius, 51; Wiegand, 249.)
*48. Langsamer als Diphilus.
Cicero in einem seiner Briefe an seinen Bruder. Diphilos war ein zu Cicero's Zeit lebender griechischer Baumeister, der, wie einige sagen, wegen seiner Bedächtigkeit im Arbeiten (vgl. den Artikel Diphilos in Pierer's Universal-Lexikon), wie andere dagegen behaupten, wegen seiner Langsamkeit und Saumseligkeit in Beförderung der ihm übertragenen Bauten sprichwörtlich geworden war.
Lat.: Diphilo tardior. (Faselius, 65.)
*49. So laangsam üüs an Kualrip (Kohlraupe). (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.
*50. Töw (warte) man, wer langsam geit, kummt ôk mit. – Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057.
51. Langsam macht auch ein Stück. (Rheinpfalz.)
52. Langsam nährt1 sich auch und wird noch fett dabei.
1) Ob eine Zusammenziehung aus: nähert, wofür die Zeitbestimmung zu sprechen scheint?
53. Langsam und deutlich wie ein deutscher Handwerksmann. – Buch der Welt, 1858, S. 166b.
54. Ok langsam mehrt söck; all Jahr ênt, öss on fufzehn Jahr e hüpsch Hupke. – Frischbier, 2595.
Scherzweise von grossem Kindersegen.
55. Wer langsam fährt, kommt auch in die Stadt.
Ein alter Holzbauer in Schreiberhau, der mit seinem Ochsengespann Holz nach Hirschberg brachte, aber an den Wirthshäusern vorüberfuhr, gebrauchte das Sprichwort öfters, namentlich seinen Genossen gegenüber, die vor ihren Wagen Pferde hatten, aber bei jedem Wirthshause anhielten.
56. Wer langsam geht, ermüdet nicht leicht. – Pers. Rosenthal, 224.
57. Wer langsam geht, kann lange gehen.
*58. Er ist ein Bruder Langsam.
Die Römer sagten von langsamen Menschen: Hos procos loripedes. (Plautus.) (Klotz, Handwörterbuch, II, 917.)
*59. Es kommt langsam wie bei alten Weibern die Milch.
*60. Långsåm wia-r-a Zimmamå, theua' wia-r-a Åbadêga (Apotheker). (Niederösterreich.)
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