Die Nöderseiter haben sich einen Mond backen lassen. – Westermann, XXV, 616.
Gehört zu den Sprichwörtern, durch welche sich das Volk gegenseitig neckt. In Ulten (Tirol) geschieht [1038] dies besonders seitens der Sonnenseiter und Nöderseiter, d.h. den Bewohnern des nördlichen, der Sonne zugekehrten und des südlichen, der Sonne abgekehrten Thalflügels. Die erstern behaupten, die Nöderseiter hätten sich, weil sie bei ihren nächtlichen Ausflügen schmerzlich des Mondlichts entbehrt, beim Bäcker von Sanct-Pankraz einen grossen Mond vom feinsten Weizenmehl backen lassen und ihn an einer hohen Stange auf der Sonnenseite aufgehängt, damit er ihnen leuchten solle. Die Hirten auf dem Flatschberge, die leckere Kost bemerkend, schnitten sich jedoch ein Stück nach dem andern herunter; und die Nöderseiter, welche zuletzt sahen, dass ihr Mond immer kleiner wurde, trösteten sich mit der Hoffnung auf die Wiederkehr des Vollmonds, der indessen ausblieb und sie der Lachlust preisgab.