Stange

1. Es sind nicht an allen Stangen Bohnen.

Holl.: Alwaar stuken zijn, daar zijn juist geene boonem. (Harrebomée, II, 294a.)


2. Mit einer goldenen Stange springt man über das Meer.


3. Mit kurzer Stange macht man keine weiten Sprünge.


4. Wenn die Stange unten schwer ist, so muss man deren auch haben, die sie halten können.Facet.


*5. An die stangen kommen.Hätzlerin, I, 21, 19.

In Streit, in Kampf mit jemand gerathen. »Kom ich im an die Stangen.«


*6. Den möchte ich nicht mit einer langen Stange anrühren.

»Pentleton mag zum demokratischen Präsidentschaftscanditaten nominirt werden, aber die Kriegsdemokraten werden ihn noch nicht mit einer langen Stange anrühren.« (Wächter am Erie, Cleveland 1868, Nr. 42.)


[775] *7. Der hott meh Stange wie Bohne. (Nassau.) – Kehrein, VI, 17.

Sein Hochmuth geht über seine Mittel hinaus.


*8. Der stangen geren.Hätzlerin, I, 29, 104.

D.h. Begehren = sich für besiegt erklären. »Nun beger ich der stang.« (Hätzlerin, I, 3, 174.) »Hör of, ich ger der stangen.« (Hätzlerin, II, 76, 69.)


*9. Einem die Stange halten.Schottel, 1112a; Mayer, II, 80; Körte, 5692b; Fischer, Psalter, 63, 2; Idiot. Austr., 114; Braun, I, 4249; Lohrengel, II, 198.

In Würzburg: 'R helt'n die Stange. (Sartorius, 283.) Ihm beistehen, ihn schützen, vertheidigen. Bei Anfechtungen das Gleichgewicht, genügenden Widerstand. Diese Redensart ist noch aus der Zeit der Turniere geblieben, und von dem Amte der »Griesswarte« entlehnt, welche eine Stange zum Schutze über den Gefallenen halten, oder auch vermittels derselben die allzu erbitterten Kämpfer scheiden mussten. (Frommann, VI, 324, 368.)


*10. Er bleibt (nicht) bei der Stange.Eiselein, 576; Körte, 5692a.

Standhaft aushalten, das Ziel im Auge behalten.

Lat.: Incita equum juxta nyssam. (Hanzely, 58; Philippi, I, 192.)


*11. Er hält nicht bei der Stange.Braun, I, 2250.

Lat.: Bene currit sed extra viam. (Philippi, I, 57.)


*12. Er hat Stang' und Spiess fallen lassen.

Hat den Kampf aufgegeben, ist verzagt.

Lat.: Suctum abjecit. (Sutor, 913.)


*13. Er ist schon bei der Stange, ehe der Teufel in die Schuhe kommt.

Holl.: Hij is erbij, eer de droes zijne schoenen aanheeft. (Harrebomée, I, 154b.)


*14. Es ist einer mit einer Stange vorbeigegangen, der hat's drauf gehabt. (Nürtingen.)

Wenn man etwas nicht finden kann.


*15. Mit der stählernen Stange fechten.Simplic., I, 600.

Ein Schneider sein.


*16. Mit der Stange im Nebel herumstören. (Baiern.) – Klein, II, 28; Mayer, II, 78; Braun, I, 2995.

Vergebliche Arbeit thun. (S. Aal 21.) Auch in dem Sinne: Im Ungewissen herumirren, im Unklaren sein.

Lat.: Toto coelo errare. (Macrobius.) (Binder II, 3333; Hanzely, 1.)


*17. Mit einem an einer Stange Wasser tragen. Fischer, Psalter, 69, 2.


*18. Sich birkene Stangen pflantzen.

»Vnd sich vmb sein Leben bringen.« (Mathesy, 205b.)


*19. Stange und Spiess fahren lassen.

Etwas verloren geben.


[Zusätze und Ergänzungen]

20. Hohe Stange steht nicht lange.

Lat.: Summis negatum stare diu. (Herodot.)


*21. Stangen haben sie genug, aber keine Würste dran zu hängen. (Rheinpfalz.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Liebelei. Schauspiel in drei Akten

Liebelei. Schauspiel in drei Akten

Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.

50 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon