Nagelprobe

*1. Die Nagelprobe aushalten.Eiselein, 485; Wurzbach II, 262; Braun, I, 2898.

Frz.: Il ne faut point fâcher une ruche. (Lendroy, 1329.)


*2. Es ist nicht die Nagelprobe übriggeblieben. Eiselein, 485.

Dadurch bezeichnet man das völlige Austrinken eines Glases oder Bechers, wobei man zuletzt das Gefäss umkehrt und mit seinem Rande schief auf den Daumennagel der linken Hand setzt, um zu beweisen, dass kaum noch ein Tropfen darin geblieben ist. In der Hoftrinkordnung Kurfürst Christian's II. in Sachsen heisst es: »Erst soll man trinken die herrschaftliche Gesundheit; darnach soll man bringen dem freudigen Bergmann mit dem Spruche: Glückauf; dann folgt die Nagelprobe mit dem Spruche: So hatten es auch die Alten im Brauch.« Im Latein des Mittelalters hat man den Germanismus super nagulum dafür gebildet, ein Ausdruck, der sammt der Sitte auch zu den Briten und Franzosen übergewandert ist; denn bei jenen findet man die Redensart: to drink super nagulum, und bei diesen: boire rubis sur l'ongle, wie es denn auch in einem Liede heisst: »Ils faisoient en les renversant, un super nagle Allemand.«

Lat.: Ebibe vas totum si vis cognoscere potum. (Eiselein, 486.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 864.
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