Brauch

1. Alle gueden Bruike kuemed af, hadde de Däirne saght, doa hadde de Pastäur 'et Danssen verbuoaen. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 260, 36.


2. Alte Bräuche man wissen soll, doch thun wie Brauch ist jetzumal.Lehmann, II, 34, 31.


3. Alte Bräuche sind (werden) Gesetze.


4. Brauch und Zunft kennen keine Vernunft.


5. Der Brauch ist löblich, Misbrauch sträflich. Sutor, 264.

Lat.: Usus habet laudem, crimen abusus habet. (Seybold, 655; Philippi, II, 235.)


6. Der uralte Brauch reisst bei uns ein, wo Buben ausschlüpfen, wollen sie wieder ein.


7. Es ist Brauch, dass man den schwersten Pack auf den Esel legt.


8. Es ist ein böser Brauch, fremde Hühner in sein Nest legen lassen.


9. Es ist ein böser Brauch mit fremden Hühnern ins Nest legen.Seybold, 18.

Lat.: Alienos agros irrigas tuis scientibus. (Philippi, I, 19.)


10. Langer brauch soll nicht heissen recht, der allzeit gewest ist vnrecht.Henisch, 483.


11. Vergiss nicht alte Bräuche, sondern alte Misbräuche.Steiger, 405.


12. Wenn es wäre Brauch und Sitt', dass man um Ehbruch Nasen abschnitt, so müsst manch Frau und Mann im Land umher ohn' Nasen gahn.Kirchhofer, 200.


13. Wie der Brauch, so sind die Gesetze auch.


14. Wo's Brauch ist, legt me Kue ins Bett un singt'n Pumpernickl in de Kirche.Zaupser, 91; Frommann, IV, 169, 47; Simrock, 1255-56; Eiselein, 92; Mayer, I, 138; Reinsberg II, 71.

Der Pumpernickel war ein Volkslied. Vgl. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, I, 284: »Singen hör' ich zwar, aber nichts von David's Psalmen; den liederlichen Pumpernickel hört man und dazu läutet man mit allen s.v. Sauglocken.« Ein lettisches Sprichwort sagt: Wo's Brauch ist, hält der Mann die Spindel und die Frau die Habe am Pflug. (Reinsberg II, 71.)


15. Wo's Brauch ist, trägt man den Kuhschwanz als Halsband.Reinsberg II, 71.


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Alles hat seinen Brauch vnd missbrauch. Lehmann, 510, 25.


17. Der alte Brauch ist der best.Lehmann, 318, 64.


18. Der Brauch lehret alles.

»Ein jeder der mag zusehen was seines Landesgelegenheit ist, darnach achte er sich; denn der Brauch lehret alles.« (Coler, 254b.)


19. Der Brauch muss dem Gesetz weichen. (S. Recht 84.)Graf, 14, 196.


20. Die alte Bräuch vergehen, die newe bleiben stehen.Lehmann, 317, 44.

Lat.: Consuetudo nunquam in eodem stat diu. (Lehmann, 317, 44.)


21. Einen alten löblichen Brauch sol man nicht lassen abgehen.Petri, II, 178.


22. Es ist ein alter Brauch, dass man Narren und Sünder in Klöster sperrt.Klosterspiegel, 55, 2.


23. Es ist so mein Brauch, wer mich schätzt, den schätz' ich auch.


24. Man kan alte Bräuch nicht so balt ablegen, als ein paar alte Hosen.Lehmann, 317, 42.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon