Pfründe

1. Dass zwei Pfründen haben, recht sei, verstehen blos die nicht, welche nur eine haben.Simrock, 7916.


2. Die fettesten Pfründen erben gern auf den Sohn.

Wenn nicht auf den physischen, doch auf den geistigen oder gesinnungsverwandten. Die Russen: Die besten Klosterstellen vererben sich von Vater auf Sohn. Die Bulgaren: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann V, 80.)


3. Die Pfründe deckt die Sünde.

Die sogenannten frommen Werke sind der bequemste Mantel der schlechten. Die fettesten Hecknester der religiösen Heuchelei sind in den Ländern, welche am schlechtesten regiert sind. (Volkszeitung, 1860, 100.)


4. Eine gute Pfründ aufzukünden, ist schwerer als zu überkommen.Zinkgref, I, 191.


5. Es hat mancher zwei Pfründen, der nicht zu einer taugt.

»Mancher viel Pfründen besitzen thut, der nicht wer zu einem Pfründlein gut.« (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.)


6. Nimmer Pfründ, nimmermehr Köchin.Gruter, III, 73; Lehmann, II, 434, 70; Lange, 168; Simrock, 7915.

Suringar (LXXVI, 13) hat die Lesart: Nimmer Pfrund, nimmer Köchlein.


7. Viel Pfründen geben feisten Rauch ins Haus. Eiselein, 511.


8. Viel Pfründen, viel Sünden.

»Auss so uiel Pfründen entspringen viel vnnd mancherliy laster.« (Geiler, Nsch., 30, in Kloster, I, 388.)


9. Wer blos eine Pfründe hat, kann nicht begreifen, dass es recht sei, deren zwei zu haben.Eiselein, 511.


10. Wer die Pfründe hat, muss die Last haben.


11. Wer zu viel Pfründen haben will, erhält die letzte in der Hölle.

» ... Wer zu viel Pfründen haben wöll, der letsten wart er in der Hell, da wirt er finden ein Presentz, die mehr thut, denn die sechst Absentz.« (Brandt, Nsch., 30, in Kloster, I, 386.)


*12. Das ist ein pfründ, es solt einer darnach in die hell rennen.Franck, II, 97a; Eiselein, 511.

Lat.: Dignum propter quod vadimonium deseratur. (Eiselein, 511.)


*13. Einem eine Pfründe geben, wenn er nicht mehr essen mag.Eiselein, 511; Simrock, 7917.

Lat.: Exacta via viaticum quaerere. (Sutor, 892; Seybold, 160.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1337.
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