Trauwohl

1. Dem Trauwol hat man den Gaul weggetrieben. (Schwarzwald.) – Birlinger, 172.

Holl.: Trouw reed met het paard weg. (Harrebomée, II, 166a.)


2. Trauwohl stahl dem Bauer die Kuh aus dem Stalle und führte sie ins Kloster.Klosterspiegel, 18, 8.


3. Trauwohl stahl die Kuh aus dem Stalle.Simrock, 10436; Braun, I, 4567.

Hüte dich, ungeprüften und unbekannten Menschen unbedingt zu vertrauen! In den angeführten Schriften, sowie ursprünglich in Kaspar Henneberg's Preuss. Chronik, S. 254, und Eucharius Eyering's Proverb. copia, 661, findet man die Veranlassungen zu diesen Sprichwörtern erzählt. W. Wackernagel (in Germania, V, 201) gibt in dem Artikel Die deutschen Appellativnamen folgende Lesarten über das obige Sprichwort: »Trauwol reitts Pferd weg (Schmeller, I, 466). Trau zu viel reit das Pferd weg (Schuppius, I, 458). Da trau wohl reitet oft Pferd hinweg (Simplic., II, 689). Im Narrenschiff abstract efinitinisch: Wol truwen rytt vil pferd hinwägk. Anders gewendet und trûwen nicht im Sinne von trauen, sondern in dem von erwarten verstanden. Getrût sin niht reit den hengst hin.« (Helbling.)


4. Trawewol reyttet das pferd weg.Agricola I, 14; Franck, I, 84a, 101a u. 141b; II, 16a u. 96b; Gesner, I, 618; Tappius, 144a; Egenolff, 7b; Coler, 328b; Petri, II, 549; Eyering, I, 23; Lehmann, 322, 20; Chaos, 298; Gruter, I, 67; Latendorf II, 26; Schottel, 1113b; Fischer, Psalter, 533, 2; Mayer, II, 143; Eiselein, 601; Erklärung, 13; Gaal, 1556; Sailer, 73; Siebenkees, 22; Simrock, 10435; Körte2, 6029; Braun, I, 4568; Brandenb. Schulbl., XXVI, 652.

»Drumb traw, schaw, wem, Traw zu viel reitt das Pferd weg.« (Herberger, 162.) »Niemand anders als der Trau-wol pflegt das Ross hinweg zu reiten.« (Grimmelshausen, Vogelnest, II.)

Mhd.: Sô der schade geschiht, sô spricht man Ichu getrût sîn niht, daz si bedaehten ê den sin! Getrûtsîn niht reit den hengst hin. (Seifried, Helbling.) (Haupt, IV, 232.) – Wol truwen rytt vil pferd hin wägk. (Narrenschiff, 69, 24.)

It.: Innanzi, che si conosca un amico, bisogna mangar, un moggia di sale. (Megiserus, 44.)

Lat.: Credulitate equus amittur. (Gesner, I, 618.) – Fides nimia equum abegit. (Eiselein, 601; Binder II, 1147.) – Fiducia pecunia amittitur, diffidentia, servatur. (Seybold, 183.) – Fiso res periit, diffiso salva remansit. (Binder I, 557; II, 1147; Frob., 290; Gaal, 1556; Seybold, 184.) – Nemini fidas, nisi cum quo prius modium salis absumpseris. (Suringar, CXXXVI.) – Pecunia fidem amisit. (Suringar, LXXIX.)

Schwed.: Godtroo red min häst bort. (Grubb, 265.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1300.
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