1. All mit Sinnen melkt de Buer den Bullen. – Bueren, 34; Schambach, II, 6; Kern, 585; Hauskalender, III.
Der Bauer übereilt sich nicht, er thut alles mit Gemächlichkeit.
Holl.: Alles met zinnen. (Harrebomée, II, 503a.)
[571] 2. Alle unser sin und mot stet nu na gelt und gudt, und wen wi dat erwerven, so legge wi uns nedder und sterven. – Ebstorf, 22; hochdeutsch bei Gruter, III, 4; Lehmann, II, 33, 15; Zinkgref, IV, 364.
3. Böser Sinn hemmt (stört) den Beginn.
Holl.: Een' kwaden zin stuit in 't begin. (Harrebomée, II, 503a.)
4. Dâr is kên Sinn in, segt Huddelbeck. (Mecklenburg.) – Hoefer, 451.
5. Deutscher Sinn ist Ehrenpreis, deutsches Herz Vergissmeinnicht, deutsche Treue Augentrost. – Simrock, 1550.
6. Die fünf Sinne des Menschen sind die grössten Siebenschläfer. – Opel, 375.
7. Die fünff Sinn seindt der Seelen kundschaffter. – Henisch, 1290, 12.
8. Ein ehrlich Sinn, ein ehrlich Kleid. – Petri, II, 174.
9. Ein ieder hat sein sinn vnnd weise, damit wirts alles kaufft. – Franck, II, 122a.
10. Ein yeder hat sein sin. – Hauer, Kiij3.
Lat.: Velle suum cuique est, nec voto viuitur vno. (Hauer, 59.)
11. Einer hot nit im Sinn, der andere hot nit vün- vün1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Von wannen. – In Bezug auf Almosengeben kann der eine, will aber nicht; der andere will und kann nicht.
12. Einerlei Sinn macht Freunde.
Lat.: Idem velle et idem nolle ea demum firma amicitia est. (Catullus.) (Philippi, I, 185.)
13. Eins jeden Sinn ist der beste. – Petri, II, 223.
14. Es fehlet niemandt am sinn, sondern allein am gwin. – Franck, II, 63a.
15. Es ist ein leichter Sinn, der des Pöbels Beifall will.
Lat.: Levitatis est, inanem aucupari rumorem. (Seybold, 278.)
16. Es kann nicht alles nach unserm Sinn gehen.
Holl.: Het kan niet al naar onzen zin gaan. (Harrebomée, II, 503b.)
It.: Ogni cosa non può andare a nostro talento.
17. Frohem Sinn fehlt's nicht an Liedern.
Lat.: Carmina proveniunt animo deducta sereno. (Ovid.) (Binder I, 170; II, 445.)
18. Froher Sinn, halbes Leid.
Lat.: Animus bonus in re mala dimidium est mali. (Philippi, I, 31; Fischer, 15, 71.)
19. Froher Sinn ist der Arbeit ein Gewinn.
Dän.: Lyst og villie gjør arbeidet ringe. (Bohn I, 385.)
20. Froher Sinn ist der beste Doctor.
Slow.: Veselo serce je pol zdravja.
21. Froher Sinn ist schnell dahin. – Sprichwörtergarten, 481.
22. Frommer Sinn hat von Künsten wenig Gewinn.
Lat.: Paucis opus est ad bonam mentem litteris. (Seneca.) (Philippi, II, 86.)
23. Hätten wir alle Einen Sinn, wir liefen alle Einen Weg. – Schottel, 1133a; Körte, 5559; Simrock, 9547.
Holl.: Hadden wij allen éénen zin, wij liepen allen éénen weg. (Harrebomée, II, 503b.)
24. Ich habs im sinn, Gott hat den gewalt. – Gruter, III, 52; Lehmann, II, 280, 3.
25. Ich kann mit allen Sinnen mir selber nicht entrinnen. – Simrock, 9490.
26. Je adeliger Sinn, je grosser Scham. – Schottel, 1144a.
27. Je dunkler Sinn, je heller Herz. – Altmann VI, 468.
Ausdruck einer der Natur entfremdeten, kranken religiösen Anschauung.
28. Jederman gefellt seyn syn wol, dorumb ist die werlt narren vol. – Werdea, B.
29. Kurtze synn vnd lange kleyder tragen die frawen vnnd die meyde. – Werdea, Aiij.
Lat.: Vestibus ob longis et sensibus abbreviatis uti prolibitu femina queque solet. (Werdea, Aiij.)
30. Leichter Sinn baut schnell ein Haus, doch eh' man sitzt, ist man hinaus.
Böhm.: Lehké mysli na vĕtru staví, a takové zámky též vitr svalí. (Čelakovsky, 200.)
Poln.: Lekkie rozumy na powietrzu budują; wiatr tež to obala. (Čelakovsky, 200.)
[572] 31. Leichter Sinn trägt schweres Geschick.
Dän.: Der vil let hu til tung skjæbne. (Prov. dan., 357.)
32. Lustiger Sinn macht leere Taschen.
Böhm.: Veselá myslička, prázdná kapsička. (Čelakovsky, 59.)
Wend.: Wjeselša myslička, prózniša móšnicka. (Čelakovsky, 59.)
33. Man kann nicht jedem nach seinem Sinn thun.
Holl.: Men kan het iederen niet naar den zin maken. (Harrebomée, II, 504a.)
34. Man muss seine fünf Sinne beieinander haben.
35. Man muss seine fünf Sinne beisammen behalten.
Holl.: Het is zaak de vijf zinnen bij elkander te houden. (Harrebomée, II, 503b.)
36. Man muss überall seine fünf Sinne gebrauchen.
»Hast du dein funff syn, so leg sy wol an, nit bas ich dir geraten kan.« (Hätzlerin, II, 14, 52.)
37. Mit hoffertigen Sinnen ist nichts zu gewinnen. – Petri, II, 477.
38. Plumpe Sinne behalten ein Ding fest. – Petri, II, 507; Lehmann, II, 492, 31.
39. Schwankender Sinn hat keinen Gewinn.
Böhm.: Vrtké mysli i dobré se znechutí. (Čelakovsky, 283.)
Poln.: Niestatecznemu umysłowi i dobre się zprzykrzy. (Čelakovsky, 283.)
40. Sie sind mir nicht all im Sinn, die mich grüssen, so ich spinn'!
So steht an den Kunkeln, die man aus Baden bringt. Alle die Grüssenden hat die Spinnerin natürlich nicht im Herzen.
41. Such überall den besten Sinn, mach's wie die Bien', nicht wie die Spinn'.
In Gottsched's Beiträgen (13. St., S. 207) als alten Mundspruch bezeichnet.
42. Trunkener Sinn treibt zu verwegnen Thaten hin.
Holl.: Losse zinnen doen het hoofd dwalen. (Harrebomée, II, 504a.)
43. Was den Sinnen thut vorschweben, demselbigen sie nachstreben. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.
Lat.: Objecta movent sensus.
44. Was einer im Sinn hat, das sieht man ihm in den Augen an. – Gaal, 128; Petri, II, 593; Suringar, XXII, 21-23.
45. Was einer nicht im sinn hat, das komt jhme zuerst in sinn. – Lehmann, 239, 28.
46. Was ich in meinem Sinne hab', nascht mir die Katz' nicht. – Blass, 21.
47. Was sie im Sinne tragen, soll an alle Glocken schlagen.
48. We nid Sinn het, het Füss. – Tobler, 423.
Die Unbedachtsamkeit macht manchen Gang nöthig, den der Bedachtsame unterlassen kann. Unser: Was man nicht im Kopfe hat u.s.w.
49. Wenn wir alle einen Sinn hetten, so könten wir alle in einem Hauss wohnen. – Petri, II, 676.
Schwerlich, denn wir würden alle dasselbe Zimmer mit derselben Aussicht u.s.w. innehaben wollen.
50. Wer seinem eigenen Sinn folget, dem wird's endlich an Rath fehlen. – Wirth, II, 68, 391.
51. Wie der Sinn, so das Leben.
Mhd.: Ie groezer sin, ie mêrre not. (Spervogel.) (Zingerle, 139.)
52. Wie ich bin, so ist mein Sinn.
53. Wie's einer im Sinn hat, so meint sein Behagen, dass Glocken und Menschen dasselbe sagen.
54. Williger Sinn macht leichte Füsse. – Eiselein, 643.
Lat.: Uno crine trahitur voluntarius. (Binder II, 3415.)
55. Wir haben nicht alle einen Sinn. – Petri, II, 857.
56. Ynn allen funff synnen vbertreffen den menschen etliche thiere. – Agricola I, 662; Egenolff, 254a; Struve, I, 15.
*57. Anderes Sinnes werden.
Seine Meinung ändern, sein Vorhaben aufgeben.
*58. Das hat weder Sinn noch Verstand.
Poln.: Ani słychu, ani dychu. (Lompa, 5.)
*59. Das kommt mir nicht in den Sinn.
Holl.: Het komt mij niet eens in den zin. (Harrebomée, II, 503b.)
*60. Der ist nach meinem Sinn.
Holl.: Dat is een man van zijnen zin. (Harrebomée, II, 503a.)
*61. Ein Sinn ist ihm ausgeflogen, der andere sitzt noch auf dem Neste.
Von einem Zerstreuten.
[573] *62. Einem durch den Sinn fahren. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 63.
*63. Er bleibt nit lang vff einem sinn, er sal nit bald rasen. – Tappius, 91a.
*64. Er geht in sinnen vmb wie ein hundt in flöhen. – Franck, II, 58a.
*65. Er hat alle seine Sinne bis auf fünf. – Eiselein, 569; Simrock, 9548; Körte, 5559a; Braun, I, 4107.
Die Holländer lassen einem geistig schwachen Menschen reichlich vier, indem sie sagen: Hij heeft er vier en een' krenkekoek. (Harrebomée, I, 426b.)
*66. Er hat drei Sinne wie ein Bär. – Klix, 84.
*67. Er hat nicht sieben Sinne wie ein Bär. – Fr. Spielhagen, Hammer und Amboss.
*68. Er hat nicht Sinn einer Nase lang.
*69. Er hat seine fünf Sinne alle drei.
Holl.: Hij heeft zijne vijf zinnen alle drie. (Harrebomée, II, 503b.)
*70. Er hat seine fünf Sinne net beieinander. (Ulm.)
Die Dänen haben zur Bezeichnung eines solchen Menschen eine Anzahl sprichwörtliche Redensarten, als: Som haver et godt hoved til narre-hætte; er foret inden i med kalvhierne; der sværme bier i hans hoved; et sviin paa skoven, dem ikke alle hiemme; haver en skrue løs i hovedet, en daare som løber med liimstangen. (Prov. dan., 100.)
Lat.: Communi sensu plane caret. (Horaz.) (Philippi, I, 87; Seybold, 81.)
*71. Er hat seine Sinne in die Wäsche gegeben. – Körte, 5559b; Braun, I, 4108.
Holl.: Hij heeft zijne vijf zinnen niet bij elkander. (Harrebomée, II, 503b.)
*72. Er hat sieben Sinne, drei tolle und vier verrückte. (Schles.)
Von einem verschrobenen, confusen Menschen.
*73. Er meint, was er im Sinne habe, das schlagen alle Glocken. – Körte, 5748.
Der Dünkelhafte, Eingebildete.
*74. Es liegt mir im Sinn. – Braun, I, 4109.
*75. He heft sewe Sönne: fîf dwotsche on twê nich recht kloge. – Frischbier2, 3498.
*76. He heft sewe Sönne, wie e ôl Pêrd. – Frischbier2, 3498.
*77. He sammelt Sinne. (Lippe.)
D.h. er überlegt, besinnt sich.
*78. Hei heft sêwe Sönne, vêr verröckte on drei dwatsche. (Dönhofstädt.)
*79. Ich hab' noch alle meine sieben Sinne. – Eiselein, 498.
*80. Seine Sinne sind auf Reisen.
Holl.: Zijne zinne zijn van huis. – Zijne zinnen zijn uit minnen. (Harrebomée, II, 504a.)
*81. Sich etwas aus dem Sinn schlagen. – Eyering, I, 142.
*82. Sie haben jre Sinn ausszuwaschen geben. – Franck, II, 69b; Tappius, 82b; Suringar, CLXXVI, 2, 4.
*83. Von Sinnen sein.
*84. Wieder zu seinen sieben Sinnen kommen.
»Als er wieder zu seinen sieben Sinnen kam.« – »In solcher Betöberung und Niederlag meiner rechten Vernunft und siebenzehen Sinnen.« (Simplic., III, 290; IV, 567.)
85. All sein sinn vnd Datum auff schlemmen vnd tremmen setzen. – Mathesius, Postilla, III, LXXXIa.
86. Dieweil es gehet nach meinem sin, warumb fragst, ob ich frölich bin. – Loci comm., 69.
Lat.: Omnes laetantur, dum prosperitate beantur.
87. Fester Sinn geht nicht leicht her und hin.
Er lässt sich nicht bald irre machen.
Lat.: Qui constans est, imperturbatus est. (Seneca.) (Philippi, II, 127.)
88. Je treuer der Sinn, desto dicker der Kopf.
89. Wer den Sinn auf zweierlei wendet, auch das eine nicht beendet. – Schuller, 511.
90. Wer geht mit offnen Sinnen, kann vieles in der Welt gewinnen.
91. Wiste mancher mynen syn, so were ich lieber dan ich byn. – Weinsberg, 27.
92. Wo froher Sinn anklopft, ruft das Glück herein.
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