Wucherer

1. Der Wucherer hat eine Blutpresse.

Dän.: Ormen tømmer haarde nødder, aager folk og stad forøder. (Prov. dan., 2.)


2. Der Wucherer hat seine Seele wohlfeil.Petri, II, 116.

Böhm.: Lichvař duše hubí. (Čelakovsky, 54.)

Ill.: Kamatnik duču gubi. (Čelakovsky, 54.)


3. Der Wuchrer macht sich feist mit müssig gehen.Lehmann, 913, 15.


4. Der Wuchrer macht sich feist von armer Leut schweiss.Lehmann, 913, 15.


5. Der Wuchrer schind aussm trucknen hauffen gelts seine nahrung.Lehmann, 913, 15.


6. Des Wucherers Jahr hat dreizehn Monate.

Holl.: Een woekeraar heeft dertien maanden. (Harrebomée, I, 475b.)


7. Ein alter Wucherer ohne Gelt, ohn frölichkeit ein Junger held, ein Bock ohn bard von zehen jaren, ein fauler, der viel erfahren, dise ding selten gefunden waren.Gruter, III, 26; Lehmann, II, 174, 15; Chaos, 707.

»Ein alter wuchrer vnbeschatzt« (der keine Schätze zusammengescharrt hätte) gehört bei Waldis (IV, 93) zu der grossen Anzahl Dingen »widernatürlicher Art«, die dort aufgezählt werden.


8. Ein Wucherer, ein Müller, ein Wechsler und ein Zöllner sind die vier Evangelisten des Teufels. (S. Müller, u.v.a.)


9. Ein Wucherer ist so arg als ein Todtschläger.

Lat.: Foenerator parum distat ab homicida. (Seybold, 187.)


10. Ein wucherer ohne gelt und ein fauler, der viel erfahren, diese Ding selten gefunden waren.Zinkgref, IV, 507.


11. Ein Wuchrer wil ein schlemmer han.Eyering, II, 178.


12. Eins wucheres, raubers oder pfaffen, sampt sunst aller geistlichen affen Weitfrawe oder döchterlein, lass du nicht dein gemahel sein; denn unrechtfertig ist jhr gut, welches billich nicht faslen thut.

Lat.: Vsuratorum, praedonum, presbyterorum, castigatorum, minorum, canonicorum, natam uel uiduam ne ducus his qua dantur res male quaesitae, quae iustius annihilantur. (Loci comm., 110.)


13. Es ist kein grösser Wucherer vnnd Dieb, als der Schlaff.Gruter, III, 35; Lehmann, II, 155, 140.


14. Nicht alle Wucherer sind Wechsler, aber alle Wechsler sind Wucherer.

Frz.: Tous les usuriers ne sont pas banquiers, mais tous les banquiers sont usuriers. (Kritzinger, 728a.)


15. Wen ein Wucherer barbiert, dem gehet haut vnd haar ab.Henisch, 188, 51; Petri, II, 627.


16. Wenn der Wucherer stirbt, so freuen sich vier: der Erbe wegen des Geldes, der Glöckner wegen der Leiche, der Arme wegen des wohlfeilen Brotes und der Teufel wegen der Seele.Sailer, 94.


17. Wenn ein Wucherer stirbt, so freuen sich vier: seine Verwandten (der Erbe) ums Geld, der Sigrist (Glöckner) ums Leichentuch, der Pfaff um die Frau und der Teufel um die Seele.Simrock, 11904; Eiselein, 654.


18. Wucherer geben nur nehmend.

Holl.: Woekeraars betrouwen ontrouwelijk en geven al grijpende. (Harrebomée, II, 475b.)


[441] 19. Wucherer, räuber, mönch, pfaffen kindt nicht heyrath, oder alt wittiber findt.Zinkgref, IV, 411.


20. Wucherer sind Mörder, Stulreuber, Weltfresser.Lehmann, 913, 10.


[Zusätze und Ergänzungen]

21. Ein Wucherer ist schlechter als ein Dieb.

Böhm.: Lichevnik horší jest nežli zlodĕj. – Lichevnik jest vražedlnik. (Rybička, 4170-71.)


22. Wuchrer stehlen Petro, und wollen Paulum damit bezahlen.Harssdörffer, 828.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 441-443,1818.
Lizenz:
Faksimiles:
441 | 442 | 443 | 1818
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Prévost d'Exiles, Antoine-François

Manon Lescaut

Manon Lescaut

Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon