Zusammennehmen

* Sie nehmen sich zusammen wie die Görisseifner.

Dies schlesische Sprichwort mag vielleicht vor jetzt etwa dreissig Jahren entstanden sein. Folgender Umstand gab dazu Veranlassung. Der Cantor zu Görisseifen, einem Dorfe unweit Löwenberg, hielt Kirchenmusikprobe. Die Sache ging ziemlich schlecht, weshalb der Cantor dem Personal seines Orchesters wiederholentlich zurief, sich zusammen zu nehmen. Alles strich dann frisch auf den Saiten herum, so auch einer, der keine Noten lesen konnte. Der Zuruf hatte nur äussern Erfolg, die Musik selbst gewann nichts. Mehrere Musikfreunde waren zugegen. Sie nahmen den Zuruf des Cantors mit in ihre Gegenden, schilderten die Musikaufführung; und es ging bald das Wort des Cantors in ein Sprichwort über, das nur ironisch gebraucht wird von solchen, die sich eben nicht sehr zusammennehmen. Es ist in einigen schlesischen Dörfern in der Nähe von Görisseifen, ganz besonders aber auch in entferntern Ortschaften, wie in Seifershau, sehr bekannt.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 653.
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