Beizen

[213] Beizen ist der gemeinschaftliche Name der bei vielen Künsten und Gewerben vorkommenden, auf chemischen Grundsätzen beruhenden Verfahrungsarten, wodurch auf der Oberfläche oder im Innern der Theile fester Körper eine bestimmte Veränderung dadurch hervorgebracht wird, daß man sie besondern Beizen oder Beizmitteln eine Zeit lang aussetzt, ohne daß dabei der Zusammenhang ihrer Theile ganz getrennt wird. Man bedient sich dazu vorzüglich der Säuren, Salze, Metallauflösungen und vieler anderer chemischer Mittel, um z.B. wie beim Beizen des zu überzinnenden Eisens die Oberfläche eines Körpers reiner und zur Annahme eines Überzugs geschickter zu machen, oder wie beim Beizen des Hornes und des Holzes durch Scheidewasser und andere Substanzen, ihr eine Färbung zu geben, welche nicht aufgetragen, sondern in den Körper eingedrungen ist. In der Druck- und Färbekunst werden die Zeuche durch Einweichen in Beizen geschickt gemacht, einen Farbestoff dauernd aufzunehmen, indem sie außerdem die Farbe auch bei wiederholter Anwendung immer wieder gehen lassen würden. Die einem Zeuche zu gebende Farbe und außerdem, ob dasselbe, wie Wollen- und Seidenwaaren, aus thierischen, oder, wie baumwollene und linnene, aus Pflanzenstoffen besteht, muß bei der Wahl der anzuwendenden Beizmittel sorgfältig berücksichtigt werden. Mitunter setzt man die Beize auch gleich der Farbenbrühe zu, wodurch aber nur eine wenig dauerhafte Färbung des Zeuches bewirkt wird; auch kann die Lebhaftigkeit oder das Feuer durch gewisse Beizmittel, namentlich durch Zinnisalz, erhöht werden. Das Beizen des Tabacks, was auch von den dabei angewendeten Brühen oder Saucen das Saueiren heißt, hat zum Zweck, den Geschmack und Geruch der Blätter zu verbessern.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 213.
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