[101] Meisen (die) bilden eine ziemlich zahlreiche Gattung von Singvögeln und sind ungemein lebhafte Thierchen, die beständig auf Bäumen und Gebüschen umherklettern und sich daran in jeder Richtung mit den Beinen festhalten, während sie Sämereien oder Insekten suchen, durch deren Vertilgung sie sehr nützlich werden; indessen verschonen sie auch mitunter kleine Vögel nicht, wenn sie dieselben bezwingen können.
Sie nisten zum Theil in hohen Bäumen, vermehren sich viel stärker als andere Singvögel und leben außer der Paarungszeit immer in mehr und weniger zahlreichen Gesellschaften; im Herbst und Winter werden sie in Dohnen, auf Vogelherden und viele andere Art in Menge gefangen und verspeist. Die Meisen unterscheiden sich durch einen kurzen, dünnen, scharf zugespitzten, an der Wurzel mit kleinen Federn besetzten Schnabel und die bei uns einheimischen verlassen uns auch des Winters nicht. Die größte und in Gärten und Gebüschen gemeinste davon ist die Kohlmeise, kaum so groß wie ein Rothkehlchen, mit einem olivengrünen Rücken, einem gelben, mit einem schwarzen Streifen bezeichneten Unterleibe, schwarzem Kopfe und weißen Schläfen; gebricht es ihr an Futter, so fällt sie kleinere Vögel an, und hat sie einmal ein Vogelgehirn gekostet, so geht sie ordentlich auf Raub aus. Sie wird ihres drolligen Benehmens wegen häufig als Stubenvogel gehalten, soll aber, wenn sie frei umherläuft, zuweilen kleinen Kindern in der Wiege durch Picken nach den Augen gefährlich werden. Fast nur in Nadelhölzern treibt sich die Tannenmeise umher, welche kleiner als die vorige ist und auf dem Rücken aschblaulich, am Kopfe schwarz, an der Brust weiß aussieht und häufig in verlassene Maus- und Maulwurfslöcher in die Erde nistet. Besonders niedlich nimmt sich die Blaumeise aus, die eine weiße Stirn, blauen Scheitel, olivengrünen Rücken, gelben Unterleib und blaue Schwing- und Steuerfedern hat; am meisten scheu und flink ist die obenher graue, unten weißliche Sumpfmeise, und eine seltnere, sehr schöne Art die nur im dichten Schilf der Sümpfe und Seen nistende Bartmeise, welche hellbraun mit aschgrauem Kopfe, unten blaßroth aussieht und einen schwarzen Streif um das Auge hat, der beim Männchen eine Art Schnurrbart bildet. Die Haubenmeise sieht obenher mäusegrau, unten weißlich, an Kehle und Backen schwarz und zeichnet sich durch einen kleinen, zugespitzten, schwarz und weißen Federbusch auf dem Kopfe aus. Die Schwanzmeise hat von allen den kürzesten Schnabel, aber einen Schwanz, welcher länger als der ganze Körper ist, sieht an Kopf, Brust und Unterleib meist weiß, auf dem Rücken schwarz und die schwarz und weißen Schwanzfedern sind so locker, daß sie Dem in der Hand bleiben, der den Vogel daran anfaßt; sie baut ihr auch von oben bedecktes Nest in die Zweige der Bäume. Berühmt wegen ihres künstlichen Nestes ist die mit demselben umstehend abgebildete Beutelmeise, welche einen aschgrauen Hinterkopf und Hals, weißlich gerandete braune Flügel und Schwanzfedern, eine schwarze Stirnbinde und einen gelblichrothen Unterleib hat und das südl. und östl. Europa bewohnt Ihr beutelförmiges, aus Weiden- und Pappelwolle. Halmen und Fasern filzartig zusamengewebtes, [101] inwendig mit Federn ausgekleidetes, gegen sechs Zoll langes Nest befestigt sie schwebend an Rohr und dünnen Zweigen in der Nähe des Wassers. In mehren Gegenden von Ungarn, Polen und Rußland werden diese Nester gesammelt und als ein Mittel wider böse Hälse verkauft.