Nordlicht

Nordlicht

[299] Nordlicht und Nordschein, lat. aurora borealis, heißt eine der prachtvollsten Lufterscheinungen, weil sie auf der nördl. Erdhälfte nur am nördl. Himmel wahrgenommen wird, was dagegen auf der südl. in der Richtung des Südpoles der Fall ist.

Dort erhält sie deshalb den Namen Südlicht, beiden aber gibt man den gemeinschaftlichen Namen Polarlichter, weil sie blos in der Richtung der beiden Pole der Erde sich zeigen, auch nur in den Polargegenden in ihrer ganzen Pracht beobachtet werden. In unsern Gegenden sieht man Nordlichter nur selten und noch seltener wird in Italien und andern südl. Ländern etwas davon wahrgenommen. Am häufigsten sind sie bei strenger Kälte im Winter, wo sie die lange Winternacht der nördl. Länder mit erhellen helfen, und heben gewöhnlich bald nach Sonnenuntergang mit einer bogenförmigen Erhellung der nördl. Himmelsgegend an. Diese hebt sich mehr und mehr und nimmt an Helligkeit zu; Lichtstrahlen der mannichfachsten, prächtigen Färbung schießen pfeilartig nach allen Richtungen empor, die ganze Lichtmasse geräth endlich in zitternde Bewegung und um den Scheitelpunkt bildet sich dann wol auch eine Art von Feuerkrone aus der Vereinigung der emporschießenden Lichtstrahlen. In dieser Entwickelung ist das Nordlicht am prächtigsten und mit einem feurigen Zelt verglichen worden, welches den nördl. Himmel zu verdecken scheint; es erlangt jedoch diese Pracht nicht immer und sie dauert auch nie lange. Hat ein Nordlicht seinen höchsten Glanz erreicht, so verbleicht es allmälig, flackert aber in Zwischenräumen von Neuem, doch immer schwächer auf und verschwindet zuletzt als lichter Schein am nördl. Horizonte, läßt jedoch eine gewisse Helle am Himmel zurück, die erst durch die Morgendämmerung verdrängt wird. In manchen Jahren sind diese Lufterscheinungen häufig, in andern sehr selten und auch nicht alle nördl. Länder sollen sich gleichmäßig derselben erfreuen, am häufigsten aber sollen sie in Sibirien und in Nordamerika vorkommen. Über die Veranlassung dieser merkwürdigen Erscheinung, sowie über die dabei thätigen Naturkräfte ist [299] man nur soweit einverstanden, daß das Nordlicht, weil es an der scheinbaren täglichen Bewegung der Gestirne von O. nach W. nicht Theil nimmt, von der Umdrehung der Erde um ihre Achse nicht ausgeschlossen ist und also ihrem Dunstkreise angehört, sowie daß dabei vorzugsweise elektrische und magnetische Einflüsse wirksam sind. An einer befriedigenden nähern Erläuterung der Wechselwirkung dieser Umstände gebricht es bis jetzt. Daß Nordlichter als Vorzeichen strenger Kälte angesehen werden, scheint auch blos auf zufälliger Annahme zu beruhen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 299-300.
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