Noth

[307] Noth ist ein Zustand außerordentlicher Bedrängniß und Gefahr; man nennt daher Nothzeichen und Signale das Aushängen gewisser Fahnen und Flaggen, bei Nacht bunter Laternen oder sogenannter Lichter und namentlich das Abfeuern einzelner Kanonen, womit in große Gefahr gerathene Schiffe auf dem Meere und in der Nähe des Landes den Beistand der etwa in der Nähe befindlichen Fahrzeuge oder der Uferbewohner anrufen. – Die sogenannte Nothtaufe kann bei neugeborenen Kindern, wenn die Besorgniß eintritt, daß sie die Ankunft eines zur Taufe (s.d.) derselben herbeizurufenden Geistlichen nicht erleben möchten, von der Hebamme oder einer andern christlichen Person mit Aussprechung des christlichen Glaubens und der Taufformel verrichtet werden, soll aber, wenn das Kind leben bleibt, durch Einsegnung desselben von dem verordneten Geistlichen gleichsam ihre Bestätigung erhalten. Die katholische Kirche schreibt sogar vor, noch nicht völlig geborenen Kindern, sobald sie nur mit Wasser erreicht werden können, die Nothtaufe zu ertheilen, wenn ihre todte Geburt zu besorgen ist. – Nothmünzen hat man Münzzeichen von Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Holz, Leder u. dgl. genannt, welche in besondern Nothfällen zur Vermittelung des. Verkehres und als Ersatz des mangelnden Geldes auf Anordnung von Personen oder Behörden, z.B. der Befehlshaber oder Magistrate belagerter Städte, der Stände einer vom Feinde besetzten Provinz verfertigt und einstweilen in Umlauf gebracht werden. – Nothhemden, die auf dem bloßen Leibe getragen, gegen jede Verletzung, sowie Frauen in Kindesnöthen schützen, und Nothschwerter, an denen bei der ersten Berührung alle gewöhnlichen Schwerter zerbrechen sollten, gehören zu den zahllosen Erfindungen des mittelalterlichen Aberglaubens, fanden aber selbst nach dem dreißigjährigen Kriege noch Liebhaber. Die erstern mußten von zwei oder von 12 Mädchen unter sieben Jahren in der Christnacht unter allerlei abergläubigen Gebräuchen gesponnen, gewebt und genäht, die andern aus verschiedenen Metallen bei günstigem Stande der Gestirne geschmiedet werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 307.
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