Palm [2]

[388] Palm (Joh. Phil.), eines der Opfer der franz. Gewaltherrschaft in Deutschland, geb. 1766 zu Schorndorf, war Bürger und Inhaber der Stein'schen Buchhandlung zu Nürnberg, von der im Frühjahr 1806, nach P.'s bis zum letzten Augenblicke betheuerter Angabe, als ihm unbekannt gewesener Speditionsartikel, eine Flugschrift »Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung« versendet wurde, welche sich über Napoleon und die franz. Truppen in Baiern streng und derb aussprach. In Augsburg kam dieselbe franz. Offizieren zu Gesicht, welche Deutsch verstanden, und Napoleon's auswärtige Policei hatte bald ausgekundschaftet, daß die Schrift durch die Stein'sche Handlung nach Augsburg befördert worden sei. Während hierauf P. in München war, kamen vier Fremde in sein Haus und fragten und suchten, jedoch vergebens, nach der unglücklichen Schrift, von der ihnen P.'s Gattin nichts sagen konnte. Inzwischen kam P. unangefochten nach Nürnberg zurück, das trotz des Friedens noch franz. Besatzung hatte, begab sich aber doch nach der damals preuß. Stadt Erlangen, als er die Verhaftung seines Geschäftsfreundes in Augsburg vernahm. Bald kehrte er jedoch zu seiner Familie zurück, ließ sich zwar verheimlichen, war aber so unvorsichtig, einem dringend nach ihm fragenden Knaben, welcher mit einer Beglaubigung von angesehenen Leuten versehen, für eine Soldatenwitwe Almosen verlangte, persönlich eine Gabe zu reichen. P. fiel dadurch zwei auf der Lauer stehenden franz. Gendarmen in die Hände, wurde vor den franz. General geführt, und da er nicht angeben wollte, von wem er die Flugschrift erhalten habe, zum damaligen Marschall Bernadotte nach Ansbach und nachdem dessen Adjutant erklärt hatte, daß P. in Folge eines Befehles von Paris verhaftet worden, ohne nur gehört zu werden, nach Braunau gebracht. Hier stellte man ihn vor ein außerordentliches Kriegsgericht, von dem er zweimal verhört und ohne daß ihm ein Vertheidiger gegeben worden, am 26. Aug. 1806 zum Tode verurtheilt und Nachmittags 2 Uhr erschossen wurde. Vergebens hatte sich P.'s Gattin an den franz. Gesandten in München und an den Marschall Berthier gewendet, der gleichwol der Urheber dieses frechen Justizmordes gewesen sein soll und vergeblich hatten die braunauer Frauen und Kinder den General St.-Hilaire nur um Aufschub angefleht. Zum Besten der verwaisten Familie P.'s wurden von Engländern, sowie in Petersburg, Dorpat und mehren deutschen Städten, z.B. in Berlin, Dresden, Hamburg und Leipzig, Sammlungen veranstaltet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 388.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: