[493] Physik oder Naturlehre, bedeutet eigentlich die Lehre von der Natur in ihrem ganzen Umfange, der geltende Sprachgebrauch versteht aber darunter blos die Lehre von den Naturerscheinungen, welche nicht Wirkungen chemischer oder organischer Kräfte, also nicht mit Stoff und Eigenschaftsveränderung verbunden sind, sondern auf bloßer Bewegung beruhen. (S. Naturwissenschaften.) Nicht immer bieten sich aber dergleichen Erscheinungen von selbst dar, und um dieselben beliebig beobachten zu können, müssen deshalb Versuche oder Experimente angestellt werden, woher der Name Experimentalphysik rührt. Schon im Alterthume waren Ägypter, Phönizier und Chaldäer wegen ihrer Kenntnisse von der Mechanik, Chemie, Sternkunde und mancherlei Naturerscheinungen bekannt und Griechen und Römer ließen das Gebiet der Naturlehre keineswegs unbearbeitet. Während des Mittelalters erhielten sich vorzüglich bei den Arabern naturwissenschaftliche Kenntnisse, der wahre [493] Ursprung der Experimentalphysik fällt aber in die Zeit des Wiederauflebens der Wissenschaften zu Ende desselben. Seit jener Zeit erwarben sich Hauptverdienste um die Physik Nic. Kopernikus (s.d.), der Gründer des wahren Weltsystems, nest. 1546; Tycho Brahe (s.d.), gest. 1601, von dem die besten Beobachtungen am Himmel vor Erfindung der Fernröhre herrühren, die in Holland 1610 gemacht wurde. Einer der geistreichsten, auf sorgfältige Beobachtung dringenden Naturforscher seiner Zeit war der Engländer Baco von Verulam, gest. 1626, und um dieselbe Zeit machten Galilei (s.d.) und Joh. Kepler (s.d.) ihre berühmten Entdeckungen, denen die Erfindung des Barometer (s.d.) durch E. Torricelli, gest. 1647, der Luftpumpe durch O. v. Guericke (s.d.) folgte. Ein berühmter Bearbeiter der Experimentalphysik war im 17. Jahrh. auch der scharfsinnige Engländer Robert Boyle, gest. 1691, den aber an wichtigen Entdeckungen der Niederländer Christian Huyghens, gest. 1695, noch übertraf, welcher den Pendel (s.d.) zuerst auf Regulirung des Ganges der Uhren anwendete, die Fernröhre vervollkommnete und wichtige astronomische Entdeckungen machte. Seit Isaak Newton (s.d.) und G. W. Leibnitz (s.d.) aber erhob sich die Physik auf den von ihr jetzt eingenommenen Höhenpunkt. Gründliche und auch ohne mathematische Vorkenntnisse verständliche Belehrung über die physikalischen Erscheinungen gewähren: Brandes, »Vorlesungen über Naturlehre« (3 Thle., Lpz. 1830–32); Biot, »Lehrbuch der Experimentalphysik, aus dem Französischen von Fechner« (5 Bde., Lpz. 1828–29); Kries, »Vorlesungen über die Naturlehre für Frauenzimmer« (3 Bde., Lpz. 1832–36); Poppe, »Naturlehre für die Jugend« (2 Thle., Stuttg. 1836).