Procopius

[581] Procopius (Andr.), der Große und auch der Geschorene genannt, weil er Mönch gewesen, als Heerführer der Taboriten Nachfolger Zizka's (s. Hussiten), war der Sohn vornehmer, aber verarmter Ältern, hatte auf Kosten seines Oheims in Prag studirt und mit demselben Frankreich, Spanien, Italien und Palästina besucht. Nach seiner Heimkehr ließ er sich zum Priester weihen, schloß sich aber bald den Hussiten unter Zizka an und war schon bei dessen Tode im Oct. 1424 einer ihrer gefürchtetsten Hauptleute. Als Oberfeldherr unternahm er eine Reihe verheerender Raubzüge, deren erster 1425 nach Ostreich ging. Nachdem er im J. 1426 mehre von meißner Völkern besetzte böhm. Orte und nach langer Belagerung das tapfer von ihnen vertheidigte Auffig erobert und ein zum Entsatz dieser Stadt gekommenes Heer geschlagen, sowie 1427 das von den Deutschen belagerte Mies entsetzt und das deutsche Heer besiegt hatte, wendete er sich nach Mähren, Ungarn und Schlesien. Die Gegenden am rechten Elbufer wurden 1499 bis Magdeburg gebrandschatzt und 1430 erlitten die am linken Elbufer, Franken und Niederbaiern dasselbe Loos. Ein neuer Zug nach Mähren war ebenfalls siegreich und als nach vergeblich zwischen dem Kaiser Sigismund und P. gepflogenen Vergleichsunterhandlungen auch das im Aug. 1431 vom Kurfürsten Friedrich von Brandenburg nach Böhmen geführte Kreuzheer schmälig vor P. geflohen war, zog dieser durch die Lausitz nach Schlesien und Mähren, wo er sich mit Procop dem Kleinen vereinigte, welcher Anführer eines Theils der Taboriten war, die nach Zizka's Tode sich Orphaniten oder Verwaiste nannten und Keinen für fähig anerkannten, dessen Platz einzunehmen. Beide plünderten einen Theil von Ungarn, hier aber endlich abgewiesen, wendeten sie sich nach Brandenburg, wo sie sich vor Frankfurt an der Oder wieder trennten. P. der Große ging durch Schlesien, Sachsen bis nach Thüringen, wo Naumburg (s.d.) noch jährlich ein Gedächtnißfest der Rettung vor P.'s Grimm begeht. Wie Schlesien erkaufte auch Sachsen sich durch eine ansehnliche Summe einen zweijährigen Waffenstillstand, und P. erschien nun 1433 mit den hussit. Abgeordneten auf der Kirchenversammlung zu Basel, wo indeß kein Vergleich zu Stande kam, was erst zu Prag mit dahin gekommenen Abgeordneten der Kirchenversammlung geschah. (S. Compactaten.) Da jedoch die beiden P. mit den Taboriten und Waisen nicht in die Anerkennung des Papstes willigen wollten, kam es zwischen diesen und der Gegenpartei zum offenen Kampfe. in welchem beide P. am 30. Mai 1434 in der Schlacht bei Hrzib unweit Böhmischbrod von Meinhard von Neuhaus besiegt wurden und dabei den Tod fanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 581.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: