Rastadt

[626] Rastadt, Kreisstadt im gleichnamigen Oberamte im Großherzogthume Baden, hat 5500 gewerbsame Einw. und liegt an der Murg, über welche eine steinerne Brücke von sechs Bogen führt. Es war früher der Sitz der 1771 erloschenen Regentenlinie Baden-Baden, und das schöne Schloß daselbst ist nach dem von Versailles angelegt. Außerdem ist R. durch den 1714 daselbst zwischen Östreich und Frankreich zur Beendigung des span. Erbfolgekrieges geschlossenen Frieden und den im Dec. 1797 dort eröffneten Congreß zur Abschließung eines Friedens zwischen dem deutschen Reiche und der franz. Republik merkwürdig, mit der Östreich kurz zuvor den Frieden von Campo Formio (s.d.), Preußen schon 1795 den zu Basel eingegangen war. Nach fruchtlosen Verhandlungen ward der Congreß am 23. Apr. 1799 vom Kaiser aufgelöst und die franz. Gesandten Roberjeot, Bonnier und Jean Debry traten am 28. Apr. Abends 9 Uhr mit Pässen des kurmainz. Directorialgesandten. Freiherrn von Albini, ihre Rückreise an. Kaum waren sie aber einige hundert Schritte über die Vorstadt von R. hinaus, so wurden sie von einem Trupp östr. Husaren angefallen und die zwei Ersten ermordet, Debry aber entkam schwer verwundet mit dem Secretair Rosenstiel zurück nach R. und Beide wurden dann von einer Abtheilung Szekler Husaren nach der Grenze begleitet. Über die Anstifter jenes Mordanschlags herrscht noch Dunkelheit, indem zwar vom Reichstage eine Untersuchung angeordnet, diese aber dem kais. Hofe überlassen und bald liegen gelassen wurde, so eifrig sie auch vom Erzherzoge Karl begonnen worden war.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 626.
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