[831] Rastadt (Rastatt), 1) Oberamt im badenschen Kreise Mittelrhein, 4,5 QM., 17,400 Ew.; 2) Hauptstadt darin u. seit 1840 Bundesfestung ersten Ranges, welche die wichtige militärische Stellung am Eingang in den Schwarzwald deckt, an der Murg u. der badenschen Staatsbahn, mit der Vorstadt Rheinau, Schloß (nach dem Muster des von Versailles, mit den Tropäen des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden aus dem Türkenkriege), Sitz der Regierung des Mittelrheinkreises, 4 katholische, 1 lutherische Kirche, Kloster, Gelehrte Schule, katholisches Schullehrerseminar, Lyceum, Museum, Oberforstamt, Kinderbewahranstalt, Spinnanstalt, Bäder, Speditionshandel, Fabriken in Tabak, Papiermaché, Stahlwaaren, Cichorienkaffee, Tabaksdosen, Gewehren, Spritzen u.a.; 6950 Ew.; in der Nähe das Lustschloß Favorite. R. war ursprünglich ein bloßer Flecken, welchen die Franzosen 1689 verbrannten. Ludwig Wilhelm von Baden baute R. wieder auf, fing den Bau des Schlosses an, erhob R. zur Stadt u. legte seine Residenz hierher. Hier Friede am 28. Febr. 1714 zwischen Frankreich u. Österreich, welcher den Spanischen Erbfolgekrieg beendigte (s. Deutschland [Gesch.] XI. D) u. Spanischer Erbfolgekrieg). Hier 4. Juli 1796 Nachtrabsgefecht zwischen Österreichern u. Franzosen. 1797 bis 23. April 1799 Friedenscongreß, welchem 28. April die Ermordung der französischen Gesandten (Rastadter Gesandtenmord) folgte, denen auf dem Todesplatze ein Denkmal errichtet ist (s. u. Deutschland [Gesch.] XI. E) u. Französischer Revolutionskrieg III. D). Am 11. Mai 1849 brach hier eine Soldatenemeute aus; am 17. Mai verließ die österreichische Garnison die Festung u. am 23. Juni rückte Mieroslawski mit einem Insurgentencorps ein; Ende Juni wurde R. von den Bundestruppen eingeschlossen u. am 6. u. 7. Juli beschossen; am 23. capitulirten die Belagerten auf Gnade u. Ungnade, u. der General von der Gröben rückte mit preußischen Truppen ein, s. Baden V. C) f). Ende November 1850 räumten die Preußen den Platz, badische Truppen nahmen Besitz u. Anfang 1851 wurde die Garnison wieder durch österreichische Truppen (2500 M.) verstärkt, wozu 1860 auch noch ein preußisches Infanterieregiment gekommen ist. Vgl. von Eggers, Briefe über die Auflösung des Rastadter Congresses, den Gesandtenmord etc., Braunschw. 1809, 2 Thle; Zwackh, Sammlung der Acten des Congresses in R., Osnabr. 1798 f.; J. Münch von Bellinghausen, Protokoll der Reichsfriedensdeputation zu R., Rast. 1798, 3 Bde.; (von Schwarzkopf), Handbuch des Congresses zu R., ebd. 1798 f.; (K. L. von Haller), Geschichte der Rastadter Friedensverhandlungen, Zürich 1799, 6 Thle.