[632] Raute (die), Gartenraute oder Weinraute ist eine ausdauernde, in Südeuropa und im nördl. Afrika einheimische Pflanze, welche mehrfach zusammengesetzte Blätter hat, die aus länglich spitzen Blättchen bestehen und grünlichgelbe Blüten im Sommer trägt. Der eigenthümlich gewürzhafte, starke Geruch dieses in unsern Gärten gewöhnlich als Einfassung der Beete angebauten Gewächses ist vielen Personen ebenso unangenehm, wie der scharfbitterliche Geschmack desselben, während andere die frischen Blätter als ein magenstärkendes Mittel klein gewiegt auf Butterbrot oder damit gewürzte Brühen sehr gern genießen. Sonst wurde das Kraut in den Apotheken vielfach verwendet, allein es verliert großentheils Geruch und Geschmack durch das Trocknen, daher man jetzt das aus frischen gezogene wesentliche Öl braucht. Frische zerquetschte Blätter bringen auf der Haut Röthe und Entzündung hervor, was zuweilen schon nach dem bloßen Abpflücken des Krautes der Fall ist; innerlich in zu großer Menge genommen, erzeugt es Unruhe, Halsschmerzen und selbst Fieberzufälle. – In der Wappenkunde wird Rautenkranz ein grüner, obenher mit Blättern besetzter Schrägbalken genannt, wie er sich im sächs., im anhaltin. und einigen andern Wappen befindet. Im sächs. Wappen erinnert er an das Herzogthum Sachsen, dessen 1181 neugewählter Herzog Bernhard I. damit von Kaiser Friedrich I. beliehen wurde; die eigentliche Bedeutung und Herkunft dieser Wappenzierde ist aber bisher nicht ermittelt. König Friedrich August I. von Sachsen ward dadurch veranlaßt, 1807 bei Anwesenheit des Kaisers Napoleon in Dresden den Hausorden der Rautenkrone zum Gedächniß der Huld der göttlichen Vorsehung zu stiften, welche sie dem Regenten und dem Lande durch Napoleon's Schutz angedeihen ließ, der auch zuerst das große Band desselben erhielt.