[95] Schmalkalden, die gewerbthätige Stadt im Kurfürstenthum Hessen (s.d.) hat geschichtliche Berühmtheit erlangt. Als bald nach der Reformation die katholischen Fürsten unter Kaiser Karl V. Leitung darauf ausgingen, mit Gewalt das Werk der Kirchenverbesserung zu zerstören und das katholische Bekenntniß aufrecht zu erhalten, traten ihrerseits 1531 neun protestantische Fürsten und Grafen und elf Reichsstädte zu Schmalkalden zusammen und beschlossen gemeinschaftlich ihr Bekenntniß und ihre politische Selbständigkeit gegen Kaiser und Reich zu behaupten und zu vertheidigen. Diese Vereinigung erhielt den Namen des schmalkaldischen Bundes und war zunächst auf neun Jahre geschlossen. Es wurde nachher auf zu Frankfurt abgehaltenen Conventen noch festgesetzt, daß als Häupter des Bundes der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen auftreten sollten. Auf dem Convente zu Schmalkalden 1535 traten dem Bunde noch mehre Mitglieder bei und man beschloß, denselben auf zehn Jahre zu verlängern und ein stehendes Bundesheer von 12,000 M. zu halten. Zu einer bestimmten Grundlage der Vereinigung in kirchlich-religiöser Beziehung dienten später die auf dem Convent zu Schmalkalden 1537 von Luther abgefaßten Verwahrungsartikel, die auf dem angekündigten Concilium zu Mantua, welches jedoch nicht zu Stande kam, als Darlegung des protestantischen Bekenntnisses dienen sollten. Dieselben sind unter dem Namen der schmalkaldischen Artikel noch jetzt eine wichtige Bekenntnißschrift der protestantischen Kirche. Dem schmalkaldischen Bunde gehörte die ganze nordöstl Hälfte Deutschlands an und er nahm eine so achtunggebietende Stellung an, daß die Katholiken lange nicht wagten, zu entscheidenden Maßregeln gegen die Protestanten zu schreiten. Dazu kamen noch Kriege mit Frankreich und mit den Türken, welche die Macht des Kaisers in Anspruch nahmen. Der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen durften sogar ungestraft 1542 wagen, Herzog Heinrich den Jüngern von Braunschweig, welcher das eifrigste Mitglied der katholischen Partei war, aus seinem Lande zu treiben. Indeß versäumten die verbündeten Fürsten und Städte dennoch, sich eine Versicherung der Glaubensfreiheit zu erzwingen, welche vielleicht allem folgenden Elende Deutschlands vorgebeugt hätte. Sie waren untereinander selbst nicht einig und ließen sich von dem klugen Kaiser durch Versprechungen [95] und Unterhandlungen hinhalten. Dennoch kam es 1546 zu dem Schmalkaldischen Kriege, in welchem zuerst Sebastian Schärtlin als Hauptmann der Macht der oberländischen Städte und dann die Häupter des Bundes auf dem Kriegsschauplatze auftraten. Schärtlin's Klugheit konnte nichts ausrichten, da der Kurfürst Johann Friedrich und der Landgraf Philipp in die Hände des Kaisers fielen, und der Zweck des schmalkaldischen Bundes wäre gänzlich vereitelt gewesen, wenn nicht Kurfürst Moritz sich plötzlich der Sache des Protestantismus angenommen hätte, wodurch 1552 der passauer Vertrag zu Stande kam.