Usteri [2]

[547] Ustĕri (Paulus), als Staatsmann bei den Umgestaltungen der Schweiz nach der franz. Revolution von 1789 vielfach betheiligt, sowie als Schriftsteller im Fache der Medicin, hauptsächlich aber für schweiz. Geschichte, Statistik und Staatsrecht ehrenvoll bekannt, war am 14. Febr. 1768 zu Zürich als ältester Sohn des gelehrten Chorherrn und Professors Leonhard U. (gest. 1789) geboren, welcher sich um Verbesserung des Schulwesens im Canton und durch Gründung der Töchterschule zu Zürich hochverdient machte. Paulus U. widmete sich, nach zurückgelegter Schulbildung in seiner Vaterstadt, in Göttingen, Wien und Berlin dem Studium der Heilkunst, und war dann hauptsächlich am medicinisch-chirurgischen Institute und am botanischen Garten in Zürich thätig, bis 1797 durch die Wahl in den großen Rath seine öffentliche Wirksamkeit als Staatsmann begann. Vergeblich suchte U. als freisinniger Beförderer des Bessern mit einigen Gleichgesinnten den gewaltsamen, von außen drohenden Umgestaltungen vorzubeugen, ward nach Eintritt derselben von Zürich in den Senat der helvet. Regierung, 1801 in den Vollziehungsrath gewählt, im Oct. desselben Jahres aber plötzlich daraus entfernt. Doch 1802 schon sandte ihn der Canton Zürich als Abgeordneten zu der in Paris mit dem damaligen ersten Consul die schweiz. Angelegenheiten berathenden Commission, wo er sehr thätig war; später bekleidete U. die Stelle im kleinen Rathe, und seit 1814 die eines Staatsraths in Zürich, und war auch mehrmals Gesandter bei der Tagsatzung. Durch die neue Organisation des Cantons im J. 1831 ward U. zum ersten Mitgliede des Regierungsraths, zum ersten Bürgermeister und auch zum Präsidenten des großen Raths ernannt, starb aber schon am 9. Apr. desselben Jahres. Obgleich noch außerdem Präsident der naturforschenden Gesellschaft, der für Ärzte und Vorstand des Sanitätsraths zu Zürich, sowie Mitglied der meisten schweiz. gemeinnützigen Vereine, fand er doch bis an seinen Tod immer noch Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten. Die Herausgabe des »Schweiz. Republikaners« besorgte U. mit seinem Freunde Escher von der Linth (s.d.) von 1798–1803, und war später wichtiger Mitarbeiter an mehren Journalen; sein vorzüglichstes Werk aber bleibt das »Schweizerische Staatsrecht«, von welchem die dritte Aufl. (Aarau 1831) erschienen ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 547.
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