Wittelsbach

[744] Wittelsbach, ein berühmtes Geschlecht, dessen königl. Nachkommen jetzt in Baiern regieren, und dessen Ursprung in die frühesten Zeiten deutscher Geschichte zurückgeht, hat als ersten geschichtlich bekannten Ahnherrn den Herzog Luitpold (Leopold) von Baiern, welcher 910 gegen die Ungarn fiel und mit den Nachkommen Karl des Großen verwandt war oder vielleicht selbst zu ihnen gehörte. Sein Sohn Arnulf war sein Nachfolger, und von dessen Sohne Arnulf II. wurde die Burg Scheyren bei Pfaffenhofen erbaut, nach welcher er Pfalzgraf von Scheyern hieß, nachdem vom Kaiser Otto I. ihm und seinen Brüdern das Herzogthum Baiern entzogen worden war. Vom Letztern ward Hermann zum Pfalzgrafen am Rhein ernannt und so der Stammvater dieses Hauses. Von den spätern Pfalzgrafen von Scheyern verwandelte Otto III. die Stammburg in ein Kloster und erbaute unweit Augsburg die Burg Wittelsbach, von welcher er nun den Namen führte. Sein Enkel Otto V. erhielt das erledigte Herzogthum Baiern erblich, und seines jüngern Bruders Sohn war der an Kaiser Philipp von Schwaben zum Mörder gewordene Otto von W. (s.d.). Als das bair. Haus zu Ende des 18. Jahrh. erlosch, wurden vom Kurfürsten von der Pfalz diese und Baiern vereinigt und endlich erwarb Max Joseph 1806 die Königswürde. (S. Baiern.) Die Burg Scheyern hat der jetzige Kronprinz Max Joseph im alterthümlichen Style herstellen lassen, von der 1209 zerstörten Burg Wittelsbach sind aber nur Trümmer außer der Schloßkirche vorhanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 744.
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