Opfer

[311] Opfer (vom lat. offerre, »darbringen«), Darbringung von Gaben an die Gottheit, um ihr zu danken, sie zu gewinnen oder zu versöhnen, sowie auch diese Gaben selbst. Das O. ist eine Grundform des religiösen Handelns schon in den heidn. Religionen, beruhend auf dem Gefühle der Abhängigkeit von der Gottheit und dem Wunsche, auf ihren Willen einzuwirken. Nach der ursprünglichen naiven Idee wird es als Speisung der Gottheit aufgefaßt, weshalb meist Eßbares geopfert wurde. Das jüd. Ritualgesetz der nachexilischen Zeit unterscheidet Speise-O. (Öl mit Mehl und Weihrauch) und Trank-O. (Wein) von den Schlacht-O., bei denen die Aussprengung des sühnenden Blutes die Hauptsache ist, zerfallend in Brand-, Dank-, Sünd- und Schuld-O. Letztern liegt der Gedanke zugrunde, daß das Blut die Schuld in Gottes Augen bedeckt. Im Christentum durch die Idee des ein- für allemal dargebrachten Sühne-O. im Tode Christi ursprünglich verdrängt, hat das O. doch im vergeistigten Sinne als Gebet, aber auch im eigentlichen Sinne der Gabe wieder Geltung erlangt, da die Beiträge von Brot und [311] Wein zum Abendmahl in der ältesten Kirche als O. gedacht wurden; vollends ist im Meß-O. (s. Messe) der Opferbegriff von der kath. Kirche wiederhergestellt. – Vgl. Nitzsch, »Die Idee und die Stufen des Opferkultus« (1889).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 311-312.
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