Blanca de Rossi

[85] Blanca de Rossi, die Gemahlin des Bürgers Battista de la Porta zu Padua, ein edles, tapferes, treues Weib. Ihr Gatte wurde zur Zeit des Kampfes der Ghibellinen und Welfen als Commandant nach Bassano geschickt, um diese Stadt gegen den Tyrannen Ezzelino, der sie belagerte, zu vertheidigen. Lange leistete er mit einer Anzahl Tapferer Widerstand und ermüdete den[85] Feind, der bei den häufigen Stürmen viele Leute verlor. Blanca, das treue, liebende Weib war dem Gemahl auch in das Kampfgewühl gefolgt, sie focht oft an seiner Seite auf den Wällen der Stadt und richtete manches tödtende Geschoß gegen die Stürmenden. – Verrätherei ließ endlich (1237) die Feinde durch einen geheimen Eingang in die Stadt dringen. Battista fiel heldenmüthig an der Spitze seiner Getreuen. Blanca wurde gebunden vor den Sieger gebracht. Ihre Schönheit, erhöht noch durch den Schmerz, ergriff den Tyrannen mächtig, stimmte ihn aber nicht zum Mitleid, sondern zur Liebe. Er verlangte drohend ihre Gunst – Blanca lieber den Tod wählend als ein Leben ohne Ehre, stürzte sich aus dem Fenster. – Unbeschädigt hob man sie wieder auf und brachte sie vor Ezzelino. Er erneuerte seine Anträge und Drohungen. Blanca sah, daß sie nur durch List zu retten sei; sie versprach daher Gewährung, jedoch nur unter der einzigen Bedingung, zuvor noch das Grab ihres Gatten besuchen zu dürfen. Man gewährte ihr diese Bitte. Der schwere Grabstein wird vom Sarge gehoben, Blanca stürzt sich lautweinend, mit dem Ausrufe: Nu: mit dir vereint will ich sein! auf denselben, reißt die Stütze del Steines hinweg, so daß er niederfallend ihr den Kopf zerschmettert und sie tödtet. So bewahrheitete sie herrlich durch ihren treuen, heldenmüthigen Tod den Spruch des Dichters:

»In das stille Todtenreich

Folgt die Gattin ihrem Gatten,

Das ist Pflicht und Ruhm zu gleich.

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 85-86.
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