Rossi

[376] Rossi, 1) Marsilio, 1328 Parteihaupt in Parma, s.d. (Gesch.). 2) Pietro, im Anfang des 15. Jahrh. mit Otto Terzi eine Zeit lang Herr von Parma, s. ebd. 3) Rossode R., genannt il Rossood. Maitre Roux, geb. 1496 in Florenz, Maler, Baumeister, Dichter u. Tonkünstler, Schüler des Andr. del Sarto u. des Michel Angelo Buonarotti; er wurde von Franz I. 1530 als Aufseher der königlichen Gallerien u. Chorherr nach Paris berufen u. nahm 1541 Gift aus Eifersucht gegen Primaticcio, welcher ihm später vorgezogen wurde, od. nach And., weil er einen Proceß gegen Pellegrini, welchen er des Diebstahls beschuldigt hatte, verlor. Am besten gelangen ihm Köpfe alter Männer. Gemälde von ihm zur Verherrlichung des Königs Franz sind zu Fontainebleau. 4) Francesco de R., genannt de Salviati, geb. 1510 in Florenz, Schüler des Andrea del Sarto u. des Baccio Bandinelli u. Freund Vasaris; er lebte einige Zeit in Rom, Venedig u. in Paris, von wo er nach Rom zurückkehrte, u. st. 1563. Seine bedeutendsten Arbeiten sind in den Palästen Salviati u. Farnese in Rom; die Schlacht des Fur. Camillus im Palast Vecchio in Florenz u. einige große Bilder in der Sala regia des Vaticans. 5) Cristofero Grimaldi, 1534–36 Doge von Genua, s.d. (Gesch.). 6) Asarja, geb. 1513 in Mantua, jüdischer Gelehrter, st. 1677 in Ferrara; er ist Begründer der biblischen Kritik u. schr.: Meor Enajim, Mant. 1574 u.ö. 7) Properzia de R., aus Bologna; schnitzte Basreliefs in Pfirsichkerne u. arbeitete in Marmor; aus Gram über eine unglückliche Liebe zu einem jungen Manne, davon sie in einem Basrelief von Potiphars verschmähter Ehefrau ein Denkmal hinterließ, st. sie 1539. 8) Giov. Ant. de R., Edelsteinschneider, lebte um 1540 in Mailand. 9) Giovanni Battista, genannt Gobbino, ein Veroneser, um 1648; er war das genaue Conterfei einer buckligen Figur, welche sein Vater für einen Weihkessel fertigte, während seine Mutter mit ihm schwanger ging. 10) Quercio, geb. 1696 in Coingo, erwarb sich als katholischer Kanzelredner u. Schriftausleger große Verdienste; war auch Dichter; er st. 1760 u. schr.: Quaresimale (Fastenpredigten), Vened. 1754; Lezione sulla scrittura u.a. 11) Giovanni Gherardo de R., geb. 1764 in Rom, war Advocat, zugleich Improvisator u. Dichter u. st. 1827; schr.: Favole, Rom 1788; Comedie, Bassano 1790–98, 4 Bde. (darunter Le lagrime della vedova); Scherzi poetici et pittorici sopra amore, Rom 1794; Poesie, Pis. 1798; Nuove favole, Rom 1801; Vita d'Angelica Kaufmann, Flor. 1810 u.a. m. 12) Giovanni Bernardo de R., Professor der orientalischen Sprachen in Parma; schr. u.a.: Variae lectiones vet. test., Parma 1784–88, 4 Bde. 13) Gaetano, geb. 1772, italienischer Librettoschreiber, st. 1855 in Verona; er schr. über 100 Operntexte, deren von Rossini, Bellini, Donizetti etc. componirt wurden. 14) Pellegrino, Graf R., geb. 13. Juli 1787 in Carrara, studirte in Bologna die Rechte, wurde Substitut des Staatsprocurators bei dem dortigen Gerichtshofe, war eine Zeit lang Advocat u. wurde 1812 Professor der Rechte in Bologna; nach dem Ende der französischen Herrschaft ging er nach England u. 1816 nach Genf, wo er erst Vorlesungen über Geschichte u. Gesetzgebung hielt u. 1819 Professor des Criminalrechts, 1820 in den Großen Rath gewählt u. 1830 als Gesandter zur Tagsatzung geschickt wurde. Bon Genf ging er 1833 nach Paris, wo er 1834 die Professur der politischen Ökonomie am Collége de France u. dann die des constitutionellen Rechts an der Universität erhielt, in welcher letzteren Stellung er als Fremder u. Anhänger der Regierung mehrfache Kränkungen von den Studenten erfuhr. 1839 zum Pair ernannt, legte er seine Lehrämter nieder, trat 1840 in den Staatsrath u. ging im April 1845 als außerordentlicher Gesandter nach Rom, wo er Frankreich gute Dienste in der Vermittelung der Jesuitenfrage leistete. 1946 wurde er zum französischen Botschafter in Rom ernannt u. zum französischen Grafen erhoben, 1848 aber seiner Stelle von der republikanischen Regierung entsetzt u. zog nach Carrara, wo er den Liberalen spielte. Nach der Rückkehr des Herzogs von Modena kehrte er nach Rom zurück, wo er das Ministerium Soglia von 1848 bildete, in welchem er selbst das Innere, provisorisch auch das der Polizei u. Finanzen übernahm (s. Kirchenstaat, Gesch.). Als er am 15. [376] November zur Eröffnung der Kammern gehen wollte, wurde er vor dem Versammlungshause (dem Palaste Cancellaria) von einem Banditen ermordet. Der Mörder Sante Costantini aus Foligno wurde erst später entdeckt u. im Juli 1854 in Rom hingerichtet. Er schr.: Traité du droit pénal, Par. 1829, 3 Bde.; Cours de droit constitutionel, ebd. 1836; Cours d'économie politique, ebd. 1839 f., 2 Bde., u.a. m. 15) Henriette, Gräfin R., Sängerin, s. Sontag.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 376-377.
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