Kerner, Justinus

[120] Kerner, Justinus, ein trefflicher deutscher Lyriker neuester Zeit, geb. 1786 zu Ludwigsburg im Würtembergischen, wurde Anfangs zum Handelsstande bestimmt, entzog sich aber unter dem Schutze des Dichters Conz der geisttödtenden Beschäftigung, ging nach Tübingen, studirte mit Eifer die Arzneiwissenschaft und zeichnete sich bald als lyrischer Dichter und medicinischer Schriftsteller aus. Seine »Reiseschatten des Schattenspielers Luchs« erregten allgemeines Aufsehen und zogen dem jungen Dichter die Aufmerksamkeit Jean Paul's zu. Mit seinem innigen Freunde Uhland zugleich besorgte er die Herausgabe des »schwäb. Musenalmanachs« und des »deutschen Dichterwaldes.« Seine schönsten Poesien sind in den genannten Werken, den romantischen Dichtungen und der Sammlung seiner Gedichte (Stuttgart, 1834) enthalten. Das Studium des Magnetismus hat J. Kerner auch zur Herausgabe der »beiden Somnambülen,« der »Seherin von Prevorst« u. a. Schr. m. veranlaßt, welche in neuester Zeit eine lebhafte Opposition fanden und der Vermuthung Raum geben, der Dichter habe die Manifestationen seiner Phantasie in das Gebiet der medicinischen Wissenschaften zu übertragen gestrebt, ohne sich vielleicht dieses Strebens selbst bewußt zu sein. Er lebt seit 1818 als Oberamtsarzt zu Weinsberg.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 120.
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